Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
von der Seite ansah, hellte sich seine Stimmung etwas auf. Ah, jetzt käme sicher endlich die lang ersehnte Rede über gutes Benehmen und das Verhalten, das sie von einem professionellen Beschützer im Umgang mit einer hochwohlgeborenen Yankee-Braut wie ihr erwartete. Verdammt, er hätte wissen müssen, dass sie ihn nicht vor ihrer Assistentin und der Grande Dame herunterputzen würde; dafür war sie viel zu wohlerzogen. Ein öffentlicher Rüffel war ganz einfach nicht ihr Stil. Wahrscheinlich hatte sie sich ihre Predigt bereits sorgfältig im Kopf zurechtgelegt – denn schließlich war sie der höfliche, vorsichtige, methodisch vorgehende Typ.
Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie mit den Fingerspitzen über den Rand des Schalensitzes glitt, und mehrere Herzschläge vergingen, ehe sie ihn fragte: »Wer ist Clyde Lydet?«
»He?«
»Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wer -«
Er winkte lässig ab. »Ich habe gehört, was du gesagt hast, Rosenknospe. Nur hatte ich ganz einfach etwas völlig anderes erwartet.« Er warf ihr einen Blick zu, ehe er sich wieder auf die Fahrbahn konzentrierte. »Clyde Lydet handelt mit gestohlenen Waffen. Aber er verkauft nicht einfach irgendwelche Waffen, sondern hat sich auf antike Feuerwaffen spezialisiert.« Er zuckte mit den Schultern. »Allerdings ist sein Geschäftsradius auf New Orleans beschränkt.«
»Und warum suchen Sie ihn?«
»Weil ich glaube, dass es eine Verbindung zwischen ihm und dem Höschen-Klauer gibt, wegen dem ich mich gestern mit dem Pingelpott gestritten habe.«
»Mit wem?«
»Pfeffer, dem ahnungslosen stellvertretenden Revierleiter.« Er hätte beinahe schwören können, dass sie ihre vollen Lippen zu einem amüsierten Lächeln verziehen wollte, doch bis er sie genau ansehen konnte, hatte sie sich bereits wieder unter Kontrolle und blickte ihn völlig reglos an. Allerdings brannte etwas in den grauen Tiefen ihrer Augen, etwas, das er lieber nicht genauer überdächte, und so riss auch er sich zusammen und erklärte: »Angeblich treibt sich Lydet des Öfteren im French Quarter herum, und ich würde wesentlich lieber versuchen ihn zu finden, als mir vor Ihrem Büro die Beine in den Bauch zu stehen.«
»Was hat dieser Höschen-Klauer getan?«
»Er ist bei einer Reihe von Frauen eingebrochen und hat sie mit vorgehaltener Waffe gezwungen, sich vor ihm auszuziehen.«
»Wie schrecklich.« Vor lauter Mitgefühl bekam sie eine regelrechte Gänsehaut und fragte: »Kann ihn denn nicht irgendeine dieser Frauen identifizieren?«
»Er stellt sich seinen Opfern ganz bestimmt nicht vor«, antwortete Beau in einem Ton, der seine Ungeduld verriet. »Er hat eine Sammlung von Karnevalsmasken, hinter denen er sein Gesicht versteckt.«
»Oh, mein Gott.« Sie starrte ihn entgeistert an. »Edward Haynes hat eine solche Sammlung.«
»Hier in New Orleans hat so gut wie jeder mindestens eine Maske irgendwo rumfliegen«, erklärte ihr der Polizist. »Die Dinger, von denen ich spreche, werden praktisch überall verkauft.«
»Ja, natürlich. Das hätte ich wissen müssen.« Dann runzelte sie nachdenklich die Stirn. »Aber was haben Lydets gestohlene antike Waffen mit einem Mann zu tun, der Frauen zwingt, sich vor ihm auszuziehen?«
»Denk mal kurz darüber nach, Zuckerbäckchen. Meine Schwester Josie Lee war sein letztes Opfer und -«
»Oh, Beau«, fiel Juliet ihm ins Wort. »Das tut mir Leid. Das muss traumatisch für sie gewesen sein.«
Er sah sie verstohlen an, entdeckte das ehrliche Mitgefühl in ihren Augen und zwang seinen Blick wieder auf die Straße. Scheiße. Er wollte nicht, dass sie ein warmes, mitfühlendes Wesen war, und um ihre Sorge von sich abzuschütteln, zuckte er ungeduldig mit den Schultern und erklärte: »Tja, nun, sie meint, dass es für mich traumatischer als für sie selbst war.« Um sich keine Bemerkung von Juliet anhören zu müssen, redete er eilig weiter. »Die Waffe, die der Höschen-Klauer benutzt hat, war eindeutig antik. Josie Lee hat sie sehr detailliert beschrieben, und ich bin mir so gut wie sicher, dass ich dieselbe Beschreibung schon mal irgendwo bekommen habe. Etwas daran erinnert mich an einen anderen, weit zurückliegenden Fall. Damals war ich noch ein kleiner Streifenpolizist und habe Lydet festgenommen.«
Juliet bedachte ihn mit einem Blick, der nur als bewundernd bezeichnet werden konnte. »Ihre Arbeit ist sicher furchtbar aufregend.«
»Wenn ich richtige Polizeiarbeit mache, statt den Babysitter zu spielen, kann das durchaus
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