Immer für dich da (German Edition)
hübschen schwarzen Angorapullover, den Johnny ihr vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte – ihr einziges Designerstück.
»Kommt, Jungs.« Sie hob sie routiniert aus dem Laufstall. Mit je einem Zwilling auf der Hüfte ging sie ins Kinderzimmer, wechselte die Windeln und zog ihnen dann die Matrosenanzüge an, die Tully ihnen zum Geburtstag geschickt hatte. Weil es immer eine Ewigkeit dauerte, bis sie die Treppe überwunden hatten, trug sie sie nach unten, setzte sie mit einem Haufen Spielzeug auf den Wohnzimmerteppich und schob eine Kassette von Winnie Puh in den Rekorder. Hatte sie Glück, verschaffte sie sich dadurch zwanzig freie Minuten.
Sie verriegelte die Kindersicherung am Fuße der Treppe, ging in die Küche und deckte den Tisch. Wie immer behielt sie dabei die Jungen im Auge.
»Mom!«, kreischte Marah. »Sie sind da!« Sie kam die Treppe heruntergedonnert, sprang über die Kindersicherung, raste zum Fenster und drückte die Nase gegen die Scheibe.
Kate trat zu ihrer Tochter und schob die Gardine beiseite. Scheinwerfer durchschnitten die Dunkelheit. Johnnys Wagen kam als Erster; dahinter kroch eine schwarze Limousine über die Auffahrt. Beide Autos hielten vor der Garage.
»Wow«, machte Marah.
Ein livrierter Chauffeur stieg aus der Limousine, umrundete sie und öffnete die Tür hinter dem Beifahrersitz.
So langsam wie bei einem großen Auftritt entstieg Tully dem Wagen. Mit ihrer Designerjeans, einem weißen Herrenhemd und einem marineblauen Blazer war sie der Inbegriff lässigen Chics. Ihr gestuftes, im Licht schimmerndes kastanienbraunes Haar war wahrscheinlich vom besten Coiffeur in Manhattan geschnitten worden.
»Wow«, machte Marah noch einmal.
Kate versuchte, den Bauch einzuziehen. »Ich frage mich, ob noch Zeit für eine Fettabsaugung ist.«
Johnny stieg ebenfalls aus und trat so nah zu Tully, dass sich ihre Schultern berührten. Tully lachte über etwas, das der Fahrer sagte, sah zu Johnny auf und legte ihm die Hand auf die Brust.
Die beiden wirkten wie das perfekte Paar, so als wären sie direkt einem Modemagazin entsprungen.
»Daddy mag Tante Tully aber sehr«, meinte Marah.
»Allerdings«, murmelte Kate, doch Marah war schon weg. Sie riss die Haustür auf und rannte zu ihrer Patentante, die sie hochhob und herumwirbelte.
Tully betrat das Haus, wie sie alles tat: geräuschvoll und strahlend. Sie umarmte Kate heftig, küsste die Jungs auf ihre dicken Wangen, verteilte mehr Geschenke als zu Weihnachten und verlangte nach einem Drink.
Das gesamte Abendessen erzählte sie über ihre Arbeit für Y 2 K in Paris und die Panik, die sie davor gehabt hatte, und kam dann auf die Oscarverleihung zu sprechen, bei der sie ein Kleid getragen hatte, das über ihrem Busen festgeklebt war. Als sie auf einer Party danach etwas zu stürmisch einen Drink heruntergestürzt hatte, hatte sich das Kleid gelöst.
»Das war ein Schock. Und nicht nur für mich.«
Marah hing an Tullys Lippen. »Von Armani?«, fragte sie.
Kate war sprachlos, als Tully antwortete: »Ja, war es, Marah. Ich sehe, du kennst dich aus. Ich bin sehr stolz auf dich.«
»Ich habe in Zeitschriften Bilder davon gesehen. Dort stand auch, du wärst eine der bestangezogenen Frauen gewesen.«
»Ja, aber das ist harte Arbeit. Ein ganzes Team muss hart arbeiten, damit ich so aussehe.« Tully strahlte.
»Wow«, sagte Marah ein drittes Mal. »Das ist so cool.«
Als Tully das Thema Mode und Prominente abgehandelt hatte, wandte sie sich der Weltpolitik zu. Sie und Johnny diskutierten über den Lewinsky-Skandal und die Berichterstattung in den Medien.
Im Nu war das Essen vorbei. Marah räumte in einem jämmerlich offensichtlichen Versuch, Tully zu beeindrucken, den Tisch ab.
»Ich kümmere mich um den Abwasch«, erklärte Johnny. »Nehmt ihr beiden euch Decken und setzt euch raus.«
»Du bist ein Schatz«, sagte Tully. »Ich mixe uns einen Krug Margaritas. Katie, du bringst das Duo Infernale ins Bett, und in einer Viertelstunde treffen wir uns draußen.«
Kate nickte und brachte die Jungen nach oben. Als sie sie jedoch gebadet, ins Bett gesteckt und mit einer Geschichte zum Einschlafen gebracht hatte, war es bereits kurz vor acht.
Leicht erschöpft ging sie nach unten und sah, dass Marah zusammengerollt auf Tullys Schoß lag.
Johnny wartete am Fuße der Treppe auf sie. »Die Margaritas sind im Mixer. Ich bringe jetzt Marah ins Bett.«
»Ich liebe dich.«
Er tätschelte ihr den Po und wandte sich dann zu seiner Tochter.
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