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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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noch erstaunlicher war, auch die Schubladen herauszuziehen, wo Küchengeräte aller Art aufbewahrt wurden — Messer, Gabeln, Löffel, Schälmesser, Schaber, Schöpfer und dergleichen mehr — , all die Dinge, die jederzeit zum Kochen und Anrichten benötigt werden. Huggins kam herein, leicht ungehalten und schockiert über die Invasion.
    «Suchen Sie etwas, Sir?» fragte er.
    «Ja», erwiderte Hero und fuhr mit seiner Inspektion fort. In einige Schubladen warf er nur einen prüfenden Blick, aus anderen nahm er irgendein Gerät und betrachtete es einen Augenblick, bevor er es zurücklegte. Susan und der Butler schauten ihm sprachlos zu, beeindruckt von seinem Konzentrationsvermögen. Er besaß die Fähigkeit, seine Umgebung zu vergessen und sich ganz in seine Gedanken zu vertiefen.
    In einer Schublade entdeckte er eine Anzahl von Fleischspießchen, spitzen Metallnadeln in verschiedener Länge mit einem Ring am Ende, wie man sie verwendet, um Speck an Geflügel zu heften oder Rollbraten zusammenzuhalten.
    Hero betrachtete sie prüfend, wählte eines aus und untersuchte es näher. Er zog einen Briefumschlag aus der Tasche, schob den Fleischspieß hinein und verwahrte ihn in der Tasche.
    Dann wandte er sich an den Butler: «Von den Kerzen, die vorgestern abend im Speisesaal verwendet wurden — von denen, die verlöschten — , sind wohl keine mehr vorhanden?»
    «Nein, Sir», erwiderte der Butler.
    Susan wunderte sich, woher Hero das wissen konnte, und dachte, daß er nun bestimmt fragen würde: Statt dessen sagte er nur: «Schadet nichts. Wir können uns ja neue machen, wenn wir welche brauchen.» Seine nächste Frage jedoch erstaunte sie noch mehr. «Würden Sie mir bitte zeigen, wo sich der elektrische Sicherungskasten befindet?» sagte er zum Butler.
    Der Mann führte sie in einen kleinen, kahlen Raum, wo sich hoch oben an der Wand außer Reichweite der Hauptschalter befand sowie ein großes Brett mit vielen Sicherungen und schmutzigen kleinen Karten darunter, auf denen stand, zu welchem Teil des Schlosses sie gehörten. Auch ein Plan der gesamten elektrischen Installation im Schloß, in den Stallungen, Garagen usw. hing da.
    Hero zog einen alten Küchenstuhl heran, stieg hinauf und betrachtete die Tafel eine Weile mit der gespannten Aufmerksamkeit, die Susan so faszinierend an ihm fand. Wenn sie hätte beschreiben müssen, wie er in diesem Augenblick aussah, hätte sie gesagt, daß dies das Gesicht eines Mannes sei, der genau wußte, was er tat. Dann langte er hinauf und begann die Sicherungen vorsichtig zu prüfen. Einige lockerte er für einen Augenblick, andere berührte er nur, und Susan kam zu dem Schluß, daß dieser Berührung ganz besondere Bedeutung zukam. Nach der Art, wie er seine Finger gebrauchte, schienen sie von ungewöhnlicher Sensibilität zu sein.
    Sie konnte ihre Neugier nicht länger bezwingen und fragte: «Was in aller Welt suchen Sie denn da?»
    «Den Stoff, aus dem die Gespenster gemacht sind», entgegnete er kurz angebunden und fügte dann hinzu: «Später werde ich Sie vielleicht bitten, geduldig und tapfer zu sein und sich einem unangenehmen kleinen Experiment zu unterziehen. Dann werden wir sehen, ob wir dem Unfug nicht einen Riegel vorschieben können.» Er wischte sich die Hände ab und sprang vom Stuhl herunter. «So, das hätten wir.»
    Susan sagte unwillig: «Macht es Ihnen Spaß, in Rätseln zu reden?»
    Hero lachte und nahm sie am Arm. «Kommen Sie, gehen wir in den Garten», sagte er und führte sie hinaus.

Mister Hero wird geködert

    Beim Dinner am Abend in der großen Halle festigte und erweiterte Hero seine ersten Eindrücke von den Gästen in Paradine Hall, indem er sie genau beobachtete und ihren Gesprächen lauschte.
    Drei von ihnen machten ihm einen nüchternen Eindruck: Major Wilson, der sich heftig und aggressiv gegen alles Vernunftwidrige wehrte; Dean Ellison, der untersetzte Ingenieur, der sich für die ganze Sache nicht zu interessieren schien; und Mrs. Geraldine Taylor, die dicke, ältere Witwe, die irgendwo zwischen diesen beiden einzuordnen war; sie wirkte gescheit, tüchtig, objektiv und nahm lebhaften Anteil an allem, was vorging.
    Horace Spendley-Carter, der Unterhausabgeordnete einer offensichtlich irregeleiteten Wählerschaft, kam in Heros Urteil nicht gut weg. Die feuchten Augen und Lippen und die dröhnende Stimme waren zwar irritierend, doch lange nicht so schlimm wie die Charakterlosigkeit, die sich in seinen Worten offenbarte. Hero

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