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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Kleiderständer verstanden aber nicht, was er von ihnen wollte. Sie
fürchteten wohl doch, der Mann sei ein Wolf und wolle sie fressen. Darum fegten
sie auf ihren dünnen Beinen so schnell davon, daß der Nebel sie verschluckt
hatte, bevor Knasterbax sie einholen konnte. „Schönes Schweinerei!“ schimpfte
er. „Einziges bestes Anzug reitet durch Heide, und Besitzer steht da wie Baby,
wenn kommt auf Welt. Kann ich doch nicht als Nackedei gehen in die Dorf und
machen kleines Feuertrick!“
    Fröstelnd stapfte er in den
Schafstall zurück. Vielleicht fand er dort einige Kleidungsstücke des Schäfers.
Aber sosehr er auch alle Ecken und Winkel absuchte, er konnte weder eine Jacke
noch eine Hose entdecken. An einem Nagel hingen allerdings mehrere Schaffelle.
Knasterbax nahm sie herab und breitete sie prüfend aus.
    „Warmes Fell von Schaf ist gar
nicht schlecht“, sagte er. „Ist sich viel besser als eigenes Fell bei Regen und
Kälte.“ Und zufrieden legte er sich eins der Felle über die Schulter und band
sich ein zweites um die Hüfte.
    „Sehe ich aus jetzt wie
Robinson“, sagte er, „oder wie wildes Germane aus Zeit von früher. Wird dummes
Schutzmann Siebenschütz Augen verdrehn und nicht wissen, daß ich bin
Knasterbax.“
    Er zwängte die Füße in die
Stiefel, die immer noch naß waren, setzte den braunen Hut auf und machte sich
auf den Weg ins nächste Dorf. Der Nebel war so dick, daß er kaum die Hand vor
den Augen sehen konnte. Aber das störte ihn nicht. Im Gegenteil, es gab ihm ein
Gefühl von Sicherheit, konnte ihn doch nun sein schlimmster Feind, der
Schutzmann Siebenschütz, nicht finden.
    „Nebel macht schluck, schluck,
und böses Räuber ist weg“, sagte Knasterbax grinsend. „Dummes Schutzmann läuft
gegen Baum und Wand und kriegt Beule an Kopf wie dickes Pellkartoffel.“

 
    Der Räuber mußte über eine
Stunde marschieren, ehe die dunklen Umrisse eines Hauses aus dem Nebel
tauchten. Leise schlich er darauf zu, machte „Pst, pst!“, als er den großen
Hund hinter der Pforte liegen sah, der ihn aus traurigen Augen anblickte, ohne
aufzuspringen oder auch nur mit der Schwanzspitze zu zucken, horchte eine Weile
am Fenster, riß dann plötzlich die Haustür auf und rief, so laut er konnte,
„Feuer! Feuer!“ in den niedrigen Raum hinein. Mit diesem Trick war es ihm
bisher immer gelungen, sich ein Frühstück oder ein warmes Mittagessen zu
beschaffen. Die Leute nämlich, denen er seinen Feuerruf entgegenschmetterte,
taten in ihrem Schreck und ihrer Angst alle dasselbe: sie rannten ins Freie
hinaus, um sich vor den Flammen zu retten oder den Brand zu löschen. Während
sie ums Haus liefen und Nachbarn befragten, konnte Knasterbax seelenruhig
hineingehen und einen Braten vom Herd oder Brot und Brötchen aus dem Regal
nehmen.
    So wollte er es auch diesmal
tun.
    Zu seiner maßlosen Überraschung
jedoch tat die Frau, die da am Tisch saß und Kartoffeln schälte, etwas ganz und
gar Unerwartetes. Statt entsetzt aufzuspringen und kopflos hin und her zu
rennen, hob sie nur den Kopf, sah den mit Fellen behängten Knasterbax erfreut
an und sagte: „Tatsächlich? Wie schön! Dann kann ich ja endlich wieder Essen
kochen und habe die Kartoffeln hier nicht umsonst geschält. Wo haben Sie denn
das Feuer, lieber Mann?“
    Knasterbax machte ein Gesicht,
als ob er Zahnschmerzen und Bauchnabelsausen zugleich hätte.

    „Da, da draußen hab’ ich
gesehen die Feuer“, stotterte er. „Aber ist sich schon wieder gegangen aus
bestimmt. Hat Nebel mit feuchtes Zunge naßgeleckt.“
    „Ach, wie schade!“ sagte die
Frau enttäuscht. „Und ich hatte mich schon so auf ein warmes Essen gefreut! In
dem starken Regen der letzten Wochen sind nämlich alle meine Streichhölzer
feucht geworden, müssen Sie wissen, weil es bei mir durch das Dach regnet. Ich
kann schon seit Tagen nichts mehr kochen.“ Seufzend legte sie das Messer auf
den Tisch und sah unschlüssig auf die geschälten und die ungeschälten
Kartoffeln.
    Knasterbax stand hilflos da und
wußte nicht, was er sagen und tun sollte.
    „Hat nicht Nachbar trocknes Streichhölzer
oder Feuerzeug?“ fragte er schließlich. Die Frau winkte ab.
    „Natürlich hat er das“,
antwortete sie, „aber damit hab’ ich noch lange keins. Von dem kriege ich nicht
mal einen krummen Hufnagel. Wir leben nämlich in Streit miteinander. Seit mein
Hund eins seiner dösigen Hühner, die immer in meinem Vorgarten herumscharrten,
totgebissen hat.“
    Knasterbax

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