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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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interessieren. Hero hätte gern gewußt, was hinter dieser Maske von Trägheit und Langeweile steckte. Bestand überhaupt eine Möglichkeit, daß dieses welke, aber immer noch schöne Äußere einen geheimen Vulkan barg, der für f alles verantwortlich war, was sich bis jetzt in Paradine Hall zugetragen — s hatte und sich vielleicht noch zutragen würde? Konnte eine Frau, nur weil sie nicht Herrin im eigenen Hause war, danach trachten, es zu zer- | stören? Und wie stand es mit den Angriffen auf Susan Marshall? Hero zerbrach sich den Kopf, wie er sie besser beschützen könnte. Er mußte verhindern, daß sie ihre Seele verlor.
    Hero blickte zu Susan und Mark hinüber, die miteinander plauderten. Der junge Paradine war unbezweifelbar verliebt, und seine Mutter wußte es. Susan Marshall aber schien sich immer noch nicht entschlossen zu haben. Susan war kühl, beherrscht, zurückhaltend. Susan war eine unbeliebte Amerikanerin, die mit den Gefühlen des Sohnes und Erben spielte. Die meisten jungen Amerikanerinnen waren angeblich auf der Jagd nach einem Adelstitel. Hatte dies Lady Paradine veranlaßt, sie zuerst zu erschrecken und dann buchstäblich und symbolisch aus ihrem Zimmer und Paradine Hall zu vertreiben? Was bedeuteten Opfer und Tod, die Mrs. Taylor in ihrer Vision so klar gesehen hatte? War diese schöne und gelangweilte Frau etwa auch eine Mörderin?
    Und was war mit Sir Richard Lockerie geschehen? Er hatte seine kühle Selbstbeherrschung ganz verloren und machte einen nervösen, unsicheren und geradezu schuldbewußten Eindruck. Er stand beim Fenster und plauderte mit Meg, aber Hero erkannte an seiner Stimme, daß er mit den Gedanken woanders war. Was hatte sich ereignet? Hatte Susan Marshall ihm einen Korb gegeben? Wenn ja, hatte das irgendwelchen Einfluß auf das Gesamtproblem?
    Beth saß neben Vetter Freddie, nippte an ihrer Teetasse und schien ebenfalls nervös zu sein. Hero fiel es auf, wie blaß sie war. Im nächsten Augenblick errötete sie tief und warf Sir Richard und seiner Stiefschwester einen verstohlenen Blick zu.     Er versuchte sich an etwas zu erinnern, was Meg ihm damals in der erzählt hatte. Wie war das doch?
    Hero betrachtete die drei mit neuen Augen. War das möglich? Es lag immerhin eine halbe Generation dazwischen. Liebten zwei Frauen aus der Familie der Paradine, Tante und Nichte, denselben Mann, jenen Mann dort drüben am Fenster, der immer noch eine männliche und stattliche Erscheinung war und sein Herz an eine Dritte verloren hatte? War das der Grund, weshalb Susan Marshall im Mittelpunkt der Schrecken, der Gefahr und des ganzen Spuks von Paradine Hall stand? War dieses , schöne Mädchen der Schlüssel zu dem unlösbaren Rätsel? Würde ihre Abreise von Paradine Hall den Gespenstern ein für allemal das Handwerk legen — und wem würde sie das Herz brechen?
    Sir Richard sagte eben zu Meg: «Großartig, daß Ihr Bruder auf die Erklärung mit den Gezeiten kam.» Dann wandte er sich an Hero und fügte hinzu: «Wahrscheinlich ist so etwas die Ursache für die meisten Spukgeschichten ? »
    Hero antwortete: «Bestimmt für einen großen Teil davon. Die Hälfte aller Gespenstererscheinungen in Gebäuden beruht auf dem Wasserlauf unterirdischer Ströme. Auch eine Veränderung in tieferen Gesteinsschichten kann ähnliche Auswirkungen haben. Ja selbst ein schwerer Lastwagen, der in einer Entfernung von vier oder fünf Meilen vorbeifährt, kann Spiegelglas zerspringen oder ein Bild von der Wand fallen lassen.»
    Lord Paradine, der schweigend vor sich hingestarrt hatte, blickte auf. «Natürlich», sagte er. «Es gibt für alles eine Erklärung. Ich habe nie an diese Gespenstergeschichten geglaubt.»
    «Was du nicht sagst, Onkel!» spottete Freddie. «Du hast genau solche Angst gehabt wie wir andern auch.» Der unsympathische junge Mann wandte sich an Hero und fügte hinzu: «Für mich ist es gar nicht so günstig, daß Sie hier herumschnüffeln. Wenn man dem Schicksal seinen Lauf ließe — ich bin nämlich der nächste Titelerbe, verstehen Sie?» Er lachte schallend: «Susan, altes Mädchen, dann mußt du mich heiraten, wenn du Lady Paradine werden willst.»
    Einen Augenblick waren alle sprachlos über so viel Taktlosigkeit,

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