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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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angestellt hat -
    aber darüber erzähle ich nichts, das habe ich Michels Mutter versprochen. Obgleich danach die große Sammlung stattfand, die die Lönneberger unter sich veranstalteten. Sie fanden die Svenssons auf Katthult mit ihrem Lausejungen von Bengel bemitleidenswert. Deshalb legten sie zusammen und gaben jeder 38
    fünfzig Öre. Mit dem Geld in einem kleinen Bündel kamen sie zu Michels Mutter.
    "Vielleicht reicht das, damit du Michel nach Amerika schicken kannst", sagten sie.
    Sicher, es wäre schön gewesen, Michel nach Amerika zu schik-ken! Aber wer weiß, was sie dann für einen GemeinderatsPräsidenten bekommen hätten? Ich meine: später, als es mit ihm soweit war.
    Glücklicherweise ging Michels Mutter nicht auf derartig dumme Vorschläge ein. Sie wurde wütend und schleuderte das Bündel von sich, so daß das Geld über ganz Lönneberga flog.
    "Michel ist ein netter kleiner Junge", sagte sie. "Und wir lieben ihn, so wie er ist!"
    Trotzdem war sie wohl etwas besorgt um ihren Michel. Mütter werden das, wenn ihre Kinder von anderen Menschen angeklagt werden.
    Und am Abend, als Michel mit seiner "Müsse" und seiner "Busse"
    im Bett lag, setzte sie sich ein Weilchen zu ihm.
    "Michel", sagte sie, "bald bist du groß und sollst in die Schule gehen. Wie wird es dann dort sein, wenn du so ein Lausejunge bleibst und so viel Unfug machst wie bisher?"
    Michel lag im Bett und sah mit seinen runden blauen Augen und seinem hellen wolligen Haar wie ein kleiner Engel aus.
    "Halli dallen, halli dallido", sagte er, denn das, was die Mutter sagte, war so ein Gerede, das er am liebsten nicht hören wollte.
    "Michel", sagte seine Mutter streng, "was glaubst du, wie es werden wird, wenn die Schule anfängt?"
    "Gut," Michel lachte. "Ich denke, ich werde dann wohl aufhören, Unfug zu machen - wenn ich zur Schule gehe."
    Michels Mutter seufzte.
    "Ja, wir wollen es hoffen", sagte sie und ging zur Tür.
    Da hob Michel seinen Kopfüber die Bettkante und lächelte wie ein kleiner Engel und sagte:
    "Trotzdem, ganz sicher ist es nicht!"

39
    Michel muß mehr Männchen machen

    "Michel ist ein netter kleiner Junge, und wir lieben ihn, so wie er ist", hatte Michels Mutter gesagt, als die Lönneberger ihn nach Amerika schicken wollten.
    Aber Lina sagte: "Wir müssen ja auch ein wenig an die Amerikaner denken. Die haben uns doch nichts Böses getan.
    Weshalb sollten wir ihnen den Michel auf den Hals hetzen?"
    Da sah Michels Mutter Lina lange und streng an. Lina merkte, daß sie etwas Dummes gesagt hatte. Sie fing an zu stottern und wollte es wiedergutmachen.
    "Ja aber, Frau", sagte sie, "in der 'Vimmerby-Post', da stand doch etwas von dem schrecklichen Erdbeben dort drüben in Amerika...
    ich meine . . . das wäre doch zuviel, wenn nun auch noch der Michel. . . "
    "Still, Lina", sagte Michels Mutter. "Geh in den Stall und melke; das ist das einzige, was du verstehst."
    Da nahm Lina die Milcheimer und ging in den Stall. Und sie setzte sich hin und melkte, daß es nur so spritzte. Sie arbeitete immer am besten, wenn sie ein wenig zornig war. Deshalb melkte sie jetzt auch mit mehr Schwung als sonst und murmelte dabei vor sich hin:
    "Ein bißchen Gerechtigkeit muß es schließlich geben! Das ganze Elend sollen die Amerikaner wohl auch nicht haben. Aber ich würde gern mit ihnen tauschen, und ich glaube, ich werde ihnen sogar schreiben: Hier habt ihr Michel, schickt mir dafür dieses Erdbeben."
    Damit nahm Lina den Mund ein bißchen zu voll. Sie wäre gerade die rechte gewesen, nach Amerika zu schreiben, sie, die nicht einmal so schreiben konnte, daß man es daheim in Smaland lesen konnte.
    Nein, wenn jemand nach Amerika hätte schreiben können, dann wäre es nur Michels Mutter gewesen. Die war tüchtig im Schreiben. Sie schrieb allen Unfug, den Michel machte, in ein blaues Schreibheft, das sie in einer Kommodenschublade 40
    aufbewahrte. "Welchen Nutzen'soll das nun haben?" fragte Michels Vater. "Bei all dem Unfug, den der Bengel anstellt! Du nutzt nur unseren Bleistift ab. Hast du daran gedacht?"
    Die Mutter kümmerte sich nicht darum. Treulich schrieb sie allen Unfug auf. Michel sollte eines Tages, wenn er groß war, erfahren, was er gemacht hatte, als er klein war. Ja, dann würde er verstehen, warum seine Mutter grauhaarig geworden war, und würde sie vielleicht lieben trotz all ihrer grauen Haare, die sie durch seine Schuld bekommen hatte.
    Nun darfst du nicht glauben, daß Michel ungezogen war. Nein, seine Mutter hatte bestimmt

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