Immer für dich da (German Edition)
Vortag zu sprechen, und fuhr dann mit ihren Problemen beim täglichen Abholen der Kinder fort.
Kate schloss die Augen, und plötzlich waren sie wieder junge Mädchen, die am Pilchuck River saßen und sich fragten, wie wohl ihr Leben aussehen würde.
Wir werden Fernsehjournalistinnen. Eines Tages werde ich Mike Wallace erzählen, dass ich es ohne dich nicht geschafft hätte.
Träume. Sie hatten so zahlreiche Träume gehabt, und überraschend viele waren wahr geworden. Das Komische war nur, dass sie das nie wirklich zu schätzen gewusst hatte, als es noch ging.
Sie lehnte sich zurück und fragte leise: »Stehst du immer noch in Kontakt mit dem Mann, der für die Schauspielabteilung an der USC verantwortlich ist?«
»Ja.« Tully sah sie an. »Wieso?«
Kate spürte, wie Tully sie prüfend betrachtete. Ohne sie anzusehen, zupfte sie an der Perücke. »Vielleicht könntest du ihn mal anrufen. Marah würde gerne dort studieren.« Dabei kam ihr unwillkürlich der Gedanke: Dann werde ich nicht mehr für sie da sein. Für keinen von ihnen. Marah würde ohne sie aufs College gehen …
»Ich dachte, du wolltest nicht, dass sie Schauspielerin wird.«
»Ich habe eine Höllenangst, wenn ich sie mir in Hollywood vorstelle. Aber du bist schließlich ein Fernsehstar und ihr Dad ist Nachrichtenproduzent. Das arme Kind ist ja umzingelt von Traumtänzern. Hatte sie überhaupt eine andere Wahl?« Sie streckte den Arm aus und drückte Tullys Hand. Nur zu gerne hätte sie ihre Freundin jetzt angesehen, doch sie konnte es nicht, wagte es nicht. »Du wirst doch auf sie und die Jungs aufpassen, nicht wahr?«
»Immer.«
Kate spürte, wie ihr durch dieses eine Wort leichter ums Herz wurde. Eins musste man Tully zugutehalten: Sie hielt immer ihr Wort. »Vielleicht suchst du auch noch mal nach Cloud.«
»Komisch, dass du es erwähnst. Ich hatte auch schon dran gedacht.«
»Gut«, sagte Kate sanft, aber fest. »Chad hatte recht und ich unrecht. Wenn es … zu Ende geht, sieht man, dass nur Liebe und Familie zählen. Sonst bleibt nichts.«
»Du bist meine Familie, Katie.«
»Ich weiß. Aber wenn ich –«
»Bitte sprich es nicht aus.«
Kate sah ihre Freundin an. Die kühne, mutige, überpräsente Tully, die durchs Leben brach wie ein Raubtier durch den Dschungel und alles dominierte, war jetzt ängstlich und still. Allein der Gedanke an Kates Tod hatte sie kleiner gemacht, entzaubert. »Ich werde sterben, Tully. Auch wenn ich schweige, ändert das nichts.«
»Ich weiß.«
»Aber eins sollst du wissen: Ich habe mein Leben geliebt. So lange habe ich darauf gewartet, dass es endlich anfängt, habe mehr gewollt. Mir kam es so vor, als würde ich nur einkaufen, Kinder kutschieren und warten. Aber weißt du was? Mit meiner Familie habe ich nichts verpasst. Gar nichts. Ich war da, für alle. Daran werde ich mich erinnern und daran, dass sie einander haben.«
»Ja.«
»Aber um dich mache ich mir Sorgen.«
»Typisch.«
»Du hast Angst vor der Liebe, dabei hast du so viel zu geben.«
»Ich weiß, dass ich all die Jahre darüber gejammert habe, so allein zu sein, und ich habe viel Zeit mit den falschen Männern verbracht, aber die Wahrheit ist, dass meine wahre Liebe meinem Beruf galt, und meistens hat mir das auch gereicht. Ich war glücklich. Mir ist es wichtig, dass du das weißt.«
Kate bedachte sie mit einem müden Lächeln. »Ich bin stolz auf dich. Hab ich dir das eigentlich oft genug gesagt?«
»Und ich bin stolz auf dich.« Tully sah ihre beste Freundin an, und in diesem einen Blick ballten sich die gesamten Erfahrungen ihrer gemeinsam verbrachten Jahre.
»Wir haben es doch richtig gemacht, stimmt’s?«
Bevor Kate antworten konnte, sprang die Tür zum Saal auf und die Zuschauer kamen hereingeströmt.
Johnny, Kates Eltern und die Jungs nahmen gerade noch rechtzeitig ihre Plätze ein.
Dann ging das Licht auf der Bühne an, die Vorhänge aus schwerem rotem Samt teilten sich, schleiften über den Holzboden und enthüllten die karge Kulisse einer Kleinstadt.
In einem historischen Abendkleid, dem man die Unerfahrenheit der Schneider ansah, betrat Marah die Bühne und begann zu sprechen.
Es war magisch, anders konnte man es nicht bezeichnen.
Kate spürte, wie Tully ihre Hand nahm und sie sanft drückte. Als Marah abging, gab es tosenden Szenenapplaus. Vor lauter Stolz schwoll Kate das Herz. Sie beugte sich zu Tully und flüsterte: »Jetzt weiß ich, warum ich ihr deinen zweiten Vornamen gegeben habe.«
Tully sah sie
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