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Imagon

Imagon

Titel: Imagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Schüttelkrampf unterbrach ihn.
    »Was war in der Bombe?«, fragte DeFries.
    Broberg versuchte die Augen zu schließen, doch das fehlende Lid in seiner verbrannten Gesichtshälfte verhinderte es. Erneut wurde er von einem Krampf geschüttelt, doch diesmal waren es nicht die Schmerzen, die seinen Körper erbeben ließen, sondern ein stummes Lachen. Er murmelte etwas, das wir nicht verstanden. Ich hielt mein Ohr dicht an seine Lippen, als er es wiederholte. Danach starrte ich nur ungläubig auf Broberg, der meinen Blick ausdruckslos erwiderte.
    »Das ist nicht Ihr Ernst …«, flüsterte ich.
    Ein missratenes Lächeln umspielte Brobergs blasenbedeckte Lippen.
    »Was hat er gesagt?«, drängte DeFries.
    Ich musste schlucken. »Jorgensen …«
     
    Von der anderen Seite des Kraters drang ein Heulen herüber, von dem wir nicht sagen konnten, ob der plötzlich aus seiner Flugbahn gerissene Helikopter es verursacht oder der Shoggothe es ausgestoßen hatte. Einer seiner Fangarme hatte sich um das Heck der Maschine geschlungen, worauf diese von einem Moment zum andern wie eine Keule im Griff des Shoggothen lag. Das Cockpit gen Himmel gerichtet und das sichere Verderben vor Augen, schoss der Pilot dennoch zwei weitere Raketen ab. Sie stiegen senkrecht in den Himmel empor, ehe die automatische Zielerfassung sie zu einer 180 Grad-Wendung zwang und in den Leib des Shoggothen steuerte. Noch während die Zwillingsexplosion seinen Gallertkörper schier auseinander riss, schleuderte der Fangarm den Helikopter davon. Die Maschine wirbelte Hunderte Meter weit unkontrolliert durch die Luft, ehe sie unmittelbar über dem Tempel gegen die Flanke des Mount Breva krachte.
    DeFries und ich, die wir das Drama atemlos verfolgt hatten, schafften es gerade noch, uns schützend über Broberg zu ducken, ehe sämtliche an Bord des Helikopters verbliebenen Sprengkörper auf einmal explodierten. Die Wucht der Detonation sprengte Tonnen von Gestein aus der Bergwand, drückte das Dach der Tempelanlage ein und riss den unteren Teil der Treppe, die hinauf zur Station führte, einfach fort. Mit lautem Getöse begrub der Felssturz einen Großteil des Gebäudes, durchschlug die Dächer der Eishallen und verschwand in der Tiefe. Faustgroße Steine und Metallteile des geborstenen Helikopters flogen wie Geschosse umher bis zu uns herüber, die wir weitab der Explosion auf dem Boden kauerten.
    »Die Treppe …«, stieß DeFries aus. »O nein, nicht die Treppe! Wie sollen wir …?« Er sah hilflos zur rauchenden Tempelruine hinüber und murmelte: »Alles kollabiert … alles geht nieder … Qur darf nicht aufhorchen … es darf nicht …«
    Erneut drang von der Station her Rotorenlärm zu uns herab, doch der Helikopter sollte es nicht mehr schaffen, zu starten.
    Mit einer für seine monströse Masse atemberaubenden Geschwindigkeit strebte der Shoggothe dem Geräusch entgegen, überbrückte in Sekundenschnelle die Distanz zum Kraterrand, kroch die Klippe empor und fiel wie eine Naturgewalt über die Station her. Hoch aufgerichtet, ließ er seine Fangarme auf alles niederfahren, was sich jenseits des Kraterrandes befand und bewegte. Wohncontainer, Helikopter und Menschen wirbelten wie Spielzeug durch die Luft oder wurden unter seinen wirbelnden Tentakeln zerschmettert. Zwei gewaltige Feuerbälle schossen kurz nacheinander gen Himmel, als die Dieseltanks im Infra-Block explodierten. Bis der Schall der Detonationen uns erreicht hatte, stieg bereits dichter schwarzer Rauch von der Station auf.
    »Solange wir in der Nähe des Wracks bleiben und uns nicht rühren, sind wir wahrscheinlich am sichersten«, befand ich.
    »Solange wir hier herumsitzen wie auf einem Präsentierteller, sind wir so gut wie tot«, entgegnete DeFries. »Was ist nun mit Jorgensen?«
    »Kroghs Leute haben auf Basis der bei ihm gefundenen Tumorzellen offenbar eine Art Anti-Serum hergestellt und an Proben seines wuchernden Gewebes getestet«, erklärte ich. »Die Tumore wurden daraufhin vollständig zersetzt, sämtliche Zellmembranen lösten sich auf. Übrig blieb lediglich eine Wanne voll Schleim. Das Anti-Serum wurde daraufhin zu einem Aerosol verarbeitet und unter hohem Druck in einem Gasbehälter verdichtet. Als der Zündsatz der Kapsel über dem Shoggothen detonierte, wurde der Behälter zerstört, worauf das Gas explosionsartig dekomprimierte und sich innerhalb von Sekunden in dem unterirdischen Hohlraum ausbreitete.«
    DeFries sah bestürzt auf Broberg herab. »Eine Aerosol-Bombe …!« Er

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