Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
wusste, triebe er sie zu weit, ließe sie ihn abziehen, doch sie hatte sich abermals hinter ihrem verdammten, tadellosen Benehmen vor ihm verschanzt und rief dadurch aus irgendeinem Grund das Verlangen in ihm wach, sie aus der Reserve zu locken. Er ließ die Schultern kreisen, um sich zu entspannen. Was sollte es? Zumindest hatte er sie dadurch, dass er seinen Impulsen freien Lauf gelassen hatte, hinter ihrer dicken Mauer hervorgelockt. Und außerdem war es ganz einfach unterhaltsam, sie dadurch auf die Palme zu bringen, dass er sich möglichst rüpelhaft benahm.
Sein Amüsement nahm jedoch merklich ab, als er verfolgen musste, wie ein eleganter Schnösel nach dem anderen sie auf dem Weg durch den Garten aufhielt, weshalb er, bis sie ihn endlich erreichte, ungeduldig am Knoten seiner Krawatte zog.
»Sie haben mich hergebeten?«, fragte sie ironisch und sah ihm ins Gesicht.
»Können wir allmählich gehen? Die Fete neigte sich anscheinend langsam ihrem Ende, und die Wolken, die sich über unserem Kopf zusammenbrauen, gefallen mir nicht.« Je näher die dichten Wolken ihnen kamen, umso dunkler wurde auch der Himmel, doch als er an ihr vorbeisah, musste er erkennen, dass auch wenn die meisten Gäste langsam in Richtung des Parkplatzes marschierten, der auf der anderen Seite des Herrenhauses lag, ein paar Unermüdliche noch immer ihre Teetassen an ihre Lippen hoben und ein Häppchen nach dem anderen verschlangen, als wäre dies ihr letztes Mahl. »Muss eigentlich keiner von diesen Typen seinen Lebensunterhalt mit arbeiten verdienen?«
»Tja, wir sind eben nicht alle dazu geschaffen, furchtlos Recht und Ordnung zu verteidigen wie Sie«, informierte sie ihn trocken. »Trotzdem habe ich eine Neuigkeit für Sie. Die meisten der Frauen, die ich heute getroffen habe, verwenden ebenso viel Zeit und Mühe auf ehrenamtliche Tätigkeiten wie Sie auf Ihren Job.«
»Und Wohltätigkeitsbälle sind eindeutig genau das, was die Welt dringend braucht.«
»Himmel, Beauregard Dupree, Sie sind ein unverbesserlicher Snob!«
Er starrte böse auf sie herab. »So ein Quatsch.«
»Gar kein Quatsch. Wenn auch vielleicht in umgekehrter Richtung, sind und bleiben Sie ein Snob.« Diese Entdeckung schien sie regelrecht zu freuen. Sie trat einen Schritt näher, zupfte kurz an seinem Schlips und erklärte: »Mit diesen Wohltätigkeitsbällen, die Sie derart verachten, werden unzählige wertvolle Projekte finanziert.« Sie schob sich ihre kleine Handtasche unter den Arm, legte auch die zweite Hand an Beaus Krawatte und rückte den Knoten unter seinem Adamsapfel zurecht. »Dort wird jede Menge Geld für Menschen gesammelt, die andernfalls nichts hätten.«
Er riss ihr die Krawatte aus den Händen. »Ja, ja, ja. Wahrscheinlich hast du Recht.« Er zog den Knoten abermals hinunter bis zum zweiten Knopf von seinem Hemd.
»Und da wir gerade von förmlichen Veranstaltungen reden, als Nächstes ist die Cocktailparty dran. Müssen wir Ihnen dazu noch einen Frack besorgen?«
Er sah sie mit gebleckten Zähnen an. War er vielleicht eins ihrer wohltätigen Projekte? »Wir sind hier in New Orleans, Rosenknospe – Heimstatt des Cotillion Ballroom. Hier besitzt jeder einen Frack. Ich habe meinen von meinem Dad geerbt.« Bevor sie weiter an seiner Garderobe zupfen konnte, packte er ihre Hände und schob sie bis auf Armeslänge von sich fort. »Was bist du mit einem Mal so ausgelassen?«
»Finden Sie, ich wirke ausgelassen? Ich bin nicht ausgelassen, sondern einfach zur Abwechslung mal nicht verlegen. Sicher sind Sie einfach verwirrt, weil ich mal keinen roten Kopf während eines Gesprächs habe.«
»Tja nun, meinetwegen, aber wenn du noch mal an meinem Schlips rumzupfst, sehe ich mich gezwungen, körperliche Gewalt anzuwenden -«
Plötzlich ertönte ein lauter Knall, die Rinde der immergrünen Eiche hinter ihnen beiden flog ziellos durch die Gegend, Beau war sofort hellwach. »Runter«, brüllte er Juliet an.
Sie starrte ihn verwundert an, weshalb er sie einfach packte, auf die Erde schleuderte und sich schützend auf sie warf. Als der zweite Schuss ertönte, riss er, bevor der nächste Rindenregen auf sie beide niederging, seinen Revolver aus dem Halfter, hob den Kopf und zielte mit der Waffe in die Richtung, aus der auf sie geschossen worden war.
»Jemand hat auf uns geschossen?«, fragte Juliet ihn mit ungläubiger Stimme.
Die Schreie mehrerer weiblicher Gäste nahmen allmählich ab, doch es rannten so viele Leute aufgeregt über den Rasen, dass es
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