Immer für dich da (German Edition)
Almost Have it All?« gewesen, und am Ende hatte er sie geküsst. Wenn sie sich damals anders entschieden, die Liebe und nicht den Erfolg gewählt hätte, dann hätte er vielleicht sie geliebt und ihr Marah und ein Zuhause geschenkt.
Im blassgoldenen Licht des altmodischen Kronleuchters sah er so attraktiv aus wie immer. Der irisch-katholische Typ gewann mit den Jahren. Als er sie jetzt ernst anblickte, musste sie an die alten Zeiten denken. Damals war seine Seele angeknackst gewesen, und sie hatte ihn eine romantische Nacht lang zum Lachen gebracht.
»Du warst schon immer ein guter Tänzer«, sagte sie und hörte, wie ihre innere Stimme sie zur Vorsicht mahnte. Sie war betrunken, Abstand war geboten, aber sie fühlte sich in seinen Armen so wohl, und außerdem würde ja nichts passieren.
Er wirbelte sie herum und zog sie dann wieder an sich.
Die Menge applaudierte anerkennend.
»Ich hätte nicht so viel Champagner trinken sollen, ich kann dir kaum folgen.«
»Folgen war noch nie deine Stärke.«
Und bei diesen Worten erinnerte sie sich an alles, jedes einzelne Detail. Erinnerungen brachen durch die Wände, die sie ringsherum aufgerichtet hatte. Sie blieb stehen und starrte ihn an. »Was ist mit uns geschehen?«
»Gab es denn je so etwas wie uns, Tully?«, fragte er leise. Als er so prompt und ruhig reagierte, fragte sie sich unwillkürlich, ob er nicht schon seit Jahren eine solche Bemerkung hatte machen wollen. Sie wusste nicht, ob sein Lächeln bedauernd oder nachsichtig war; sie wusste nur, dass sie zwar nicht mehr tanzten, er sie aber immer noch festhielt.
»Ich hätte es wohl nicht zugelassen.«
»Kate meint, ich sei nie über dich hinweggekommen.«
Tully wusste es, hatte es immer gewusst. Kate und sie hatten nie über Johnny gesprochen, sondern sich stillschweigend geeinigt, es im Namen der Freundschaft zu verdrängen. Es war in einem dunklen Winkel verstaut, wo es hätte bleiben sollen, doch trotzdem konnte sie, anfällig durch Alkohol und Einsamkeit, nicht widerstehen und fragte: »Bist du es denn?«
Als Kate zum Ballsaal zurückkehrte, hatte die Band bereits angefangen zu spielen.
»Crazy for You«.
Wie immer musste sie bei dem Song lächeln. Sie verharrte am Eingang des Saals und blickte sich um. Die Tische leerten sich, und an der Bar bildeten sich bereits Schlangen. Sie sah, dass Marah in einer Ecke mit einem überaus mageren Mädchen sprach, das nur ein taschentuchgroßes Kleidchen trug.
»Na großartig.«
Sie unterdrückte ihren Zorn und ging weiter in den Saal. Da sah sie aus dem Augenwinkel etwas Smaragdgrünes aufblitzen, und plötzlich schien die Welt um sie herum zu erstarren.
Tully war auf der Tanzfläche und hatte ihre Arme um Johnny geschlungen. Er hielt sie so selbstverständlich, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Sie tanzten nicht, sondern standen einfach nur da. Ein regloses Paar im bunten Wirbel der anderen Tänzer. Tully blickte ihn an, als hätte sie ihn gerade aufgefordert, mit ihr ins Bett zu gehen.
Kate stockte der Atem. Einen grässlichen Moment lang dachte sie, sie müsse sich übergeben.
Du warst doch immer nur sein Notnagel.
Das wusste sie, und es half nicht, dass sie im Verlaufe der Jahre ihren Frieden damit geschlossen hatte.
Als der Song endete, trat Johnny einen Schritt zurück. Er drehte sich um und bemerkte Kate. Durch die Menge hindurch trafen sich ihre Blicke. Und da fing sie an zu weinen, vor allen Leuten. Zutiefst verlegen ging sie aus dem Saal.
Eigentlich rannte sie.
Unten an den Aufzügen drückte sie ungeduldig auf den Knopf. »Komm schon … Na, komm schon …« Sie wollte nicht, dass jemand sie weinen sah.
Die Klingel ertönte und die Aufzugtür glitt auf. Sie trat hinein und verschränke die Arme. Erst nach endlosen Sekunden des Wartens dämmerte ihr, dass sie nicht den Knopf gedrückt hatte.
Die Türen wollten sich gerade wieder schließen, als sich eine Hand dazwischenschob.
»Verschwinde«, sagte sie zu ihrem Mann.
»Wir haben nur getanzt.«
»Ha!« Kate drückte den Knopf für ihre Etage und wischte sich dann über die Augen.
Er betrat den Fahrstuhl. »Du machst dich lächerlich.«
Der Aufzug brachte sie zu ihrem Stockwerk, die Türen gingen auf. Sie ließ Johnny einfach stehen. »Lass mich in Ruhe!«, schrie sie über die Schulter hinweg und öffnete die Zimmertür. Sie ging hinein und knallte die Tür hinter sich zu.
Dann wartete sie.
Und wartete.
Vielleicht ist er zu Tully gegangen.
Nein.
Das
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