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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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sie sagte. »Seit Tagen ist die ganze Welt in Sorge um John Patrick Ryan, den Nachrichtenproduzenten, der schwer verletzt wurde, als eine Bombe in der Nähe des Al-Rashid-Hotels in Bagdad hochging. Obwohl gestern die Trauerfeier für seinen Begleiter, den Reporter Arthur Gulder, stattfand, blieb die Familie Ryan in diesem deutschen Krankenhaus für die Medien unerreichbar. Dies ist nur allzu verständlich, denn es ist eine zutiefst tragische Zeit für die Familie Ryan. John Ryan, den seine Freunde nur Johnny nennen, hat bei der Explosion eine schwere Kopfverletzung erlitten. Allerdings wurde bereits eine komplizierte Notoperation in einem Militärkrankenhaus bei Bagdad vorgenommen. Spezialisten haben mir versichert, dass Mr Ryan ohne diese Operation vor Ort nicht überlebt hätte.«
    Jetzt wechselte das Bild. Tully stand neben Johnnys Bett. Er lag reglos und mit verbundenem Kopf da. Obwohl die Kamera nur einen Moment auf Johnny ruhte, bevor sie wieder Tullys Gesicht zeigte, war es ein Bild, das man nur schwerlich vergessen konnte.
    »Mr Ryans Prognose ist ungewiss. Die Spezialisten, mit denen ich sprach, meinten, man müsse abwarten, ob die Schwellung seines Hirns zurückgehe. Sollte dies der Fall sein, hat er gute Überlebenschancen. Doch wenn nicht …« Ihre Stimme erstarb, als sie zum Fußende des Betts ging. Dort blickte sie direkt in die Kamera. »An diesem Fall ist nur eines gewiss: Dies ist eine Geschichte, die von Helden erzählt, Helden, die in den Krieg gegangen, und Helden, die daheimgeblieben sind. John Ryan wollte dem amerikanischen Volk zeigen, wie der Krieg ist, und ich kenne ihn gut genug, um sagen zu können, dass er wusste, welches Risiko er bereitwillig einging. Doch während er über den Krieg berichtete, war seine Frau Kathleen, die mit ihrer gemeinsamen einjährigen Tochter zu Hause blieb, genau wie er von der Bedeutung seiner Aufgabe überzeugt. Wie jede Soldatenfrau leistete auch sie ihr Opfer, um John Ryan die Erfüllung seiner Aufgabe zu ermöglichen.« Jetzt zeigte der Bildschirm Tully auf den Stufen zum Krankenhaus. »Ich bin Tallulah Hart und berichte aus Deutschland. Und ich darf wohl sagen, Bryant, dass unser aller Gebete heute der Familie Ryan gelten.«
    Noch lange nach Ende des Berichts starrte Kate auf den Fernseher. »Sie stellt uns dar, als wären wir Helden«, sagte sie schließlich in die Leere. »Sogar mich.«
    In dem Moment spürte sie ein ganz zartes Flattern an ihrer Hand. Es war so leicht, dass sie es zuerst kaum bemerkte. Mit gerunzelter Stirn senkte sie den Blick.
    Ganz langsam schlug Johnny die Augen auf.
    »Johnny?«, flüsterte sie und befürchtete halb, sich alles nur eingebildet zu haben, weil ihr der Stress zu sehr zugesetzt hatte. »Kannst du mich sehen?«
    Er drückte ihre Hand. Das heißt: »Drücken« konnte man es kaum nennen; normalerweise wäre es noch nicht mal eine richtige Berührung gewesen, doch jetzt brachte es sie gleichzeitig zum Lachen und zum Weinen.
    »Kannst du mich sehen?«, fragte sie noch einmal. »Schließ einmal die Augen, wenn du mich sehen kannst.«
    Langsam machte er die Augen zu.
    Sie küsste ihn auf die Wange, die Stirn, seine trockenen, aufgesprungenen Lippen. »Weißt du, wo du bist?«, fragte sie schließlich, richtete sich auf und drückte auf die Klingel.
    Als sie seine Verwirrung sah, bekam sie Angst. »Was ist mit mir? Weißt du, wer ich bin?«
    Er starrte zu ihr hoch und schluckte mühsam. Langsam öffnete er den Mund und flüsterte: »Meine … Katie.«
    »Ja.« Sie brach in Tränen aus. »Ich bin deine Katie.«
    Die folgenden zweiundsiebzig Stunden waren ein einziges Durcheinander aus Untersuchungen, Tests, Besprechungen und Medikamenteneinstellungen. Kate begleitete Johnny zum Augenarzt, zum Psychiater, zum Physiotherapeuten, zum Logopäden und Ergotherapeuten und natürlich zu Dr. Schmidt. Offenbar musste jeder absegnen, dass Johnny sich wieder so weit erholt hatte, um in eine Rehaklinik in der Nähe ihrer Heimatstadt überführt werden zu können.
    Am Nachmittag ging Kate in die fast leere Cafeteria. Dort stellte sie sich ans Fenster. Der Himmel draußen war stahlgrau und verhangen; es sah so aus, als könne es jeden Moment anfangen zu regnen oder zu schneien.
    Seltsamerweise fand sie es viel schwerer, mit ihrer Erleichterung allein zu sein als mit ihrer Verzweiflung. Da hätte sie am liebsten nur ganz still dagesessen, ihren Geist von allen quälenden Gedanken befreit und aufs Beste gehofft. Jetzt hingegen hätte sie sich

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