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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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das ist.«
    »Und warum bist du dann so desinteressiert?«
    »Bin ich gar nicht. Nur weiß ich ganz genau, dass du die Sprecherstelle bekommst.«
    Tully grinste. »Ja, nicht?«
    »Natürlich. Du bist verteufelt gut. Wirst die Erste im zweiten Jahr sein, die es ins Fernsehen schafft.«
    »Diesmal wird Professor Wiley gar nichts anderes übrigbleiben.« Tully warf sich ihren Rucksack über die Schulter. »Möchtest du mitkommen?«
    »Geht nicht. Ich treff mich mit Josh zur Lerngruppe in der Bibliothek.«
    »Schon wieder eine deiner tollen Verabredungen, aber bitte, wie du willst.« Tully schnappte sich noch die Sonnenbrille von der Kommode und verschwand.
    Der Campus war in Sonnenlicht getaucht, obwohl es für Mitte Mai noch kühl war. Tully lief mit großen Schritten zu dem Gebäude, in dem KVTS untergebracht war. Dort hielt sie kurz inne, um sich ihr Haar glattzustreichen, dann betrat sie den ruhigen, nüchtern wirkenden Flur.
    Raum 214 war geschlossen. Kein Licht drang aus dem Spalt zwischen Tür und Fußboden. Doch am Anschlagbrett daneben hing ein großer Zettel.
    FERIENPRAKTIKA – POSITIONEN/ABTEILUNGEN
     
Nachrichten/Anchorman
Steve Landis
Wetter
Jane Turner
Marketing/
    Öffentlichkeitsarbeit
Gretchen Lauber
Sport
Dan Bluto
Nachmittagsprogramm
Eileen Hutton
Recherche/
    Faktenüberprüfung
Tully Hart
    Enttäuschung überkam Tully und dann Zorn. Sie riss die Tür auf und schlüpfte in den dunklen Vorlesungssaal, wo man sie nicht sehen konnte, und murmelte: »Chad Wiley, du erbärmlicher Loser. Du würdest Talent noch nicht mal erkennen, wenn es deinen winzigen Schwanz packte und ihn –«
    »Sie sprechen wohl über mich.«
    Tully schrak zusammen.
    Er stand im Schatten, einige Meter von ihr entfernt. Sein Haar fiel ihm in wilden Locken auf die Schultern.
    Er kam auf sie zu und fuhr dabei mit den Fingern über die Rückenlehne eines Stuhls. »Wollen Sie wissen, warum Sie nicht in den Abendnachrichten gelandet sind?«
    »Ist mir doch egal.«
    »Ach ja?« Eine endlose Minute lang sah er sie an, ohne die Miene zu verziehen, dann drehte er sich um.
    Jetzt musste sie sich zwischen ihrem Stolz und ihrer Karriere entscheiden. Als sie sich entschieden hatte und hinter ihm hereilte, war er bereits hinter der Bühne.
    »Okay …« Das Wort schien ihr fast im Halse stecken zu bleiben. »Warum?«
    Er trat auf sie zu. Zum ersten Mal bemerkte sie die Furchen in seinem Gesicht, die Falten um seinen Mund. Das trübe Licht betonte jeden Makel, jede Unebenheit, jede Narbe auf seiner Haut. »Immer wenn Sie im Seminar auftauchen, weiß ich, dass Sie sorgfältig Ihre Kleider gewählt und viel Zeit auf Ihre Frisur und Ihr Make-up verwandt haben.«
    Jetzt schaute er sie an, sah sie wirklich. Und sie konnte ihn sehen. Hinter seiner schlampigen Erscheinung entdeckte sie die markanten Züge, die ihn einst so attraktiv gemacht hatten. Aber am meisten fesselten sie seine Augen: braun, glänzend und traurig. Sie schienen direkt mit der Leere in ihrem Innern zu korrespondieren. »Ja und?«
    »Sie wissen, dass Sie schön sind«, sagte er.
    Kein verzweifeltes Gestammel. Er war ungerührt und cool. Ganz im Gegensatz zu den Jungen, die sie auf dem Campus, auf Partys oder in Kneipen beim Poolbillard getroffen hatte, war er weder angetrunken noch auf der Suche nach dem nächsten Kick.
    »Aber ich habe auch Talent.«
    »Das könnte noch kommen.«
    Allein die Art, wie er das sagte, machte sie wütend. Sie suchte nach einer bissigen Antwort, da trat er näher zu ihr. Sie hatte gerade noch Zeit für ein verwirrtes »Was machen –?«, da küsste er sie.
    Bei der sanften und doch festen Berührung seiner Lippen spürte sie etwas Zartes, Köstliches in sich erblühen; und plötzlich, ohne jeden Grund, fing sie an zu weinen. Offenbar spürte er das, denn er löste sich von ihr und sah sie an. »Bist du eine Frau, Tully Hart, oder ein Mädchen?«
    Sie wusste, was die Frage bedeuten sollte. Sosehr sie auch versucht hatte, ihre Unschuld zu verbergen, er hatte sie gespürt, geschmeckt. »F-frau«, erwiderte sie, wobei ihre Stimme nur ganz leicht zitterte. Sie wusste jetzt, nach nur einem Kuss, dass die erbärmliche Vergewaltigung damals im Wald ihr nicht mal den Hauch einer Ahnung davon vermittelt hatte, wie Sex sein konnte. Sie war keine Jungfrau mehr, sondern – schlimmer noch – ein Reservoir schlechter, schmerzlicher Erfahrungen. Und doch wollte sie jetzt, hier bei ihm, zum ersten Mal mehr.
    Obwohl sie sich anfangs bei Pat auch so gefühlt

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