Immer für dich da (German Edition)
und knallte die Tür zu.
Die nächsten Minuten herrschte Chaos. Carol, Tully und Mutt packten ihre Sachen zusammen und verließen überstürzt die Redaktion.
Als sie weg waren, stand Kate in dem leeren, stillen Büro und fragte sich, was zum Teufel sie jetzt tun sollte.
In diesem Augenblick klingelte das Telefon.
Sie zog sich ihre Jacke aus, hängte sie über die Stuhllehne, setzte sich und nahm ab. »Hier KCPO-Nachrichtenredaktion, Kathleen am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
»Hey, Schatz, hier sind Mom und Dad. Wir wollten nur kurz anrufen und dir einen schönen ersten Arbeitstag wünschen. Wir sind sehr stolz auf dich.«
Kate war kaum überrascht. Manche Dinge änderten sich eben nie; und ihre Familie gehörte dazu. Sie liebte sie dafür. »Danke, ihr Lieben.«
Die nächsten paar Stunden fiel es ihr bemerkenswert leicht, sich zu beschäftigen. Das Telefon klingelte fast ununterbrochen, und die Stapel mit der Eingangspost auf ihrem Schreibtisch sahen aus, als wären sie seit Jahren nicht mehr gesichtet worden. Die Ablage war das reinste Chaos.
Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie erst um ein Uhr mittags wieder Zeit fand, Luft zu holen, und bemerkte, dass sie einen Riesenhunger hatte.
Sie ging davon aus, dass sie Anspruch auf eine Mittagspause hatte. Daher stand sie auf und durchquerte das mittlerweile aufgeräumte Büro. Vor Johnnys Tür hielt sie inne und nahm all ihren Mut zusammen, um anzuklopfen, doch da hörte sie, dass er am Telefon mit jemandem stritt.
Also störte sie ihn wohl besser nicht. Sie stellte den Anrufbeantworter an und rannte hinunter zum Lebensmittelladen, wo sie sich ein Schinken-Käse-Sandwich besorgte. Aus einem Impuls heraus kaufte sie noch einen Becher Muschelsuppe, ein Tomatensandwich und zwei Cola. Dann rannte sie wieder hinauf und stellte den Anrufbeantworter aus.
Als sie schließlich erneut vor Johnnys Tür trat, war von drinnen nichts mehr zu hören.
Zaghaft klopfte sie.
»Herein.«
Er saß an seinem Schreibtisch und wirkte müde. Er sah aus, als hätte er sich ständig die Haare gerauft oder aus dem Gesicht gestrichen. »Mularkey«, sagte er seufzend. »Mist. Sie habe ich ja vollkommen vergessen.«
Kate wollte darauf mit einem Scherz antworten, aber ihre Stimme spielte nicht mit. Sie war sich seiner Gegenwart derart bewusst, dass es sie leicht verstörte, von ihm vergessen worden zu sein.
»Kommen Sie rein. Was haben Sie da?«
»Mittagessen. Ich dachte, Sie wären vielleicht hungrig.«
»Sie haben für mich was zum Mittagessen gekauft?«
»War das falsch? Tut mir leid, ich dachte –«
»Setzen Sie sich.« Er wies auf den Stuhl seinem Schreibtisch gegenüber. »Ich bin Ihnen dankbar, ehrlich. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal was zu essen hatte.«
Kate fing an, die Tüte auszupacken. Dabei spürte sie, wie er sie mit seinen stahlblauen Augen aufmerksam beobachtete.
»Heiße Suppe«, sagte er jetzt mit leiser, vertraulich klingender Stimme. »So eine sind Sie also.«
Sie setzte sich und sah ihn an, weil sie sich magnetisch von ihm angezogen fühlte. »Wie bitte?«
»Eine von den Fürsorglichen.« Er nahm seinen Löffel. »Lassen Sie mich raten. Sie sind in einer glücklichen Familie aufgewachsen. Zwei Kinder, ein Hund. Keine Scheidung.«
Sie lachte. »Schuldig. Und was ist mit Ihnen?«
»Kein Hund. Nicht so viel Glück.«
»Oh.« Sie suchte angestrengt nach Worten. Bevor sie sich’s versah, hörte sie sich fragen: »Sind Sie verheiratet?«
»Nein. Nie gewesen. Und Sie?«
Sie lächelte. »Nein.«
»Gut. Dieser Job wird Ihre ganze Aufmerksamkeit fordern.«
Kate kam sich vor wie eine Hochstaplerin. Hier saß sie mit ihrem Chef und versuchte, irgendetwas zu finden, womit sie ihn beeindrucken konnte. Dabei konnte sie ihm noch nicht mal in die Augen schauen. Es war verrückt. So gut sah er denn auch nicht aus. Aber es war etwas an ihm, das es ihr schwermachte, einen klaren Gedanken zu fassen. Schließlich fragte sie: »Glauben Sie, die Sache mit Microsoft ergibt eine gute Story?«
»Israel ist gestern im Libanon einmarschiert. Wussten Sie das? Sie haben die Palästinenser bis nach Beirut zurückgetrieben. Eine echte Story. Und wir sitzen hier in diesem miesen Büro und müssen uns um so einen Scheiß kümmern.« Er seufzte. »Tut mir leid. Ich hab einfach nur einen schlechten Tag. Dabei ist es Ihr erster Arbeitstag.« Er lächelte, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen. »Und dann haben Sie mir auch noch Suppe mitgebracht. Morgen
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