Immer für dich da (German Edition)
her«, rief Kates Mutter.
Tully stürzte zu ihnen und ließ sich von ihnen umarmen.
In der nächsten Stunde packten sie aus und machten Fotos. Schließlich sagte der Vater: »Okay, Margie, es ist Zeit. Wir wollen doch nicht in den Berufsverkehr kommen.« Sie umarmten sich ein letztes Mal.
Kate klammerte sich an ihre Mom und kämpfte mit den Tränen.
»Alles wird ganz toll werden«, sagte ihre Mutter. »Habt Vertrauen in eure Träume. Du und Tully werdet die besten Reporterinnen, die dieses Land je gesehen hat. Dad und ich sind unheimlich stolz auf euch.«
Kate blickte ihre Mom durch Tränen hindurch an. »Ich hab dich lieb, Mom.«
Viel zu schnell war es vorbei.
»Wir rufen euch jeden Sonntag an«, rief Tully ihnen nach. »Direkt nach der Kirche.«
Und auf einmal waren sie fort.
Tully warf sich aufs Bett. »Ich frage mich, wie die Bewerbungswoche wird. Ich wette, jedes Haus will uns haben. Anders kann es gar nicht sein.«
»Sie werden dich haben wollen«, sagte Kate leise, und zum ersten Mal seit Monaten fühlte sie sich wieder wie das einsame Mädchen mit der dicken Brille und der Hochwasserjeans. Es war ganz gleich, dass sie mittlerweile Kontaktlinsen trug, keine Zahnspange mehr hatte und sich geschickt schminken konnte. Ihre Kommilitoninnen würden all das durchschauen.
Tully setzte sich auf. »Aber du weißt doch, dass ich nur mit dir zusammen in eine Verbindung gehe.«
»Das ist dir gegenüber nicht fair.« Kate setzte sich neben sie.
»Hast du die Firefly Lane vergessen?«, erwiderte Tully mit gesenkter Stimme. Über die Jahre war dies zu einer Kurzformel für all ihre Erinnerungen geworden. Mit diesem Begriff drückten sie aus, dass eine Freundschaft, die damals mit vierzehn begonnen hatte, als David Cassidy noch angesagt war und ein Song sie zu Tränen rührte, für immer andauern würde.
»Nein, hab ich nicht.«
»Aber offenbar begreifst du es nicht.«
»Was denn?«
»Wer war für mich da, als meine Mom mich im Stich gelassen hat? Wer hat meine Hand gehalten und mich nach Hause gebracht, als meine Grandma starb?« Sie drehte sich zu Kate um. »Du. Das ist die Antwort. Wir sind ein Team, Kate. Wir sind für immer Freundinnen, was auch kommen mag. Alles klar?« Sie stieß Kate an und entlockte ihr ein Lächeln.
»Du bekommst doch immer, was du willst.«
»Na klar! Das ist eine meiner besten Eigenschaften. Aber jetzt lass uns überlegen, was wir am ersten Tag anziehen.«
Die Universität von Washington übertraf Tullys kühnste Erwartungen. Sie war eine Welt für sich und verteilte sich auf einem riesigen Areal über Hunderte von gotischen Gebäuden. Kate war von dieser Größe eingeschüchtert, aber Tully war überzeugt, wenn sie hier Erfolg hätte, würde sie überall Erfolg haben. Von dem Augenblick an, da sie in ihr Verbindungshaus zogen, bereitete sie sich auf einen Job bei einem Fernsehsender vor. Zusätzlich zu ihren Seminaren in Kommunikationswissenschaft las sie pro Tag mindestens vier Zeitungen und sah so viele Nachrichtensendungen wie möglich. Wenn ihr großer Durchbruch käme, würde sie bereit sein.
Die ersten Wochen ihres Semesters hatte es in Anspruch genommen, sich zu orientieren und zu überlegen, wie Phase eins ihres Studiums aussehen sollte. Sie hatte sich so oft mit ihrem Studienberater verabredet, dass er schon das Weite suchte, wenn er ihr zufällig auf dem Gang begegnete, aber das focht sie nicht an. Wenn sie Fragen hatte, wollte sie Antworten.
Wieder einmal war ihr Alter das Problem. Sie war einfach zu jung, um in die Hauptseminare über Presse und Rundfunk zugelassen zu werden; ganz gleich, wie sehr sie ihre Überredungskünste bemühte, die monströse Bürokratie dieser riesigen staatlichen Universität stand dem entgegen. Sie musste einfach warten, bis sie an der Reihe war.
Und das war nicht gerade ihre Stärke.
Jetzt flüsterte sie Kate zu: »Wieso müssen wir ein naturwissenschaftliches Fach belegen? Um Reporterin zu werden, brauche ich keine Geologie.«
»Schsch.«
Tully runzelte die Stirn. Sie befanden sich gerade in einem der größten Vorlesungssäle der Uni. Von ihrem Platz in der hintersten Reihe aus, eingezwängt zwischen fast fünfhundert Studenten, konnte sie kaum den Vortragenden sehen, der noch nicht mal der Professor war, sondern nur sein Assistent.
»Wir können uns doch die Mitschrift kaufen. Los, gehen wir. Die Redaktion macht um zehn Uhr auf.«
Kate würdigte sie keines Blickes, sondern machte sich eifrig Notizen.
Tully
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