Immer für dich da (German Edition)
Tully. »Na klar. Ich wusste es. Du willst mich nur wieder aufziehen. Sehr komisch. Ich spreche mit Mr Ryan –das ist mein neuer Boss –, sobald er nicht mehr auf mich verzichten kann. Aber jetzt muss ich los. Chad brennt auf Neuigkeiten, aber ich musste es zuerst dir erzählen.« Tully umarmte sie heftig und ging.
Kate stand da in dem kleinen, hässlichen Zimmer, das nach abgestandenem Rauch roch, und starrte auf die offene Tür. »Nein«, sagte sie leise. »Ich möchte es nicht mehr.«
Aber niemand hörte ihr zu.
Kapitel 11
I n den letzten Monaten ihres Studiums ging es nur noch darum, bereits Vorhandenes zu perfektionieren. Obwohl Tully über fünfundzwanzig Stunden bei ihrem Praktikum in der Redaktion verbrachte und Kate ebenso lange bei Starbucks arbeitete, achteten sie darauf, am Wochenende viel Zeit miteinander zu verbringen. Über Nacht war Tully oft bei Chad, aber Kate ließ das weitestgehend unkommentiert. Offen gestanden, hatte sie zu viel mit ihren eigenen Verabredungen zu tun, um Tully wegen ihres Lebenswandels zu kritisieren.
Das einzige Problem in Kates Leben war ihr bevorstehender Abschluss. Einen Monat noch, dann würde sie mit Auszeichnung ihr Journalistikstudium abschließen und hatte immer noch niemandem erzählt, dass Journalistin nicht ihr Traumjob war.
Aber jetzt würde sie das klären. Sie stand in einer Telefonkabine und wählte gerade die Nummer ihrer Eltern.
Beim zweiten Klingeln meldete sich ihre Mutter. »Hallo?«
»Hey, Mom.«
»Katie! Das ist aber eine Überraschung! Ich weiß nicht, wann du das letzte Mal mitten in der Woche angerufen hast. Offenbar kannst du hellsehen: Dad und ich sind gerade vom Shoppen nach Hause gekommen. Du solltest das Kleid sehen, das ich für eure Abschlussfeier gekauft habe. Einfach hinreißend!«
»Ich habe mich gerade bei Nordstrom beworben, Mom. In der Werbeabteilung.«
Am anderen Ende herrschte zunächst Stille, dann hörte man, wie eine Zigarette angezündet wurde. »Ich dachte, Tully und du wolltet –«
»Ich weiß.« Kate lehnte sich gegen die Wand. »Ein Reporterteam werden. Reich und weltberühmt.«
»Was ist denn los, Kathleen?«
Kate versuchte, ihre Unentschlossenheit in Worte zu fassen. Sie wusste einfach nicht, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen sollte. Sie glaubte, dass irgendwo etwas speziell für sie wartete, ein Weg, den nur sie einschlagen konnte und der für sie Glück und Erfüllung bringen würde, doch wo sollte sie anfangen? »Ich bin nicht wie Tully«, sagte sie schließlich und sprach aus, was sie schon lange wusste. »Bei mir dreht sich nicht das ganze Leben um Nachrichten. Ich bekomme zwar Bestnoten und meine Profs mögen mich, weil ich meine Arbeiten immer pünktlich abgebe, aber die Nachrichtenwelt – ob bei der Presse oder beim Fernsehen – ist ein Dschungel. Ich würde bei lebendigem Leibe von Leuten wie Tully aufgefressen, die alles für eine Story tun würden. Es ist einfach nicht realistisch, zu denken, dass ich es schaffen könnte.«
»Realistisch? Realistisch sind dein Dad und ich, wenn wir versuchen, mit dem Geld von seiner Kurzarbeit auszukommen. Realistisch bin ich, wenn ich als kluge Frau nur Aushilfsjobs bekomme, weil ich keine Ausbildung habe, sondern zu Hause bei den Kindern geblieben bin. Glaub mir, Katie, in deinem Alter willst du gar nicht realistisch sein. Dazu hast du später noch genügend Zeit. Jetzt solltest du Träume haben und dir große Ziele stecken.«
»Ich möchte einfach etwas anderes machen.«
»Was denn?«
»Wenn ich das nur wüsste.«
»Ach, Katie … ich glaube, du hast nur Angst vor der eigenen Courage. Aber das ist vollkommen unnötig.«
Bevor Katie darauf antworten konnte, klopfte es an der Tür. »Besetzt«, rief sie.
Die Tür schwang auf, und Tully stand vor ihr. »Da bist du ja. Hab dich überall gesucht. Mit wem telefonierst du da?«
»Mit Mom.«
Tully entriss Kate den Hörer und sagte: »Hey, Mrs M. Ich entführe jetzt deine Tochter. Wir rufen später zurück. Bye.« Sie legte auf. »Und du kommst jetzt mit.«
»Wohin denn?«
»Wirst du schon sehen.« Tully führte sie zum Parkplatz, wo ihr neuer blauer VW Käfer stand.
Die gesamte Fahrt in die Innenstadt löcherte Kate Tully mit Fragen, wohin sie wollten und was sie vorhätten. Schließlich hielten sie vor einem kleinen Bürogebäude.
»Hier arbeite ich«, erklärte Tully. »Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass du mich noch nie hier besucht hast. Aber gut, jetzt bist du ja da.«
Kate
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