Immer für dich da (German Edition)
Tully.«
Niemand würde ihr weh tun. Nicht hier, nicht jetzt. Morgen vielleicht, wenn die Behörden sie abholten. Sie trank ihr Bier aus, hielt dem Jungen den Becher hin und rief nach Katie.
Ihre Freundin tauchte sofort auf, als wäre sie nur kurz außer Sichtweite gewesen und hätte auf ihren Ruf gewartet.
Tully reichte ihr das Bier. »Hier.«
Kate schüttelte den Kopf. Es war eine fast unmerkliche Bewegung, aber Tully sah sie trotzdem und schämte sich sofort, dass sie ihr Alkohol angeboten hatte. Gleich darauf jedoch überkam sie Wut auf die Unschuld ihrer Freundin. Tully war nie so unschuldig gewesen; jedenfalls nicht, soweit sie sich erinnern konnte.
»Ka-tie, Ka-tie«, rief Tully und brachte die anderen dazu, sich ihr anzuschließen. »Komm schon, Katie«, sagte sie dann leise. »Du bist doch meine beste Freundin, oder nicht?«
Kate blickte nervös auf die umstehenden Jugendlichen.
Tully spürte erneut, wie sich Scham in ihr regte, und dann Neid. Sie konnte noch zurück, sie konnte Katie beschützen –
Da nahm Kate das Bier und fing an zu trinken.
Über die Hälfte wurde verschüttet und lief ihr erst über das Kinn und dann über ihr Top, das feucht an ihrem Busen klebte. Doch Kate schien es nicht zu bemerken.
Dann wechselte die Musik. »Dancing Queen« von Abba dröhnte aus den Lautsprechern. You can dance, you can j-ive …
»Ich liebe dieses Lied«, meinte Kate.
Tully zog sie auf die Tanzfläche. Dort ließ sie sie los und überließ sich der Musik und dem Tanzen.
Als die Musik erneut wechselte und langsamer wurde, war sie bereits außer Atem und musste ständig lachen.
Aber Kate schien sich noch mehr verändert zu haben. Ob es an dem einen Bier oder an der Musik lag, wusste Tully nicht. Sie wusste nur, dass Kate hinreißend aussah, als ihr blondes Haar im Scheinwerferlicht glänzte und ihre zarte blasse Haut sich von der Anstrengung rötete.
Als Neal Stewart zu ihnen trat und Kate um einen Tanz bat, war nur Kate überrascht. Sie wandte sich zu Tully. »Neal will mit mir tanzen«, rief sie, als die Musik kurz leiser wurde. »Er muss betrunken sein.« Sie reckte die Arme in die Höhe, tänzelte mit Neal davon und ließ Tully allein in der Menge zurück.
Kate presste ihre Wange gegen Neals weiches T-Shirt.
Es fühlte sich so gut an, wie er sie im Arm hielt. Seine Hände lagen knapp über ihrem Hintern. Sie spürte, wie er seine Hüfte gegen ihre drückte. Ihr Herz schlug schneller und ihr Atem beschleunigte sich. Eine bis dahin unbekannte Empfindung überkam sie, eine Art atemlose Erwartung. Sie wollte … ja, was?
»Kate?«
Sie hörte, wie er zögernd ihren Namen sagte, und plötzlich fragte sie sich, ob er all das auch fühlte.
Neal lächelte zu ihr herunter; er war etwas unsicher auf den Beinen. »Du bist so schön«, sagte er, und dann küsste er sie, mitten auf der Tanzfläche. Kate holte scharf Luft und versteifte sich. Es kam so unerwartet, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte.
Seine Zunge glitt zwischen ihre Lippen und zwang sie, sich leicht zu öffnen.
»Wow«, machte er leise, als er sich schließlich zurückzog.
Was bedeutete das? Hatte ihm der Kuss gefallen oder hielt er sie für dumm und unerfahren?
Plötzlich schrie jemand hinter ihr: »Die Bullen!«
Ehe sie sich’s versah, war Neal verschwunden, und Tully tauchte auf und ergriff ihre Hand. Sie kämpften sich verzweifelt aus dem Haus, den Hügel hinauf, durchs Gebüsch und dann hinunter zu den Bäumen. Als sie endlich am Wagen ankamen, war Kate starr vor Entsetzen und ihr Magen revoltierte. »Ich muss kotzen.«
»Nein, musst du nicht.« Tully riss die Beifahrertür auf und stieß Kate ins Auto. »Wir werden jetzt nicht geschnappt.«
Tully rannte um den Wagen herum und öffnete die Fahrertür. Sie sprang auf den Sitz, stieß den Schlüssel ins Zündschloss, legte den Rückwärtsgang ein und stieg aufs Gas. Sie schossen zurück, doch plötzlich stieg Tully wieder auf die Bremse. Kate flog wie eine Stoffpuppe nach vorn, stieß sich die Stirn am Armaturenbrett und sackte dann in den Sitz zurück. Benommen öffnete sie die Augen und versuchte, etwas zu sehen.
Tully saß neben ihr und kurbelte die Scheibe herunter.
Dort, in der Dunkelheit, stand der gute alte Officer Dan, der Tully drei Jahre zuvor aus Snohomish entführt hatte. »Ich wusste, ihr Mädels von der Firefly Lane würdet mir noch mal Ärger machen.«
»Scheiße noch mal«, fluchte Tully.
»Nette Ausdrucksweise, Tallulah. Würdet ihr jetzt bitte
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