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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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vorgetäuschten Erscheinungen vor und besonders gegen die gemeinen menschlichen Subjekte, die sie hervorbrachten; doch er war überzeugt, daß irgendwo in alldem, was im Laufe der Jahrhunderte erlebt, geglaubt, gedacht und überliefert worden war, ein wahrer Kern stecken müsse, ein sichtbarer, hörbarer oder wissenschaftlich schlüssiger Beweis, der die unzerstörbare Hoffnung und Sehnsucht des Menschen auf Unvergänglichkeit bestätigte. Er kannte sich in der Psychometrie aus und wußte einiges von den Leuten, die behaupteten, von Gegenständen etwas über die Menschen ablesen zu können, denen sie gehörten oder mit denen sie in Berührung gekommen waren. Doch die Harfe sagte nicht das geringste aus. Er konnte allein feststellen, daß es tatsächlich eine Harfe war, und mußte sich auf das Zeugnis anderer verlassen, daß sie ohne jedes menschliche Zutun ertönt war. Das aber war nicht wesentlich. Bei dieser Harfe handelte es sich um ein gewöhnliches Musikinstrument.
    Hero ließ die Finger zu einem chromatischen Lauf über die Saiten gleiten und sah Susan Marshall rasch an: «Sind Sie musikalisch?»
    «Nein», antwortete sie. «Ganz und gar nicht.»
    «Die Harfe ist gestimmt», sagte er.
    «Ja, sie ist erst kürzlich gestimmt worden.»
    «Von wem?»
    «Vom Klavierstimmer. Er war vor einigen Wochen da. Lord Paradine möchte in diesem Zimmer alles genauso erhalten, wie es zu Lebzeiten seiner Mutter war.»
    Mr. Hero seufzte. «Ja, ich verstehe.» Er wandte sich von dem Instrument ab. «Ich glaube, das ist alles.»
    «Wollen Sie das Instrument nicht genauer untersuchen?» fragte Susan neugierig.
    Hero lächelte. «Eingebaute Radioapparate oder Spieldosen sind bestimmt nicht vorhanden. Wenn überhaupt, wurde die Harfe auf diese Weise nicht zum Klingen gebracht.»
    «Sie hat aber gespielt», beteuerte Susan. «Wenigstens behaupten es die anderen, und ich bin jetzt auch überzeugt, daß ich sie gehört habe.»
    Hero erwiderte nichts darauf, sondern nickte bloß, als wäre er in Gedanken schon längst woanders. Susan fragte sich ärgerlich, ob er ihr etwa keinen Glauben schenke.
    «Gibt es einen Kühlschrank im Haus?» fragte er unvermittelt.
    «Ja, im Anrichteraum neben der Küche.»
    «Sehen wir ihn uns mal an.»
    Sie führte ihn zurück in die große Halle und von dort durch den Korridor, der den Schaft des T-förmigen Gebäudes bildete, in dem Küchen, Vorratskammern und Anrichteräume untergebracht waren. Unterwegs kamen sie durch eines der kleineren Zimmer im Erdgeschoß, das den Gästen des Country Clubs als Schreib- und Lesezimmer diente. In einer Ecke stand ein grünbezogener Tisch, auf dem ein Spiel Karten mit auffallend bunten Rückseiten lag. Sie hatten den Raum schon beinahe durchquert, als Hero sie erblickte und innehielt. «Halt», sagte er und ging näher, um sie zu betrachten. Susan sah, daß sie länger und schmaler waren als gewöhnliche Karten. Hero blätterte sie durch, und sie hatte den Eindruck, daß es sich um ein ausländisches Spiel handele, denn Farben und Bilder waren ungewöhnlich. Auch schienen es mehr als die üblichen zweiundfünfzig Blatt zu sein, darunter solche, die sowohl fremdartige Bilder als auch Zahlen auf einem Blatt zeigten; Susan konnte sie jedoch nicht genau erkennen.
    Hero wußte natürlich sofort, um was für ein Spiel es sich da handelte. «Höchst interessant und aufschlußreich», sagte er und hielt sie Susan unter die Nase. «Kennen Sie das Spiel?»
    Die Amerikanerin schüttelte so heftig den Kopf, daß ihr dunkles, schweres Haar nur so flog. «Nein, solche Karten habe ich noch nie gesehen.»
    Hero nickte flüchtig und steckte sie ohne ein weiteres Wort in die Tasche. Susan dachte:     Im Anrichteraum schaute sich Hero den riesigen, zweitürigen Kühlschrank mit Tiefkühlfach an und pfiff durch die Zähne. «Das ist aber ein mächtiges Ding», sagte er. Damit schien seine Neugier befriedigt, und er begann andere Gegenstände im Anrichteraum zu untersuchen: die zum Trocknen aufgehängten Küchentücher, die Schränke, in denen Gläser und Geschirr aufbewahrt wurden, die Seife und die Seifennäpfe, die Topfkratzer und Abwaschbürsten, die Handfeger und das Paar Gummihandschuhe — offenbar Eigentum eines Küchenmädchens, das seine Hände schonen wollte — , die elektrischen Apparate, wie Mixer und Fruchtpressen, und alles, was fest und beweglich war.
    Dann begann er, was

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