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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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brauchen nichts zu verstehen. Tun Sie, was ich sage, aber rasch. Und wie du ihm gehorcht hast!»
    Susan blickte ihn schelmisch an, und um ihre Mundwinkel zuckte es verräterisch. «Er ist sehr attraktiv, findest du nicht?» sagte sie.
    «Oh, gewiß. Und Sir Richard wohl auch?»
    Susans Augen weiteten sich erstaunt, und sie sagte: «Sir Richard? Wie kommst du denn auf den?»
    Marks Stimme überschlug sich fast. «Oh, Susan, tu doch nicht so verflucht unschuldig! Hast du denn nicht gemerkt, daß Sir Richard in dich verliebt ist? Und jetzt wird wohl auch noch dieser Hero dir...»
    Da sagte Susan etwas, was jeden Mann, doch den jungen Paradine mit seinem heftigen Temperament ganz besonders, zur Raserei bringen mußte. «Nicht so laut, Mark», mahnte sie ihn.
    Nun ließ er seiner Wut erst recht freien Lauf und brüllte: «Warum sollte ich in meinem Hause nicht laut reden dürfen? Du zwingst einen ja dazu. Der Himmel weiß, warum ich dich so liebe. Ich frage dich zum letztenmal — wirst du aus diesem Zimmer ausziehen?»
    Susan antwortete: «Nein.» Doch ihre Stimme klang nicht mehr ganz so selbstsicher.
    Mark Paradine drehte sich auf dem Absatz um, stürmte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Susan stand in der Mitte des Zimmers, drückte den Unterrock an sich und blickte zur Tür, in der der Schlüssel noch zitterte. «Er liebt mich wirklich», flüsterte sie zu sich selber. «Ob ich ihn wohl wiederlieben könnte?» Sie lauschte dem Pochen ihres Herzens, wußte aber nicht recht, ob es vor Aufregung so laut schlug oder weil der junge Mann sie beeindruckt hatte. Dann fuhr sie fort, ihre Sachen wegzuräumen.

    Als Susan die Bibliothek betrat, blätterte Hero in einem Buch, das er vom Regal heruntergenommen hatte. Er blickte auf, klappte es zu, stellte es an seinen Ort zurück und sagte: «Schön, daß Sie haben kommen können.»
    , dachte Susan. Die sensiblen Züge und vollen Lippen, das energische Kinn, die etwas zu kräftige Nase und breite Stirn, der widerspenstige Haarschopf waren unbestreitbar anziehend. Gesicht und Bewegungen wirkten angenehm ruhig und locker, und sie zweifelte nicht, daß er zu starken Gefühlen fähig war — Leidenschaft, Zorn, doch auch Zärtlichkeit und Wärme. Aber da war irgend etwas, was sie nicht verstand und nicht mochte, etwas Undefinierbares, über das sie sich nicht im klaren war. Hochmut oder Spott konnte es nicht sein, darauf hätte sie sofort mit Abneigung reagiert. Seine Augen, die sie so aufmerksam betrachteten, waren graugrün, ernst und freundlich — ließen aber doch ein unbehagliches Gefühl in ihr aufkommen. Und in diesen Augen — das erkannte Susan mit weiblicher Intuition — lag das Geheimnis seiner Fähigkeit, Menschen anzuziehen und abzustoßen: , dachte sie bei sich.
    Laut sagte sie: «Huggins hat mir ausgerichtet, Sie wünschten, daß ich Ihnen das Haus zeige. Das hätte wohl jemand von der Familie besser gekonnt.»
    «Daran zweifle ich nicht», erwiderte Hero. «Ich suchte nur nach einer Ausrede, um mit Ihnen unter vier Augen sprechen zu können; es fiel mir nichts Besseres ein.»
    Susan erkundigte sich ohne Umschweife: «Wünschen Sie Auskunft über — » sie zögerte — «über jene Nacht?»
    Hero blickte sie ernsthaft an und schien einen Entschluß zu fassen. «Nein», erwiderte er, «jetzt nicht. Ein andermal. Jetzt möchte ich einiges über Sie erfahren. Wer sind Sie?»
    Susans Erleichterung war offensichtlich. Ihr voller Mund verzog sich zu einem Lächeln, und sie antwortete: «Susan Marshall, Alter dreiundzwanzig, unverheiratet, geboren am 25. Mai 1935 in Roanoke, Virginia.»
    Mr. Hero fuhr im gleichen Tonfall fort: «Vater?»
    «William Marshall, Erster Botschaftsrat der Amerikanischen Botschaft in Bem.»
    «Berufsdiplomat?»
    «Ja.»
    «Mutter?»
    «Helen Marshall, geborene Claybourne. Mutter ist so schön, daß es Ihnen den Atem verschlagen würde.»
    Hero sagte: «Das ist nicht unwesentlich. Sie sind in verschiedenen Ländern Europas erzogen worden, nicht wahr?»
    «Ja, doch hauptsächlich in Paris.»
    Hero sagte: «Es gibt nichts, was sich damit vergleichen ließe», äußerte sich aber nicht näher dazu, sondern fuhr fort: «Kennen Sie in diesem Haus jemand, der Sie hassen könnte?»
    «Jemand? In

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