Immer für dich da (German Edition)
noch entfernt Ähnlichkeit mit den Gästen ihrer ersten Live-Show. Mr McAdams hatte mindestens zwanzig Pfund abgenommen und lief nicht mehr mit eingezogenem Kopf und hängenden Schultern umher. Mrs Mc- Adams hatte eine neuen Frisur, war geschminkt und lächelte. »Wow«, sagte Tully, »Sie beide sehen einfach großartig aus. Bitte, setzen Sie sich.«
Die beiden ließen sich auf dem edlen schwarzen Ledersofa nieder, hielten einander jedoch weiterhin an der Hand. »Tut uns leid, wenn wir stören. Wir wissen, Sie haben nur wenig Zeit.«
»Für Freunde habe ich immer Zeit«, erwiderte Tully und schenkte ihnen ihr schönstes Kameralächeln. Dann setzte sie sich auf die Schreibtischkante und sah die beiden an.
»Wir wollten uns nur bei Ihnen bedanken«, sagte Mrs Mc-Adams. »Ich weiß nicht, ob Sie jemanden mit einem Suchtproblem kennen …«
Tullys Lächeln schwand. »Doch, ehrlich gesagt schon.«
»Menschen wie wir können selbstsüchtig und gemein sein, wütend und trotzig. Ich wollte mich verändern, Gott weiß, wie sehr ich mir jeden Tag wünschte, aufhören zu können. Aber ich konnte es erst, als Sie den Scheinwerfer auf mich richteten und ich mein Leben sah, wie es wirklich war.«
»Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr Sie uns geholfen haben«, fügte Mr McAdams hinzu. »Wir wollten Ihnen einfach nur danken.«
Tully war so gerührt, dass ihr einen Augenblick lang die Worte fehlten. »Genau das wollte ich mit der Live-Show bewirken: jemandem helfen, sein Leben zu ändern. Mir bedeutet es viel, dass es geklappt hat.«
Das Telefon klingelte erneut.
»Entschuldigen Sie mich.« Sie ging dran. »Was ist?«
»John ist auf Leitung eins, Tully.«
»Danke. Stellen Sie ihn durch.« Als er sich meldete, fragte sie: »Bist du zu faul, die zwanzig Meter bis zu meinem Büro zu gehen? Du wirst langsam alt, Johnny.«
»Ich muss mit dir reden, und zwar nicht am Telefon. Kann ich dir ein Bier spendieren?«
»Wo und wann?«
»Im Virginia Inn.«
Sie lachte. »Meine Güte, da war ich schon Jahre nicht mehr.«
»Lügnerin. Komm um halb vier in mein Büro.«
Sie legte auf und wandte sich wieder den McAdams zu, die sich mittlerweile erhoben hatten.
»Tja«, meinte Mr McAdams, »mehr wollten wir eigentlich nicht. Ich hoffe, Sie können auch anderen Menschen so wie uns helfen.«
Tully gab ihnen die Hand. »Vielen Dank. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich nächstes Jahr eine Folgeshow mit Ihnen machte? Dann könnte ganz Amerika Ihre Fortschritte sehen.«
»Nein, natürlich nicht.«
Sie brachte sie zur Tür, verabschiedete sich von ihnen und ging dann zurück zu ihrem Schreibtisch. Während der nächsten Stunden, in denen sie am Konzept ihrer Sendung für den folgenden Tag arbeitete, musste sie immer wieder lächeln.
Sie hatte mit ihrer Show etwas Gutes bewirkt. Sie hatte das Leben der McAdams verändert.
Um halb vier klappte sie den Ordner zu, schnappte sich ihren Mantel und ging zu Johnnys Büro. Dann machten sie sich auf den Weg zum Public Market und tauschten Ideen für weitere Sendungen aus, bis sie schließlich die Eckbar erreicht hatten.
Johnny führte sie zu einem Fenstertisch. Noch bevor sie Platz nehmen konnte, winkte er einer Kellnerin und bestellte ein Bier für sich und einen Martini für sie. Sie wartete, bis die Getränke vor ihnen standen, dann fragte sie: »Okay, was ist los?«
»Hast du in letzter Zeit mit Kate gesprochen?«
»Nein. Ich glaube, sie ist sauer auf mich. Wieso?«
Johnny fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich fasse es nicht, dass ich das über meine eigene Tochter sagen muss, aber Marah ist wirklich ein Miststück. Sie knallt Türen, schreit ihre Brüder an, kommt ständig zu spät und vernachlässigt ihre Pflichten. Sie und Kate streiten pausenlos, von morgens bis abends. Kate ist schon völlig zermürbt, hat abgenommen und kann nicht mehr schlafen.«
»Habt ihr schon mal an ein Internat gedacht?«
»Dahin würde Kate niemals gehen.« Er lächelte müde über seinen Scherz. »Aber im Ernst, Tully. Ich mache mir Sorgen. Könntest du nicht mal mit ihr reden?«
»Natürlich, aber ich habe den Eindruck, sie bräuchte mehr als nur Ansprache. Sollte sie sich nicht Hilfe suchen?«
»Du meinst bei einem Therapeuten? Ich weiß nicht.«
»Depressionen sind bei Hausfrauen und Müttern weit verbreitet. Erinnerst du dich noch an unsere Sendung darüber?«
»Deshalb mache ich mir ja solche Sorgen. Du sollst mal für mich vorfühlen, wie ernst es wirklich ist. Du kennst sie doch so
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