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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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verdrehte die Augen. Jetzt wusste sie, was los war. Tully wollte ihr einen neuen Triumph zeigen: ein Video, ein Band, eine Story von ihr, die gesendet worden war. Wie üblich folgte Kate ihr. »Hör mal, Tully«, sagte sie, als sie durch den nüchternen Flur gingen und dann die engen, vollgestopften Büroräume betraten, die die Seattler Niederlassung von KCPO-TV beherbergten. »Ich muss dir etwas sagen.«
    Tully öffnete die Tür. »Ja, später. Übrigens, das ist Mutt.« Sie wies auf einen langhaarigen Hünen, der an einem offenen Fenster stand und den Rauch seiner Zigarette hinausblies.
    »Hey.« Er hob zur Begrüßung gerade mal einen Finger.
    »Carol Mansour – unsere Reporterin – ist bei einer Sitzung des Stadtrats.« Tully führte Kate zu einer geschlossenen Tür.
    Als hätte Kate noch nie von Carol Mansour gehört.
    An der Tür blieb Tully stehen und klopfte. Als eine männliche Stimme antwortete, öffnete sie die Tür und zog Kate hinter sich hinein. »Johnny? Das ist meine Freundin Katie.«
    Der Mann sah auf. »Sie sind also Kate Mularkey?«
    Er war eindeutig der bestaussehende Mann, den Kate je gesehen hatte. Er war älter als sie, aber höchstens fünf, sechs Jahre. Seine langen schwarzen Haare, die er nach hinten gekämmt trug, lockten sich leicht an den Enden. Die ausgeprägten Wangenknochen und das schmale Kinn hätten ihn hübsch wirken lassen können, aber er hatte nichts Mädchenhaftes an sich. Als er sie anlächelte, holte sie scharf Luft, weil sie sich plötzlich von ihm so angezogen fühlte wie noch von keinem Mann zuvor.
    Und jetzt stand sie hier in ihrer spießigen Jeans, den Mokassins und dem roten V-Pullover. Um ihre Frisur, die sich über Nacht in Luft aufgelöst hatte, hatte sie sich heute Morgen nicht gekümmert. Sie hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht, Make-up aufzulegen.
    Sie würde Tully umbringen.
    »Dann lass ich euch zwei mal allein«, verkündete Tully, tänzelte aus dem Büro und schloss die Tür hinter sich.
    »Bitte, setzen Sie sich doch.« Er wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    Sie ließ sich nervös auf dem Stuhlrand nieder.
    »Tully hat erzählt, Sie seien ein wahres Genie.«
    »Tja, sie ist meine beste Freundin.«
    »Da können Sie sich glücklich schätzen. Sie ist etwas ganz Besonderes.«
    »Ja, Sir, das stimmt.«
    Er lachte; es war ein volltönendes, ansteckendes Lachen, und sie musste unwillkürlich lächeln. »Bitte sagen Sie nicht ›Sir‹ zu mir. Sonst denke ich, hinter mir steht ein alter Knacker.« Er beugte sich vor. »Also, Kate, was meinen Sie?«
    »Wozu?«
    »Über den Job.«
    »Welchen Job?«
    Er warf einen Blick zur Tür, sagte: »Ach, das ist ja interessant«, und sah dann wieder zu ihr. »Wir haben im Büro eine freie Stelle. Normalerweise hat sich Carol um das Telefon und den Schreibkram gekümmert, aber sie kriegt bald ein Baby, also hat unser geiziger Geschäftsführer uns ein bisschen Hilfe zugestanden.«
    »Aber Tully –«
    »Tully möchte Praktikantin bleiben. Sie sagt, dank ihrer Großmutter müsse sie sich um Geld keine Gedanken machen. Und unter uns: Sie ist auch nicht die geborene Telefonistin.«
    Das alles ging für Kate viel zu schnell. Vor einer Stunde noch hatte sie endlich zugegeben, dass sie gar nicht zum Fernsehen wollte, und jetzt wurde ihr ein Job angeboten, für den jeder Student ihrer Fakultät einen Mord begangen hätte.
    »Wie ist die Bezahlung?«, fragte sie, um Zeit zu schinden.
    »Mindestlohn natürlich.«
    Sie überschlug kurz, dass sie mit Trinkgeldern bei Starbucks fast auf das Doppelte kam.
    »Kommen Sie schon«, meinte er lächelnd. »Wie können Sie das ablehnen? Ich biete Ihnen einen Posten als Sekretärin in einem hässlichen Büro, der so gut wie kein Geld bringt. Ist das nicht der Traum einer jeden Collegeabsolventin?«
    Unwillkürlich musste sie lachen. »Wenn Sie es so sagen, kann ich wohl wirklich nicht ablehnen.«
    »Ist doch ein Anfang in der glamourösen Welt der TV- Nachrichten.«
    Sein Lächeln war wie eine Art Superkraft, die ihre Gedanken durcheinanderwirbelte. »Wirklich? Ist sie so glamourös?«
    Die Frage schien ihn zu überraschen, doch jetzt sah er sie zum ersten Mal richtig an. Sein höfliches Lächeln schwand, und sein Blick wurde hart und zynisch. »Nicht in dieser Redaktion.«
    Er hatte sie erwischt. Sie wusste nicht, warum, aber sie fühlte sich auf überwältigende Weise von ihm angezogen. Gegenüber ihren Kommilitonen hatte sie noch nie so empfunden. Ein weiterer Grund, das

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