Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
Jahre alt und kämpfte noch immer mit dem instinktiven Wunsch, seine Anerkennung zu gewinnen. Wie alt müsste sie werden – fünfunddreißig, fünfundvierzig, fünfzig? -, bevor sie endlich lernte, ihm als Erwachsene zu begegnen und nicht mehr wie ein Kind?
Wenigstens hatte sie sich diesmal gegen ihn behauptet, und es war nicht so schwer gewesen wie gewöhnlich. Etwas hier unten schien eine Veränderung in ihrer Haltung zu bewirken, die eindeutig positiv zu werten war. Sie ließ die Hände auf die Schreibtischplatte sinken, straffte ihren Rücken, griff nach den Papieren, in deren Durchsicht sie durch seinen Anruf unterbrochen worden war, erblickte ihr Spiegelbild auf der geschwungenen Oberfläche einer blank polierten Messingvase und beugte sich, fasziniert von dem verführerischen Anblick, ein Stückchen weiter vor. Mein Gott. War das etwa sie? Hatte sie tatsächlich derart volle, rosenfarbene Lippen, einen derart sinnlichen Blick und derart neckisch aus dem Knoten hervorquellendes Haar? Sie lehnte sich zurück.
Vielleicht sollte sie es sich noch einmal überlegen, ob sie die Veränderung, die sie in dieser Stadt erfuhr, tatsächlich als positiv empfand. Denn die Frau, die ihr aus der Vase entgegenblickte, war ihr vollkommen fremd.
In den nächsten Tagen gab sie sich die größte Mühe, wieder die Frau aus sich zu machen, die sie kannte. Noch vor einer Woche wäre dieses Bestreben völlig natürlich für sie gewesen, nun aber machte es die allergrößte Mühe. Ihre Haare wollten einfach nicht in dem ordentlichen, straffen Knoten bleiben, und sie merkte, dass es ihr schwer fiel, nicht die Hand nach dem Lippenstift auszustrecken, der griffbereit auf der Kommode in ihrem Schlafzimmer lag. Selbst mit dem allerbesten Willen brachte sie es ganz einfach nicht über sich, bei dieser grauenhaften Hitze Nylonstrümpfe anzuziehen. Zwar weigerte sie sich standhaft, sich von Beau erneut durch die Gegend schleppen zu lassen; wenn sie ganz ehrlich war, musste sie sich aber eingestehen, dass ihr die Aufregung fehlte.
Seit nunmehr beinahe zwei Wochen war nicht das Mindeste passiert. Fast wünschte sie sich, dass etwas geschähe, denn die Tage gingen völlig ereignislos dahin, und Beaus Ruhelosigkeit nahm dementsprechend beinahe stündlich zu. Ein ruheloser Beau war eindeutig eine Gefahr für ihre Entschlossenheit, wieder die alte Juliet zu sein. Die verführerische Freiheit, die er repräsentierte, stellte ein Risiko für ihre Seelenruhe dar.
Eindeutig waren selbst Polizisten nicht vierundzwanzig Stunden täglich in irgendwelche aufregenden Geschehnisse verwickelt. Da Beau augenblicklich niemanden mit seinem GTO verfolgen, sich nicht in irgendwelchen schummerigen Bars nach Verdächtigen umsehen oder sonst irgendwelche haarsträubenden Dinge unternehmen konnte, lenkte er seine Aufmerksamkeit verstärkt auf sie und wurde dabei täglich dreister.
Gestern war er mit einem gelben T-Shirt mit dem Aufdruck WÄHL DIE 991 UND LASS EINEN POLIZISTEN KOMMEN im Hotel erschienen, und immer wieder kam er zu keinem anderen Zweck in ihr Büro, als sich auf die Kante ihres Schreibtisches zu fläzen und sie mit irgendwelchen idiotischen Gesprächen von der Arbeit abzulenken, was – wie sie sich eingestehen musste – auch nicht weiter schwierig war. Der Mann konnte die harmloseste Äußerung in eine Peinlichkeit verwandeln, und es war vollkommen sinnlos zu versuchen, sich spontane Antworten auf seine Blödeleien zu verkneifen, weil er sie nicht eher in Ruhe ließ, als bis er eine Reaktion von ihr bekam. Es schien ihm einen Heidenspaß zu machen, sie zu provozieren, und es war ihm offensichtlich vollkommen egal, ob sie eher wütend wurde oder tugendhaft und spießig klang.
Das musste eine Folge der Langeweile sein, die er empfand.
Juliet blickte sich auf der von Celeste auf der River-Road-Plantage organisierten Gartenparty um und hoffte, Beau würde sie in dem Gedränge nicht sofort entdecken. Wenn jemand anderes in der Nähe war, konnte sie sich darauf verlassen, dass er sich durch und durch professionell gebärdete, sobald sie jedoch nur für einen Augenblick mit ihm allein war, gingen sämtliche Gäule mit ihm durch. Und das Paar, mit dem sie sich während der letzten Minuten unterhalten hatte, schlenderte gerade gut gelaunt davon.
Während sie ihr Glas mit Eistee in der linken Hand hielt und gleichzeitig mit der rechten in ihrer Handtasche nach ihrer Checkliste und einem Kugelschreiber suchte, spürte sie plötzlich seinen
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