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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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«Sie möchten mit mir reden, wie ich höre. Mit dem größten Vergnügen. Ich stehe Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite...»
    Hero nickte. «Ja. Ich werde vielleicht über beides froh sein. Meine Stiefschwester, Lady Margaret Callandar, kennen Sie ja...»
    «Selbstverständlich, ja. Ich wußte nur nicht, daß Lady Margaret Ihre Stiefschwester ist. Obwohl... Ich bemühe mich sonst natürlich, in diesen Dingen auf der Höhe zu sein.»
    Meg versuchte ihm zu helfen. «Gewiß», sagte sie, «aber Sandro wollte unsere verwandtschaftlichen Beziehungen geheimhalten.»
    Hero erklärte: «Lady Margaret unterstützt mich manchmal, wenn es sich um einen besonders schwierigen Fall handelt.» . •
    Mr. Jellicot blickte freundlich von ihm zu ihr hinüber. «Ach so, ich verstehe. Wie interessant! Darf man fragen, in welcher Eigenschaft?» |
    «Meine Schwester», sagte Hero, «ist Fotografin — und eine ungewöhnlich gute dazu.»
    Jellicot nickte, als ginge ihm ein Licht auf, und antwortete: «Ach ja, natürlich. Wie dumm von mir! Ein reizvoller Beruf. Seit den Tagen von Eusapia Palladino und Conan Doyle hat die Gespenster-Fotografie ganz gewaltige Fortschritte gemacht. Es gibt Negative, die zeigen...»
    «Was immer der Fotograf zu zeigen wünscht», schloß Hero kurz und bündig. «Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meiner Schwester und mir ein paar Fragen beantworten wollten.»
    Jellicot wäre über Heros kühlen Ton beunruhigt gewesen, hätte ihm nicht Megs Anwesenheit Vertrauen eingeflößt. Meg spürte das und fühlte sich noch unbehaglicher.
    «Fragen?» wiederholte der dicke, kleine Mann erstaunt. «Selbstverständlich, wenn Sie...» Dann erkundigte er sich plötzlich: «Was für Fragen?»
    Hero sagte: «Ich nehme an, Sie wissen, warum ich hier bin. Ich bin Parapsychologe und wurde von Lord Paradine beauftragt, gewisse unangenehme und scheinbar okkulte Erscheinungen aufzuklären, die nicht nur einen Gast seiner Tochter, sondern die Existenz des Paradine Coun-try Clubs bedrohen. Ich verfüge jedoch über keinerlei polizeiliche Gewalt.» Bei dem Wort schreckte Mr. Jellicot zusammen. «Ich habe kein Recht, Sie zu verhören, und Sie, Sir, sind nicht verpflichtet, mir zu antworten.»
    Mr. Jellicot sagte: «Nein, nein, das verstehe ich sehr gut. Ich bin trotzdem gern bereit, Ihnen Auskunft zu geben, wenn Sie es wünschen.»
    «Gut, Mr. Jellicot, wollen Sie so freundlich sein und uns genau beschreiben, was Sie gestern nacht getan haben, nachdem Sie zu Bett gingen?»
    Es war traurig, mit anzusehen, wie Mr. Jellicot in sich zusammenfiel und aschfahl wurde. Sein kleiner Mund bebte, und Schweißtropfen traten ihm auf Stirn und Oberlippe.
    «Was ich getan habe?» stammelte er. «N-nichts. Das heißt, ich ging zu Bett, und als ich die H-harfe vernahm, da — stand ich natürlich auf und ging nachsehen wie alle anderen auch.»
    Meg hatte plötzlich das Gefühl, ihr Bruder sollte aufhören, den alten Mann zu quälen, sonst könnte er es noch bereuen.
    Hero fragte: «Sind Sie nicht irgendwann in der Nacht in der Bibliothek gewesen — der Privatbibliothek der Familie, die als Schreibzimmer benutzt wird?»
    Mr. Jellicot verlor den letzten Rest seiner Fassung. «Die Bibliothek... Im Westflügel... N-nein, bestimmt nicht.»
    Hero steckte die Hand in die Rocktasche, und Meg rief: «Nein, nein, Sandro, laß es bleiben, ich bitte dich!» Die Vorstellung, den armen Mr. Jellicot als Lügner entlarvt zu sehen, war ihr unerträglich. Außerdem hatte es ja keinen Sinn mehr. Sein Verhalten verriet schon genug.
    Hero sagte: «Es tut mir leid, Meg, aber wir müssen dieser Sache auf den Grund gehen.» Er zog die Fotografie aus der Tasche und legte sie vor Mr. Jellicot auf den Tisch.
    Der kleine Mann riß die Augen auf, und ein Schweißtropfen fiel auf das Bild hinunter. «Ach Gott, bin ich das?» rief er und schaute Hero angstvoll an.
    «Ja», erwiderte Hero, «unbestreitbar. Diese Aufnahme wurde im Dunkeln mit infrarotem Licht gemacht, und zwar von einer Kamera, die meine Schwester vorher im Zimmer angebracht hatte.»
    Mr. Jellicot warf Meg einen Blick zu, der ihr durch und durch ging. Es war der Blick eines Kindes, das sich verraten fühlt.
    «Würden Sie uns vielleicht sagen, was Sie dort zu suchen hatten?» fragte Hero.
    Jellicot machte ein klägliches Gesicht und murmelte: «Ach Gott, wie schrecklich! Welche Demütigung!» Er schüttelte den Kopf. «Welche Demütigung!»
    Meg platzte heraus: «Dann sagen Sie es nicht — bitte, reden

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