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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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sie den Bart hatte. Die Ärmste, all ihr Geld sollte sie jetzt dem Raben geben! Aber da flüsterte Michel:
    "Nehmen Sie meine Busse!"
    Und die Dame mit dem Vollbart nahm das Holzgewehr, das Michel ihr so pünktlich im rechten Augenblick reichte. Es war im Zelt ziemlich dunkel, genau konnte man nichts erkennen. Die bärtige Dame glaubte deshalb, es sei ein richtiges Gewehr -eines, mit dem man schießen konnte. Und das Beste von allem: Der Rabe glaubte es auch.
    "Hände hoch, sonst knallt es!" schrie die Dame mit dem Vollbart.
    Und jetzt wurde der Rabe weiß im Gesicht und hob die Hände hoch und stand da und zitterte, während die bärtige Dame nach der Polizei brüllte, daß es auf der ganzen Festwiese von Hultsfred zu hören war.
    Die Polizei kam, und seitdem hat man den Raben nie wieder gesehen - weder in Hultsfred noch irgendwo anders, und in Smaland hörte endlich das Stehlen auf. Jaja, so etwas kann geschehen. Die Dame mit dem Vollbart brachte es in der Smaland-Zeitung und in der Hultsfred-Post zu großem Ruhm, weil sie den Raben gefangen hatte. Aber niemand schrieb eine Zeile über Michel und seine "Busse". Deshalb finde ich, es wird Zeit, daß einmal jemand darüber spricht, wie es wirklich war.

36
    "Es war schon ein Glück, daß ich sowohl meine Müsse als meine Busse nach Hultsfred mitgenommen habe", sagte Michel, als die Polizisten mit dem Raben gegangen waren, um ihn ins Kittchen zu bringen.
    Ja, du bist ein tüchtiger kleiner Kerl", sagte die Dame mit dem Vollbart. "Deshalb darfst du auch völlig umsonst meinen Bart ansehen, sooft du nur willst."
    Aber Michel war müde. Er wollte keinen Bart mehr sehen und kein lustiges Leben mehr führen oder sonst etwas. Er wollte nur schlafen. Denn jetzt wurde es über der Festwiese von Hultsfred Abend. Da war nun der ganze lange Tag dahingegangen -und er hatte Alfred nicht gefunden.
    Michels Vater und Michels Mutter und Lina waren auch müde.
    Sie hatten nach Michel gesucht und gesucht, und Lina hatte nach Alfred gesucht und gesucht, jetzt war keiner von ihnen mehr imstande, noch länger zu suchen.
    "Oh, meine Füße", sagte die Mutter, und der Vater nickte grimmig dazu.
    Ja, es ist schon spaßig mit solchen Festen", sagte er. "Kommt, wir fahren heim nach Katthult. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig."
    Und sie schleppten sich zum Waldrand, um das Pferd
    anzuspannen und fortzufahren.
    Da sahen sie Julia am selben Baum wie Markus stehen und an seinem Heu kauen.
    Michels Mutter begann zu weinen.
    "Ach, wo ist mein kleiner Michel?" klagte sie. Aber Lina warf den Kopf zurück.
    "Niemals macht er etwas anderes, dieser Junge, als Unfug. Er ist ein richtiger Lausejunge!" sagte Lina.
    Da hörten sie, wie jemand angerannt kam, jemand, der ziemlich außer Atem war. Es war Alfred.
    "Wo ist Michel?" fragte er. "Ich habe den ganzen Tag nach ihm gesucht."

37
    "Ich, ich kümmere mich nicht darum, wo er ist", sagte Lina. Dann stieg sie auf den Wagen, um nach Hause zu fahren. Und da trat sie auf Michel.
    Es war noch etwas Heu im Wagen übrig, und in diesem Heu lag Michel und schlief. Aber er wachte auf, als Lina auf ihn trat. Und er sah, wer neben dem Wagen stand, in blauer Uniform und außer Atem. Da hob Michel einen Arm und legte ihn Alfred um den Hals.
    "Ach, da bist du, Alfred", sagte er. Danach schlief er wieder ein.
    Und die Katthulter fuhren heim nach Katthult. Markus mußte ziehen, und hinten, an den Wagen gebunden, zuckelte Julia hinterher. Manchmal wachte Michel auf und sah den dunklen Wald und den hellen Sommerhimmel, und er spürte den Geruch von Heu und Pferden und Nacht und hörte die Hufe klappern und die Wagenräder knirschen. Sonst aber schlief er den Weg über und träumte, daß Alfred bald heimkommen würde. Nach Katthult und zu Michel. Und so war es auch.
    Das also war der 8. Juli, an dem Michel auf der Festwiese von Hultsfred ein lustiges Leben führte. Was meinst du, ob es noch jemanden gab, der an diesem Tag nach Michel gesucht hatte?
    Frag Krösa-Maja! Nein, tu es lieber nicht, denn sonst bekommt Krösa-Maja wieder rote Flecken auf der Haut, die fast den ganzen Tag nicht weggehen.
    Nun hast du gehört, was Michel am 7. März und am 22. Mai und am 10. Juni und am 8.Juli getrieben hat, aber es gibt noch viele andere Tage im Kalender für einen, der Unfug machen will, und das wollte Michel. Beinahe jeden Tag, das ganze Jahr hindurch, machte er Unfug, besonders aber am 9. August, am 11. Oktober und am 3. November.
    Wenn ich daran denke, was er am 3. November

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