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Imagon

Imagon

Titel: Imagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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das Werk dieser Kreaturen? Dann könnte ich meinen Krankenbericht zumindest um einen neuen Terminus und die Nennung einer – jedenfalls mir – unbekannten Spezies bereichern.«
    DeFries betrachtete von seinem Platz aus lange meine Hand. »Nein«, entschied er. »Nein, dafür muss etwas anderes verantwortlich gewesen sein. Etwas, dass seine Form und seine Gestalt nicht in die Welt der Lebenden zu übertragen pflegt. Das keine Erinnerung an sich zulässt.« Und mit einem drohenden Unterton fügte er hinzu: »Sich an das Unvorstellbare, Unbegreifliche zu erinnern, könnte Ihren Tod bedeuten, Poul …«
    Rijnhard verzog gequält das Gesicht. »Gehirnwäsche? Im Atlantikum? Durchgeführt von Aliens? Gottverdammt!« Er knallte DeFries die Computerausdrucke vor die Füße. »Nichts, aber auch gar nichts beweist bisher, dass Dr. Silis von einem dämonischen schwarzen Brei in die Vergangenheit gerissen wurde. Und schon gar nicht, dass er dort wochenlang gelebt hat, um letztlich von Außerirdischen misshandelt und in unsere Zeit zurückgeschickt zu werden! Dr. Silis war in der Höhle einige Minuten verschwunden, und als er wieder auftauchte, sah er so aus, wie wir ihn nun vor uns haben. Sagten Sie nicht selbst, er sei zuvor allein in Richtung Kavernenmitte gelaufen? Womöglich haben Sie ihn dabei nur aus den Augen verloren und …«
    »Halten Sie den Mund, gottverdammt!«, erregte sich DeFries plötzlich und schnellte von seinem Stuhl hoch. »Was wollen Sie sich damit einreden, Mann? Was wollen Sie sich beweisen? Das nicht sein kann, was nicht sein darf? Sie sollten einen Posten im Vatikan annehmen, falls Sie diese Sache überleben, Rijnhard!«
    Die Tür flog auf, und Maqi stand mit entschlossenem Gesichtsausdruck im Raum. Er schenkte mir einen Blick, als sei ich, der ich sprachlos im Schaum lag, für den ganzen Streit verantwortlich. DeFries raufte sich die Haare und beruhigte den Inuit schließlich mit einem Handwinken. Maqi runzelte die Stirn, zog aber die Tür wieder hinter sich zu.
    »Ich habe den Wächter gesehen«, erklärte DeFries mit gedämpfter, aber überzeugter Stimme. »Maqi und ich waren nur wenige Schritte entfernt, als er Poul gepackt hat. Ehe wir die Grube erreichten, waren Poul und diese schwarze Kreatur bereits wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Sagten Sie nicht, am Grund dieser Grube befinde sich eine verschlossene Steinplatte?«
    »Ja«, nickte DeFries. »Auf ihrer Oberfläche prangt ein Sternbild – mit unserem Sonnensystem als Zentrum …«
    Rijnhard winkte abwehrend mit den Händen. »Eine Steinplatte, auf der Sie Dr. Silis kurze Zeit später fantasierend und um Wasser bettelnd wiedergefunden haben. Könnte es vielleicht sein, dass er gar nicht in die Vergangenheit gerissen wurde, sondern lediglich in einen verborgenen Raum unterhalb dieser Platte?« Er deutete auf mich, als er fortfuhr: »In einen Raum, in dem ihm das hier angetan wurde? Wäre das nicht weitaus realistischer?«
    DeFries schien eine Weile darüber nachzudenken, ehe er fragte: »Und wer oder was soll ihm das angetan haben? Hier, in unserer Welt? In unserer Zeit? Und falls es tatsächlich so sein sollte, wozu mag es dann noch fähig sein? Ist es allein? Wie viele seiner Art hausen dort unten im Tempel – in unmittelbarer Nähe der Station?« Er stieß ein heiseres Lachen aus. »Fühlen Sie sich denn von Ihrer eigenen Hypothese nicht im Geringsten bedroht, Rijnhard?« DeFries stand auf und sagte: »Sie sollten inzwischen wissen, dass hier Mächte am Werk sind, die unser Vorstellungsvermögen übersteigen. Spätestens, seit Sie den Flammenwerfer auf Soerensen gerichtet haben …«
    DeFries hielt Rijnhards Blick stand und ließ seine Bemerkung wirken. Mit dem Resultat, dass der Arzt sich schließlich resignierend abwandte und den Rest seines Whiskeys in sich hineinkippte.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte Rijnhard sich danach wesentlich beherrschter. »Ich bin Wissenschaftler …«
    »Das waren wir alle einmal«, machte ich mich bemerkbar und ergriff damit offenkundig Partei. »Ich weiß, wovon ich spreche.« Mit diesen Worten stieg ich aus der Schaumwanne und präsentierte meinen vernarbten Körper. »Ich weiß, was ich erlebt und gesehen habe, und Ihre Analysen sprechen eine deutliche Sprache. Früher waren wir Wissenschaftler. Jetzt sind wir nur noch winzige Rädchen in einem grausamen, kosmischen Plan, der nur seine eigenen Gesetze kennt. Wir sind nicht allein auf dieser Welt – und wahrscheinlich werden wir es auch niemals

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