Immer für dich da (German Edition)
Angebot auszuschlagen.
Hinter ihr ging die Tür auf. Tully kam praktisch hereingesprungen. »Und, hast du angenommen?«
Es war verrückt, einen Job anzunehmen, nur weil man scharf auf den Boss war.
Andererseits war sie erst einundzwanzig und er bot ihr Zutritt zum Fernsehen.
Sie wagte nicht, Tully anzusehen, denn sonst hätte sie sich gefühlt, als würde sie wieder ihre eigenen Ziele zurückstecken und ihr folgen. Und das auch noch aus den falschen Gründen.
Doch konnte sie wirklich ablehnen? Vielleicht würde sie mit einem echten Job die nötige Leidenschaft für das Metier entdecken. Je länger sie darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher kam ihr das vor.
»Natürlich«, sagte sie schließlich. »Ich werde es versuchen, Mr Ryan.«
»Nennen Sie mich Johnny.« Er bedachte sie mit einem so strahlenden Lächeln, dass sie peinlich berührt den Blick abwenden musste. Sie war sich sicher, dass er sie durchschaute und mitbekam, wie heftig ihr Herz klopfte. »Okay, Johnny.«
»Schön, schön, schön.« Tully klatschte in die Hände.
Kate entging nicht, dass ihre Freundin sofort Johnnys Aufmerksamkeit auf sich zog. Er starrte Tully an.
Und in diesem Moment wusste Kate, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
Kate betrachtete sich in dem kleinen, ovalen Spiegel über der Kommode. Sie hatte ihr langes, glattes Haar mit einem schwarzen Samtstirnband aus dem Gesicht gebunden. Hellblauer Lidschatten und grüne Wimperntusche unterstrichen ihre Augenfarbe, und pinkfarbener Lipgloss und Rouge verliehen ihrer hellen Haut etwas Farbe.
»Du wirst deine Leidenschaft für Nachrichten noch entdecken«, sagte sie zu sich. »Und damit folgst du nicht Tully.«
»Beeil dich, Kate«, rief Tully und klopfte laut an die Schlafzimmertür. »Du willst an deinem ersten Arbeitstag doch nicht zu spät kommen. Ich warte unten auf dem Parkplatz.«
»Okay, vielleicht folgst du ihr doch.« Sie schnappte sich ihre Aktentasche, verließ das Schlafzimmer und ging nach unten.
In der letzten Semesterwoche ging im Wohnheim alles drunter und drüber. Überall paukten Studentinnen für die Abschlussklausuren, verabschiedeten sich oder packten ihre Sachen zusammen. Kate drängte sich durch das Gewühl und ging zu dem kleinen Parkplatz hinter dem Haus, wo Tully bereits mit laufendem Motor wartete.
Kaum hatte Kate die Wagentür hinter sich zugezogen, fuhren sie los.
»Ist das nicht einfach großartig? Endlich fahren wir gemeinsam zur Arbeit.«
Kate nickte. »Ja, stimmt.« Sie musste zugeben, dass sie aufgeregt war. Schließlich war sie Collegeabsolventin – zumindest in Kürze – und hatte eine ausgezeichnete Startposition aus ihrem Studienschwerpunkt gefunden. Ganz gleich, dass Tully ihr den Job besorgt hatte und sie im Grunde nur das nachmachte, was ihre beste Freundin vorgab. Wichtig war nur, dass sie ihr Bestes gab und herausfand, ob Fernsehjournalismus etwas für sie war. »Erzähl mir alles über unseren Chef«, bat sie und stellte das Radio leiser.
»Johnny? Er ist ein Ass in seinem Fach. War früher Kriegskorrespondent in El Salvador oder Libyen, was weiß ich. Ich hab gehört, dass er nicht direkt am Kriegsschauplatz war, aber er ist ein großartiger Produzent. Du kannst eine Menge von ihm lernen.«
»Interessierst du dich auch privat für ihn?«
Tully lachte. »Nur weil ich mit meinem Prof schlafe, ist nicht jeder Boss Freiwild für mich.«
Kate war erleichtert, mehr, als sie sollte. Am liebsten hätte sie gefragt, ob Johnny verheiratet war, doch sie brachte es einfach nicht über sich. Es wäre zu entlarvend gewesen.
»Da sind wir.« Tully parkte den Wagen vor dem Gebäude. Den ganzen Weg zum Büro sprach sie darüber, wie großartig es sein würde, zusammenzuarbeiten, doch kaum waren sie in der Redaktion, stürzte sie sich auf Mutt und besprach etwas mit ihm.
Kate stand da, umklammerte ihre Tasche und fragte sich, was sie tun sollte.
Sie hatte gerade beschlossen, erst mal ihre Jacke auszuziehen, als Johnny auftauchte und gleichzeitig ungeheuer attraktiv und ungeheuer wütend aussah.
»Mutt! Carol!«, bellte er, obwohl sie direkt vor ihm standen. »Microsoft, diese neue Firma, will heute irgendwas ankündigen. Was genau, weiß ich nicht. Mike faxt uns noch alles Weitere. Ihr sollt in die Firmenzentrale und versuchen, ein Interview vom Boss zu bekommen, einem gewissen Bill Gates.«
Tully stürzte vor. »Darf ich mit?«
»Meinetwegen. Ist sowieso ’ne Scheißstory«, erwiderte Johnny, marschierte zurück in sein Büro
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