Immer für dich da (German Edition)
bisschen zurechtgemacht.
»Und Weihnachten verpassen? Kaum.« Tully legte die Geschenke unter den Weihnachtsbaum und umarmte sie.
Da bemerkte Kate, wie sehr sie ihre Freundin vermisst hatte.
Tully verwandelte die ruhige Plauderstunde in eine Party. Um ein Uhr, als sie längst den Truthahn in den Ofen hätten schieben müssen, tanzten Kates Mutter, Tante Georgia und Tully immer noch zu ABBA und Elton John und sangen aus voller Kehle mit.
Kate stand am Baum. Plötzlich schien der ganze Raum hell zu erstrahlen. Woran lag es nur, dass Tully jedes Beisammensein in ein rauschendes Fest verwandelte? Vielleicht daran, dass sie keinerlei lästige Haushaltspflichten hatte – für Tully gab es kein Putzen, Kochen oder Wäschewaschen.
Johnny trat zu Kate. Sie bemerkte, dass er kaum noch hinkte. »Hey, du«, sagte er.
»Hey.«
Johnny langte unter den Baum, holte eine kleine Schachtel hervor, die ungeschickt in goldenes Papier eingepackt und mit einer zu großen roten Schleife versehen war, und gab sie ihr.
»Soll ich das jetzt schon auspacken?«
Er nickte.
Sie band die Schleife auf, löste das Papier und entdeckte eine kleine blau-samtene Schatulle. Als sie sie öffnete, stockte ihr der Atem. Darin lag eine zarte Goldkette mit einem diamantverzierten Medaillon. »Johnny …«
»Katie, in meinem Leben habe ich einige Dummheiten begangen, und für die meisten habe ich bezahlt. Für die letzte jedoch musstest auch du bezahlen. Ich weiß, wie schwer das letzte Jahr für dich gewesen ist. Und du sollst wissen, dass du das eine bist, das ich in meinem Leben richtig gemacht habe.« Er nahm die Kette heraus und legte sie ihr um. »Ich habe bei meinem alten Sender einen neuen Job angenommen. Du wirst dir um mich keine Sorgen mehr machen müssen. Katie Scarlett, dir gehört mein Herz, und ich werde immer für dich da sein. Weil ich dich liebe.«
Vor lauter Rührung hatte Kate einen Kloß im Hals. »Ich liebe dich auch.«
Jedes Mal wenn Kate Tullys neue Frisur sah, zuckte sie zusammen, weil die Zeit so schnell verging. Jetzt hatten sie bereits den letzten Augusttag des Jahres 1997 . In Kürze würde ihr Baby in die zweite Klasse kommen.
Ihr widerstrebte es aus tiefster Seele, zuzugeben, wie sehr sie sich diesen Tag herbeigesehnt hatte.
Die letzten sieben Jahre hatte sie sich bemüht, eine perfekte Mutter zu sein. Sorgfältig hatte sie jeden bedeutenden Schritt in Marahs Leben festgehalten und so viele Fotos gemacht, als wollte sie eine neue Lebensform wissenschaftlich dokumentieren. Sie hatte das Leben mit ihrer Tochter derart genossen, dass sie manchmal das Gefühl hatte, in einem Meer aus Liebe zu ihr unterzugehen. Sie und Johnny hatten zwar jahrelang versucht, noch ein Kind zu bekommen, aber leider kein Glück gehabt. Damit hatte Kate nur schwer umgehen können, doch schließlich hatte sie akzeptiert, dass ihre Familie so klein bleiben würde, und sich daranbegeben, jeden Moment einfach perfekt zu gestalten. Denn schließlich hatte sie endlich ihre wahre Leidenschaft gefunden: Mutter zu sein.
Doch als die Monate zu Jahren wurden, wuchs in ihr langsam ein Gefühl der Unausgefülltheit. Zunächst versuchte sie es unter Verschluss zu halten – worüber sollte sie sich auch beklagen? Sie liebte ihr Leben. Sie verbrachte ihre gesamte Freizeit bei Schulaktivitäten oder als ehrenamtliche Helferin für bedürftige Frauen. Sie hatte sogar ein paar Kunstkurse belegt.
Das reichte zwar nicht aus, um ihre innerliche Leere zu füllen, gab ihr aber das Gefühl, produktiv und nützlich zu sein. Und obwohl alle, die ihr nahestanden, ihr wiederholt sagten, dass es den Eindruck mache, als sei sie auf der Suche nach etwas, ignorierte sie das. Es war so viel einfacher, sich auf die Gegenwart und Marah zu konzentrieren. Schließlich würde später noch genug Zeit für ihre Selbstverwirklichung sein.
Jetzt stand sie in ihrem Flanellpyjama am Wohnzimmerfenster und starrte hinaus auf den dunklen Garten. Selbst in der Morgendämmerung konnte sie die über die Terrasse und den Rasen verstreuten Spielsachen sehen.
Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und schaltete den Fernseher ein. Sobald Marah aufgestanden wäre, würde sie sie zwingen, draußen aufzuräumen. Was diese natürlich nur unter lautstarkem Protest tun würde.
Im Fernsehen prangte über Bernard Shaws ernstem Gesicht das Banner Aktuelle Meldung. Eine Reihe von Bildern aus Prinzessin Dianas Leben wurde gezeigt. »Für die von Ihnen«, sagte Bernard, »die gerade erst eingeschaltet
Weitere Kostenlose Bücher