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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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freundlich wie er war. Er brauchte dazu nicht mehr als seinen Zeigefinger, mit dem er sie im Rücken nur ein bißchen anstieß, und mit einem gellen Aufschrei fiel Lina vom Dach.
    Zwar hörte man ein leises Plupp, aber das war, als sich der Sechszöller aus dem Dachfirst löste.
    Lina lag im Heuhaufen. Ihren Zahn hatte sie noch immer, und am anderen Ende des Zwirnsfadens hing der Nagel. Nun war sie richtig böse auf Michel.
    "Unfug und Verrücktheiten ausdenken, das kannst du, aber Zähne ziehen, dazu bist du untauglich!"

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    An sich war es ja gut, daß Lina böse war, denn aus reiner Wut ging sie jetzt geradewegs zu Zahn-Pelle. Der Schmied packte mit seiner grausigen Zange ihren Zahn, und mit einem Plupp fuhr er heraus. Wütend warf Lina den Zahn auf Felles Misthaufen und ging nach Hause.
    Nun darf keiner glauben, daß Michel inzwischen untätig war.
    Alfred hatte sich unter dem Birnbaum ins Gras gelegt, um zu schlafen, mit ihm zusammen konnte er im Augenblick keinen Spaß haben. Deshalb ging er mit der kleinen Ida in die Kammer.
    Er meinte, sie könnten ja noch eine Weile spielen, bis Vater und Mutter von der Kirche zurückkommen würden und der
    Kirchenkaffe ausbrechen sollte. "Wir können spielen, daß ich der Doktor aus Mariannelund bin",
    sagte Michel. "Und du bist ein kleines krankes Kind, das ich heilen soll."
    Ida war sofort einverstanden. Sie zog sich aus und legte sich ins Bett, und Michel sah ihr in den Hals und horchte auf der Brust ab, genau wie der Doktor aus Mariannelund.
    "Was für eine Krankheit habe ich?" fragte Ida.
    Michel dachte nach, und plötzlich wußte er es.
    "Du hast Tüfis", sagte er. "Das ist eine schreckliche Krankheit."
    Und dann fiel ihm ein, was Krösa-Maja gesagt hatte - daß man bei Typhus im Gesicht blau wird. Ordentlich, wie Michel in solchen Sachen war, sah er sich nach etwas um, was ihm helfen konnte, Ida die richtige Krankheitsfarbe zu geben. Und hinten auf der Kommode stand Mutters Tintenfaß, das sie brauchte, wenn sie Michels Streiche ihren Schreibheften anvertraute und wenn sie Briefe schrieb und zum Kirchenkaffee einlud. Das Muster für den Einladungsbrief lag übrigens auch auf der Kommode. Michel las dieses "Bitten freundlich", und er bewunderte seine Mutter, die im Schreiben so tüchtig war und sich so vornehm ausdrückte. Das war anders als bei diesem Adrian, der aus sich nur
    herausquetschen konnte, daß er "einen Behren gesen" hatte.
    Seine Mutter brauchte ja das Muster nicht mehr. Michel knüllte also das Papier zu einem kleinen Ball zusammen, den er in das 135
    Tintenfaß hineinzwängte. Als sich das Papier ausreichend mit Tinte vollgesogen hatte, zog er den Ball heraus, nahm ihn zwischen die Fingerspitzen und näherte sich Ida.
    Jetzt, Ida, sollst du sehen, was Tüfis ist", sagte er, und Ida kicherte entzückt.
    "Kneif die Augen zusammen, damit keine Tinte hineinkommt", sagte Michel, und dann malte er Klein-Ida das ganze Gesicht hübsch blau an. Vorsorglich wie er war, malte er nicht dicht an den Augen; dort sparte er Idas eigene Farbe aus, und es blieben ein Paar große weiße Gucklöcher. Und diese weißen Löcher in dem Blau gaben Ida ein so furchterweckend krankes Aussehen, daß Michel selbst Angst bekam - sie glich ja beinahe so einem kleinen Gespensteraffen, wie er ihn auf einem Bild in dem Buch
    "Das Leben der Tiere" gesehen hatte.
    "Hu", sagte Michel, "Krösa-Maja hat recht, Tüfis ist eine schreckliche Krankheit!"
    In diesem Augenblick kam Krösa-Maja aus dem Wald, und am Katthultzaun traf sie Lina, die von ihrem Besuch bei Zahn-Pelle zurückkam.
    "Wie ist es", fragte Krösa-Maja interessiert, "schmerzt der Zahn noch immer?"
    "Das weiß ich nicht", sagte Lina.
    "Weißt du nicht?"
    "Nein! Das Luder liegt auf Zahn-Pelles Misthaufen. Aber ich hoffe, da liegt er und schmerzt, daß es in ihm schreit."
    Lina war froh und längst nicht mehr so pausbäckig wie vorher.
    Sie ging zum Birnbaum, um Alfred die Zahnlücke zu zeigen, und Krösa-Maja ging weiter, um in der Küche alles für den Kaffee vorzubereiten. Sie hörte in der Kammer die Kinder und wollte gern Klein-Ida begrüßen, die ihr Liebling war.
    Aber als sie ihren Liebling dort im Bett liegen sah, so häßlich blau gegen das weiße Kissen gelehnt, da schrie sie laut auf.
    "Was um Himmels willen. . ."
    "Das ist Tüfis", sagte Michel mit/ einem leichten Grinsen.

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    Jetzt hörte man draußen auf dem Weg die Wagen poltern. Sie kamen aus der Kirche, Michels Eltern und alle ihre Gäste und an der Spitze

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