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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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starrte wie gebannt auf die belastenden Fotografien. Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn.
    Hero sagte: «Sie hielt die Sachen hinter dem Vorhang verborgen. Auf diesem Bild können Sie sehen, wie sie eben nach der Vase greift und sie über die Schulter wirft. Jedermann glaubte, sie sei vom Kaminsims gefallen, weil die zweite noch oben stand. Ich hatte jedoch beim Hereinkommen schon entdeckt, daß sich nur eine Vase auf dem Kaminsims befand. Das mit dem Blumenständer war raffinierter. Noreen befestigte mit einem Gummiband ein Lineal am Fuß und stieß, wie Sie auf dem Bild sehen, den Ständer mit lautem Krach um. Dann zog sie ungesehen den Fuß hinter den Vorhang zurück.»
    Spendley-Carter betrachtete die Aufnahmen mit steigendem Entsetzen. «Zum Teufel! Wie haben Sie diese Bilder gemacht?»
    «Mit dem — einer Kamera, die Lady Margaret manchmal in der Tasche trägt», erklärte Hero. «Sie nimmt hinter dem Rücken meiner Schwester auf, was uns interessant erscheint. In einem Poltergeist-Fall nützen alle Verdächtigungen nichts, solange man keine Beweise hat. Hier sind sie.»
    Spendley-Carters Zorn war verraucht. Er blickte Hero kläglich an und sagte: «Wenn Sie diese Fotografien veröffentlichen, bin ich erledigt — vollkommen erledigt.»
    «Ja», sagte Hero, legte die drei Bilder vor sich auf den Tisch und betrachtete sie: das erste, auf dem Noreen den Blumenständer umwarf, das zweite, auf dem sie dicht neben dem Vorhang die Vase in der Hand hielt, und das dritte, auf dem sie die Hand über die Schulter streckte und das weggeschleuderte Huhn durch die Luft flog. «Ja», wiederholte er, «das habe ich mir gedacht. Um so leichter wird es sein, Sie damit zu erpressen.»
    Spendley-Carter schöpfte Hoffnung. «Wieviel wollen Sie haben? Ich bin gern bereit...»
    Hero erhob sich und schaute seinen Widersacher voller Verachtung an. «Dafür sollte ich Sie übers Knie legen. Es würde mir nicht schwerfallen, trotz Ihres Geschreis und Ihrer Drohungen. Sie sind nämlich ein Schwächling und ein Fettsack. Mein Preis ist das Glück der kleinen Noreen. Ist das klar?»
    Spendley-Carter blickte ihn verständnislos an. Hero fuhr fort: «Wenn Sie nicht darauf eingehen, veröffentliche ich die ganze Geschichte samt den Bildern. Sie ruinieren ein Leben, Sir. Ich kann es zwar nicht ganz verhindern, da mir die Möglichkeit fehlt, Sie oder Ihre Frau zu ändern, aber etwas kann ich tun. Der größte Wunsch des Mädchens ist es, Krankenschwester zu werden. Ich verlange, daß sie von nun an Ihre Unterstützung erhält, Bücher über ihren künftigen Beruf lesen darf und in jeder Hinsicht gefördert wird. Solange Noreen ihr Ziel ungehindert verfolgen darf, werde ich davon absehen, den Artikel zu veröffentlichen, und der Poltergeist wird sich nicht mehr bemerkbar machen. Was haben Sie dazu zu sagen?»
    Erleichterung zeigte sich auf Spendley-Carters Gesicht. «Was kann ich schon einwenden?»
    «Dann sind Sie also einverstanden?»
    «Ja.»
    Hero sammelte die Schnappschüsse und legte sie zurück in die Schublade. «Selbstverständlich müssen Sie sich verpflichten, der Presse keine Mitteilung zu machen. Sie halten Ihr Versprechen und ich meines, dann haben Sie nichts zu fürchten.»
    Spendley-Carter wischte sich mit dem Taschentuch die feuchte Stirn und lachte verlegen. «Sie sind eigentlich kein übler Bursche, Hero», sagte er.
    «Da irren Sie sich gewaltig. Wenn es darauf ankommt, ist mit mir nicht zu spaßen. Guten Tag, Sir!»
    Das Gespräch mit dem kleinen Mr. Jellicot war eher noch peinlicher. Es fand in Megs Zimmer statt, wohin Hero ihn zu kommen gebeten hatte.
    , dachte Meg, als Mr. Jellicot unternehmungslustig und wichtigtuerisch herbeigeeilt kam. Seine Jacke spannte sich über dem Bauch, aber er war ein solch fröhlicher, begeisterungsfähiger alter Mann, daß er ihr schon im voraus leid tat, weil Hero ihn einem Verhör unterziehen wollte. Sie teilte die Ansicht ihres Stiefbruders nicht, daß der ehemalige Weißwarenhändler an dem unheimlichen Geschehen im Schloß mitschuldig war, sah aber die Notwendigkeit durchaus ein, ihn auszufragen. Es galt, über die belastende Fotografie Auskunft zu erhalten.
    Sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß es immer wieder Leute gab, die für angeblich übernatürliche Erscheinungen gefälschte Beweise herstellten. Wenn Mr. Jellicot zu dieser Sorte von Betrügern gehörte, verdiente er, entlarvt zu werden. Und trotzdem tat er ihr leid.
    Er sagte eifrig:

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