Immer für dich da (German Edition)
glaubte sie eigentlich nicht. Ihr Mann mochte eine Schwäche für Tully haben, doch er war kein Betrüger, und Tully war ihre beste Freundin.
Das hatte sie in ihrer Eifersucht irgendwie vergessen.
Als sie die Tür wieder öffnete, sah sie, dass er – das eine Bein ausgestreckt, die Fliege gelöst an seinem Hals baumelnd – auf dem Gang saß. »Du bist ja noch hier.«
»Du hast den Schlüssel. Ich hoffe, du willst dich entschuldigen.«
Sie kniete sich vor ihn. »Tut mir leid.«
»Ich fasse es einfach nicht, dass du glaubst –«
»Tue ich auch nicht.«
Sie nahm seine Hand und half ihm auf. »Tanz mit mir«, bat sie und hasste sich dafür, dass sie das letzte Wort ein klein wenig betonte.
»Aber hier ist keine Musik.«
Sie legte ihm die Arme um den Hals und fing an, ihre Hüften zu wiegen, während sie immer näher zu ihm trat, bis er mit dem Rücken zur Wand stand und sie sich an ihn presste.
Sie zog den Reißverschluss ihres Kleides auf und ließ es zu Boden gleiten.
Johnny blickte den Gang hinunter. »Katie!« Er öffnete ihre Tasche, holte den Schlüssel heraus und schloss die Tür wieder auf. Dann stürzten sie sich aufs Sofa und küssten sich mit einer Leidenschaft, die neu und gleichzeitig vertraut war.
»Ich liebe dich«, sagte er, während er mit der Hand zu ihrem Slip fuhr. »Bitte vergiss das nicht, ja?«
Da sie zu atemlos war, um zu antworten, nickte sie nur, zog den Reißverschluss seiner Hose auf. Im Stillen schwor sie sich, sich nie wieder von ihrer Eifersucht hinreißen zu lassen oder zu vergessen, dass er sie liebte.
Zwei Wochen später stand Tully in ihrem riesigen Büro und starrte aus dem Fenster. Sie hatte bereits seit einer Ewigkeit das Gefühl, dass ihr irgendetwas im Leben fehlte. Zwar hatte sie gehofft, das würde sich durch den Umzug nach Seattle und ihre eigene Show ändern, doch noch immer spürte sie diese Leere in sich. Jetzt war sie einfach nur noch berühmter und noch reicher. Aber immer noch nicht zufrieden.
Wie gewöhnlich suchte sie die Lösung, die Erfüllung in ihrem Beruf. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie auf ein Vorhaben gekommen war, das sie fordern und ausfüllen würde.
»Du bist ja wahnsinnig«, meinte Johnny und ging vor dem Fenster auf und ab. »Unser Format ist unschlagbar. Das weißt du auch. Unsere Einschaltquoten sind fast so hoch wie Oprahs, und im letzten Jahr wurdest du für den Emmy nominiert. Die Firmen kommen mit der Produktion der Merchandisingprodukte fast nicht mehr nach. Dies alles sind Beweise deines Erfolgs.«
»Ich weiß«, sagte sie, einen Moment abgelenkt durch ihr Spiegelbild. In der Reflektion der Fensterscheibe wirkte sie dünn und verhärmt. »Aber du weißt, dass ich immer ungern ausgetretenen Pfaden gefolgt bin. Ich schlage gern neue Wege ein. Versuche Experimente. Eine Live-Show wäre genau das Richtige.«
»Warum denn? Was willst du denn noch?«
Das war die eine 1-Million-Dollar-Frage. Warum hatte sie einfach nie genug? Und wie konnte sie Johnny das begreiflich machen?
Kate würde es verstehen, selbst wenn sie anders war, aber ihre beste Freundin hatte in letzter Zeit kaum noch Zeit für sie. Vielleicht war auch dies Teil des Problems. Sie fühlte sich … von Kate abgeschnitten. Ihr Leben verlief neuerdings fast vollkommen getrennt. Seit der Jubiläumsparty hatten sie kaum miteinander gesprochen. »Du musst mir einfach vertrauen, Johnny.«
»Es könnte alles auf einmal zunichtemachen, und dann wäre unsere Glaubwürdigkeit zum Teufel.« Mit leicht gerunzelter Stirn trat er auf sie zu. »Red mit mir, Tully.«
»Du würdest es ja doch nicht verstehen«, antwortete sie, weil sie zutiefst davon überzeugt war.
»Versuch’s doch mal.«
»Ich möchte wirklich etwas Bleibendes hinterlassen.«
»Zwanzig Millionen Zuschauer sehen dir täglich zu; ist das etwa nichts?«
»Du hast Katie und die Kinder.«
Sie sah, dass ihm jetzt etwas dämmerte. Er bedachte sie mit dem mitleidigen Blick, der sie, ganz gleich, wie viel Erfolg sie hatte, überallhin zu verfolgen schien. »Ach so.«
»Ich muss es einfach versuchen, Johnny. Unterstützt du mich?«
»Wann hab ich dich je hängenlassen?«
»Nur als du meine beste Freundin geheiratet hast.«
Er lachte und ging zur Tür. »Wir versuchen es, Tully. Einmal. Dann sehen wir weiter. Einverstanden?«
»Einverstanden.«
Dabei blieb es in den folgenden Wochen. Sie arbeitete so intensiv für ihr Projekt, dass sie ihr ohnehin schon dürftiges Privatleben völlig
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