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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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eine Flasche schottischen Whisky hervor, goß davon etwas in zwei Gläser und füllte Wasser nach. Dann reichte sie Hero ein Glas, stieß mit ihm an, sagte: «Auf Ihr ganz besonderes Wohl! Ich bin die schwer trinkende, reitende und fluchende Geraldine.» Und sie trank ihr Glas mit einem Schluck halb aus.
    «Und ich der Hohlkopf Alexander», gab Hero zurück, hob sein Glas und trank ihr zu.
    «Sie haben also einen Teil von dem Unfug aufgeklärt, wissen aber immer noch nicht, wer oder was dahintersteckt», sagte Mrs. Taylor und setzte sich ihm gegenüber auf die Couch.
    «Genau», antwortete Hero. «Es ist irgend jemand am Werk, der Übles im Schilde führt.»
    «Könnte es nicht doch sein, daß eine bestimmte Person von einem bösen Geist besessen ist?» fragte sie und blickte ihn aufmerksam an. «Glauben Sie an Besessenheit?»
    Hero entgegnete: «Daran habe ich auch schon gedacht. Gibt es eine böse Macht — eine unsichtbare und abstrakte Macht im mittelalterlichen Sinn — , die sich verkörperlichen und dreidimensional werden kann? Offen gestanden, weiß ich im Augenblick selbst keine Antwort darauf.»
    Mrs. Taylor trank genießerisch einen Schluck Whisky und fragte: «Haben Sie Ihre gescheite Schwester schon um Rat gefragt?»
    «Sie sind also im Bild?» sagte Hero.
    «Mein lieber junger Mann», erklärte Mrs. Taylor, «Sie vergessen, daß ich eine wenn auch etwas wacklige Stütze der Gesellschaft bin. Ich erfahre allerhand.»
    «Und dennoch haben Sie geschwiegen?» rief er verwundert.
    Sie warf ihm einen neugierigen Blick zu und sagte: «Nun, Sie benahmen sich beide so zurückhaltend, daß ich glauben mußte, Sie wünschten es nicht publik zu machen. Obgleich ich Lady Margaret einige Male dabei überraschte, als sie Sie in nicht gerade schwesterlicher Weise anschaute. Sie ist Ihre Stiefschwester, nicht wahr?»
    Hero antwortete: «Ja», und fragte sich, worauf sie wohl anspiele.
    Aber Mrs. Taylor ging nicht näher auf das Thema ein, sondern fragte unvermittelt: «Soll ich Ihnen die Karten legen?»
    Mr. Hero zögerte einen Augenblick und antwortete: «Ja, gern.»
    Mrs. Taylor erhob sich, ging zum Schreibtisch und entnahm ihm das Spiel Tarockkarten. Hero schaute ihr zu, wie sie mit ihren kurzen, geübten Fingern die Karten mischte. Es waren die Hände einer willensstarken, aber phantasielosen Frau. Ein kleiner Teetisch stand in der Nähe, von dem sie Zeitungen, Zeitschriften und andere Dinge abräumte. Sie setzte sich, bereit, zu beginnen.
    Er fragte: «Wer hat Ihnen Tarock beigebracht?»
    Mrs. Taylor mischte die Karten nochmals und erwiderte: «Als ich in der Schweiz im Internat weilte, hatte ich eine rumänische Freundin, Ihr Vater war Zigeunerkönig oder so was Ähnliches. Er war sehr reich - es war eine teure Schule —, aber sie blieb trotz der guten Erziehung eine Zigeunerin. Sie glaubte unbedingt daran. Im Grunde ist. es ein Glaube an die Prädestination, nicht wahr? Ich habe später viel darüber gelesen. Es gibt in der Natur keine Zufälle, alles Geschehen in der Welt ist gesetzmäßig und vorbestimmt.»
    Mr. Hero hob eine Augenbraue und zitierte aus einem alten Buch: «Aufs Geratewohl gemischte Karten ergeben keine zufälligen Resultate, sondern eine Folge von Zahlen, die auf geheimnisvolle Weise an den Wahrsager und den Fragenden gebunden sind.»
    Mrs. Taylor meinte erstaunt: «Sie scheinen ja auf diesem Gebiet nicht unbewandert zu sein, junger Mann.»
    Hero antwortete: «Meine Bescheidenheit verbietet mir...» Dann aber erkundigte er sich: «Glauben Sie daran?»
    Mrs. Taylor erwiderte leicht irritiert: «Ich habe Ihnen bereits gesagt, wie es mit meinen Überzeugungen aussieht. Sie stehen alle auf schwachen Füßen.»
    «Glauben Sie an Hellsehen oder was die Wissenschaftler Hyperästhesie nennen?»
    «Ich bitte Sie, Mr. Hero», erwiderte Mrs. Taylor ironisch. «Ich bin eine einfache Frau vom Lande und kann mit solch gelehrten Wörtern nichts anfangen.»
    «Haben Sie je versucht, die Zukunft aus der Kristallkugel zu deuten?»
    «Wollen Sie sich über mich lustig machen?» fragte Mrs. Taylor erbost und hielt die Karten in die Höhe. «Soll ich beginnen?»
    «Ja, bitte.»
    Sie legte die Karten aufgedeckt in Form eines am unteren Ende offenen Vierecks auf den Tisch. In das Viereck kam ein Kreis und in dessen Mitte die Hauptkarte. Im ganzen verwendete sie für dieses Sechsundsechzig Blätter des Groß-Tarocks, während sie die restlichen elf verdeckt auf die Seite legte.
    Während Mrs. Taylor

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