Im Zwiespalt der Gefuehle
tiefblauen Augen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Lankonien, Daire, Cilean, der Thronanspruch ihres Bruders — all das erschien ihr auf einmal wie ein ferner Traum. Als sie sich bewegte, wogte der Samt um ihren Körper. Das Licht der Kerzen ließ Rowans blondes Haar schimmern.
»Du mußt deine Tunika ausziehen und dich auf den Bauch legen«, ordnete sie an, wobei sie versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu beherrschen.
Sein Blick war verlangend, und seine Lippen öffneten sich, als er ihr zuerst in die Augen und dann auf ihren Mund sah. Er stellte seinen Wein beiseite, schnallte seinen Gürtel auf und streifte die Tunika ab. Sein Oberkörper glänzte nackt, und der Kerzenschein flackerte auf seinen mächtigen Muskeln. Sie strich leicht mit den Fingerspitzen über eine Narbe auf seiner Schulter.
Rowan lächelte ihr zu. »Ich habe Feilan nicht meine volle Aufmerksamkeit geschenkt, und da dachte er, er müßte mir eine Lektion erteilen. « Er ergriff ihre Finger und führte sie an seine Lippen. »Du bist wunderschön, Jura«, sagte er und küßte ihre Finger. Dann nahm er ihren Daumen in den Mund und strich mit der Zunge sanft darüber. Ihre Handgelenke bedeckte er mit kleinen, knabbernden Küssen ehe er seine Lippen über ihren Unterarm gleiten ließ. »Ich habe schon bei unserem ersten Treffen bemerkt, daß du schön bist, aber jetzt… «
»Bin ich so hübsch wie deine Engländerinnen? « flüsterte sie forschend. »So hübsch wie die Frau, die du hättest heiraten sollen? «
Er lachte kehlig. »Keine Engländerin würde einem Vergleich mit dir standhalten. « Er legte ihren Arm in seinen Schoß und sah sie an. »Wenn du meine Schultern massieren willst, dann solltest du vielleicht auch weniger anhaben. «
Jura schoß das Blut ins Gesicht. Sie hatte sich schon öfter vor ihm ausgezogen, aber irgendwie veränderte das sanfte Kerzenlicht die Situation. Außerdem ahnte sie, daß es ihr wieder nur Schmerzen verursachten würde. Aber irgendwie hatte sie keine Angst davor. Sie fühlte nur dasselbe Lampenfieber, das sie immer vor einer Schlacht empfand.
Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Dann streifte sie den Überrock aus Samt über ihren Kopf. Jetzt trug sie nur noch das enganliegende seidene Unterkleid. Das jahrelange Training hatte ihre Hüften sanft gerundet, die Taille schmal werden lassen und ihre Brüste straff gemacht.
Rowan betrachtete sie. Er stöhnte so laut, daß Jura lächeln mußte. Es erschien ihr irgendwie leichtfertig, daß dieser Engländer körperliche Schönheit bevorzugte, aber es tat ihr sehr, sehr gut, wenn er sie so ansah.
»Jura«, flüsterte er und streckte die Arme nach ihr aus.
Es schien ganz selbstverständlich zu sein, daß sie sich an ihn schmiegte. Sich ihm jetzt zu versagen, wäre genauso, als würde sie einem Verdurstenden einen Schluck Wasser verwehren.
Er küßte zärtlich ihren Mund und benahm sich so, als ob sie alle Zeit der Welt hätten. Spielerisch berührte er ihre Lippen mit der Zungenspitze. Jura lag mit geschlossenen Augen in seinen Armen.
Langsam hoben sich ihre Lider, und sie sah ihn an. Seine Augen waren halb geschlossen, sein Mund sanft. Noch nie hatte sie diesen Ausdruck auf dem Gesicht eines Mannes gesehen. Erst recht nicht bei diesem Engländer, der meistens mißvergnügt die Stirn runzelte. Jetzt lag Verlangen in seinem Blick, aber auch Zärtlichkeit und Zufriedenheit. Juras Herz schlug ein klein wenig schneller. Dieser Engländer hatte behauptet, er würde sie lieben. Konnte das wahr sein? Bedeutete sein Gesichtsausdruck etwa, daß er sie - liebte?
Er liebkoste ihr Gesicht. Zuerst mit den Fingerspitzen, dann legte er seine Hand an ihre Wange. Seine Finger streichelten über ihr Haar. Er hauchte Küsse auf ihre Mundwinkel und die Augenlider. Jura wurde still in seinen Armen und genoß seine sanften Liebkosungen. Aber ihr Herz schlug immer schneller. War es denn zu glauben, daß dieser Mann, der fluchen, kämpfen und wütend sein konnte, eine Frau so zärtlich behandelte?
Wieder küßte er ihre Lippen, und diesmal erwiderte sie seinen Kuß. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und preßte ihre mit Seide verhüllten Brüste an seinen nackten Oberkörper.
»Jura, mein Liebes«, flüsterte er an ihrem Hals. Seine heißen Lippen berührten ihre Haut.
Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie glaubte, ersticken zu müssen. Seine Finger ertasteten die Bänder, die ihren Rock hielten. Langsam löste er sie.
Sie stöhnte
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