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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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gerne mit jemandem gefreut, gefeiert, lächelnd ihr Glas erhoben und gesagt, dass sie die ganze Zeit von einem guten Ende ausgegangen sei.
    Nein, nicht mit irgendjemandem.
    Mit Tully.
    Sie ging zu einem Tisch und setzte sich.
    »Du siehst aus, als bräuchtest du etwas zu trinken.«
    Kate sah auf. Da stand Tully. Obwohl Frisur und Make-up perfekt waren, wirkte sie müde. Und nervös.
    »Bist du immer noch hier?«
    »Hast du gedacht, ich würde dich allein lassen?« Tully lächelte gezwungen. »Ich hab dir einen Tee besorgt.«
    Kate starrte auf den Styroporbecher in Tullys Hand. Sie wusste, darin war ihr Lieblingstee – Earl Grey –, und zwar mit genau der richtigen Menge Zucker.
    Das war Tullys Art, sich für das zu entschuldigen, was sie getan hatte. Wenn Kate die Entschuldigung annahm, würde die ganze Episode vergessen sein, das wusste sie – Tullys Verrat und ihre Ohrfeige würden sich in Nichts auflösen und sie konnten weitermachen wie bisher. Ohne Groll, ohne Ressentiments. Sie wären wieder TullyundKate, soweit das als erwachsene Frauen noch möglich war.
    »Die Story war gut«, sagte sie ruhig.
    In Tullys Blick lag die flehentliche Bitte um Verständnis und Verzeihung, doch sie sagte nur: »Nächste Woche darf ich an den Nachrichtentisch. Zwar nur als Springerin, aber immerhin.«
    Ach, dafür hast du mich verraten, dachte Kate, aber sie wusste, dass sie das nicht äußern durfte. Stattdessen sagte sie: »Meinen Glückwunsch.«
    Tully hielt ihr den Becher hin. »Nimm ihn, Katie. Bitte.«
    Eine lange Zeit sah Kate ihre Freundin nur an. Sie hätte jetzt gerne von ihr die Worte Es tut mir leid gehört, wusste aber, dass sie niemals kommen würden. Das konnte man von Tully einfach nicht erwarten. Kate wusste zwar nicht, warum Tully sich partout nicht entschuldigen konnte, vermutete aber, dass es etwas mit Cloud zu tun hatte. In ihrer Kindheit musste ihrer besten Freundin eine Verletzung zugefügt worden sein, die nicht vollkommen ausgeheilt war. Und dies war jetzt die Narbe.
    Schließlich nahm sie den Becher und sagte: »Danke.«
    Tully grinste und umrundete den Tisch. Noch bevor sie sich gesetzt hatte, fing sie schon an zu reden.
    Nicht lange und sie hatte Kate zum Lachen gebracht. So war das bei Freundinnen. Wie Geschwister und Eltern konnten sie einen rasend vor Zorn machen, zum Weinen bringen oder einem das Herz brechen, doch wenn es hart auf hart kam, waren sie da und brachten einen selbst in den dunkelsten Stunden zum Lachen.

Kapitel 22
     
    S o schwierig das Jahr auch war, so wusste Kate doch immer, dass es noch schlimmer hätte kommen können. In den ersten Monaten ähnelte der Mann, den sie nach Hause brachte, nur entfernt ihrem Johnny. Seine Kopfverletzung heilte äußerst langsam, und manchmal, wenn ihm ein Wort nicht einfallen wollte oder er etwas vergaß, verlor er die Geduld. Sie verbrachte endlose Stunden mit ihm in der Reha, ging mit ihm zur Physiotherapie oder wartete mit Marah in der Lobby.
    Schon bei ihrer Ankunft hatte Marah gemerkt, dass etwas mit ihrem Daddy nicht stimmte, worüber sie untröstlich war, ganz gleich, wie viel Liebe man ihr entgegenbrachte. Häufig wachte sie mitten in der Nacht weinend auf und beruhigte sich erst, wenn Kate sie zu sich ins Bett holte (ein Umstand, bei dem ihre Mom nur die Augen verdrehte, sich eine Zigarette anzündete und sagte: »Das wird dir noch leidtun.«).
    Als die Feiertage kamen, schmückte Kate das ganze Haus und hoffte, der gehortete Weihnachtsschmuck gemeinsam verbrachter Jahre würde sie alle wieder zu der Familie einen, die sie einst gewesen waren.
    Aber als sie während der traditionellen Mularkey’schen Familienplauderstunde an ihrem Glas Wein nippte und Tante Georgia und ihrer Mom erzählen wollte, dass alles ziemlich gut lief, brach sie plötzlich in Tränen aus.
    »Ist schon gut, Schatz. Lass es raus.«
    Doch davor hatte sie Angst. »Mir geht’s gut«, erwiderte sie. »Es war nur ein schwieriges Jahr.«
    In diesem Moment klingelte es an der Tür.
    Tante Georgia stand auf. »Das sind Rick und Kelli.«
    Aber es war Tully. Mit einem weißen dreiviertellangen Kaschmirmantel und passender Hose stand sie da und sah einfach umwerfend aus. Auf ihren Armen türmten sich Geschenke, die für drei Familien gereicht hätten. »Jetzt erzählt mir nicht, ihr hättet schon ohne mich losgelegt. Sonst könnt ihr gleich noch mal von vorne anfangen.«
    »Du hast doch gesagt, du müsstest nach Berlin«, erwiderte Kate und wünschte, sie hätte sich ein

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