Immer für dich da (German Edition)
Wagen und hörte noch, wie Marah hinter ihr herbrüllte: »Und schmink dich, Mom!«
Kate wühlte in ihren Schränken, bis sie eine ziemlich neue schwarze Steghose und einen langen schwarzweißen Pulli mit V-Ausschnitt fand. Waren Steghosen noch in Mode? Sie wusste es nicht. Sie machte sich einen Pferdeschwanz, hielt ihn mit einem weißen Haarband zusammen, putzte sich die Zähne und legte dann Rouge und Mascara auf.
Draußen hupte es.
Sie schnappte sich ein paar schwarze Seidensöckchen und ihre Wildledermokassins und rannte zum Wagen zurück.
»Wir kommen zu spät«, jammerte Marah. »Wahrscheinlich sind alle anderen schon da.«
»Wir sind genau im Zeitplan«, erwiderte Kate, nur ganz leicht außer Atem.
Sie fuhren in die Stadt und parkten am Island Auditorium. Drinnen herrschte großer Aufruhr: zwölf Mädchen zwischen sieben und elf, dazu ihre gestressten Eltern und Dutzende von gelangweilten Geschwistern und schließlich Miss Parker, die siebzigjährige Tanzlehrerin, die allergrößten Wert auf gutes Benehmen legte und es irgendwie schaffte, diese wilde Bande im Zaum zu halten, ohne auch nur die Stimme zu erheben. Kate verfrachtete die Kostüme in die Garderobe und half den Mädchen beim Umziehen.
Als sie fertig war, kniete sie sich vor ihre Tochter.
»Bist du bereit?«
»Habt ihr die Videokamera mitgebracht?«
»Natürlich.«
Marah grinste erleichtert und zeigte ihre schiefen Zähne, die in ihrem Gesicht zu groß wirkten. »Ich bin froh, dass du da bist, Mommy«, sagte sie.
Und plötzlich war alles andere unwichtig: der wahnsinnige Zeitdruck, das Nähen und Bügeln bis spät in die Nacht, die steifen, blutenden Finger. Dieser kurze, geteilte Augenblick wog alles andere auf. »Ich auch.«
Marah umarmte sie. »Ich hab dich lieb, Mommy.«
Kate drückte sie fest an sich und roch ihren süßen, pudrigen Duft. Sie musste daran denken, wie schnell Marah kein Kind mehr sein würde, und hielt sie ein bisschen zu lange fest. Diese Momente waren einfach zu rar.
Marah löste sich von ihr, grinste noch einmal und rannte dann mit ihren Freundinnen hinter die Bühne. »Bis später.«
Kate ging in den Zuschauerraum, wo Johnny bereits in der Mitte der dritten Reihe saß, flankiert von seinen Söhnen. Auf der Suche nach Tully musterte sie die angrenzenden Plätze. »Ist sie schon da?«
»Nein. Angerufen hat sie auch nicht. Vielleicht ist was dazwischengekommen.« Er grinste. »Zum Beispiel ein Date mit George Clooney.«
Lächelnd setzte sich Kate neben Lucas. Um sie herum nahmen Eltern und Großeltern ihre Plätze ein und holten sofort ihre Videokameras hervor.
Kates Eltern kamen pünktlich. Wie immer hatte ihre Mutter die alte schwarze Kodak Instamatic am Handgelenk baumeln.
»Ich dachte, Tully käme auch«, meinte sie.
»Das hat sie auch gesagt. Hoffentlich ist nichts passiert.« Solange es ging, hielt sie ihr einen Platz frei, doch schließlich gab sie ihn ab.
Das Licht wurde gedämpfter, und die Zuschauer verstummten. Miss Parker, nun in rosafarbener Strumpfhose, knielangem schwarzem Tutu und schwarzem Oberteil, kam auf die Bühne. Sie war der Inbegriff einer in die Jahre gekommenen Primaballerina. »Ich begrüße Sie alle«, sagte sie mit ihrer leisen, näselnden Stimme. »Wie Sie wissen, haben wir –«
In diesem Moment sprang die Tür zum Zuschauerraum auf. Wie auf Kommando drehte sich das Publikum um.
Tully stand im Eingang und sah aus, als käme sie von einer Oscarverleihung. Ihr kurzes blondgesträhntes Haar verlieh ihr einen androgynen Reiz, der ihr Lächeln nur noch mehr betonte. Sie trug ein atemberaubendes Kleid aus dunkelgrüner Seide, das eine Schulter frei ließ und eng an ihrer immer noch mädchenhaft schmalen Taille anlag.
Geflüster entstand. Tallulah Hart … noch hübscher als im Fernsehen … Niemand achtete mehr auf Miss Parkers Begrüßung.
Tully winkte den Mularkeys zu, ging zur vordersten Reihe und setzte sich auf einen leeren Eckplatz.
Jetzt gingen die Lichter aus, und Maggie Levine kam als blaue Fee auf die Bühne getanzt. Ihre Schwester Cleo und die anderen Mädchen folgten ihr tänzelnd und Pirouetten drehend. Allerdings war es nicht ganz synchron, da die jüngeren Tänzerinnen die erfahreneren beobachteten und jede Bewegung eine Sekunde zu spät ausführten.
Aber dadurch wurde es nur noch zauberhafter. Kate konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten; dann, gerade als Marah über die Bühne wirbelte, griff Johnny über Lucas hinweg nach Kates Hand. Noch in der
Weitere Kostenlose Bücher