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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Gastgeberin einer Studentenparty zu fungieren, sich unter lauter Fremden unbefangen zu bewegen, gute Storys mit Aufhängern und griffigen Titeln zu verfassen und dieselben Storys aufzunehmen und dabei gleichzeitig in die Kamera zu sprechen. Die Dozenten hatten ihr gute Noten gegeben und ihr wiederholt versichert, dass sie Talent hatte.
    Das Problem war nur, dass sie offenbar nicht mit dem Herzen dabei war. Ganz anders als Tully, die einfach drauflosging und Fragen stellte, fiel es Kate schwer, in die Privatsphäre anderer Menschen einzudringen. In letzter Zeit geschah es immer öfter, dass sie ihre eigenen Storys zurückhielt und stattdessen Tullys betreute.
    Sie hatte einfach nicht das, was man als Nachrichtenproduzent oder erstklassiger Reporter brauchte. Und jeden Tag, den sie in ihren Medienseminaren saß, machte sie sich etwas vor.
    In letzter Zeit träumte sie von anderen Dingen, davon, Jura zu studieren, um gegen das Unrecht zu kämpfen, über das sie berichtete; davon, Romane zu schreiben, um den Menschen zu zeigen, dass die Welt viel besser und schöner war, als sie dachten … oder davon – und das war ihr geheimster Traum –, sich endlich zu verlieben. Aber wie sollte sie das Tully beichten?
    Eigentlich hätte es doch ganz einfach sein sollen. Als sie sich vor Jahren entschlossen hatten, an einem gemeinsamen Traum zu arbeiten, waren sie noch jung gewesen. In der Zwischenzeit hatte sich unendlich viel verändert. In solch wechselhaften Zeiten änderten sich zwangsläufig auch die Träume.
    Sie musste sich Tully einfach widersetzen, dieses eine Mal, und ihr die Wahrheit sagen. Sie musste ihr sagen: Das sind deine Träume, Tully, und ich bin stolz auf dich, aber ich bin nicht mehr vierzehn und muss jetzt meinen eigenen Weg gehen.
    »Morgen vielleicht«, sagte sie laut zu sich, als sie über den grauen nebelverhangenen Campus ging.
    Wenn sie nur gewusst hätte, was ihr eigener Weg war, was sie dem Traum eines Reportergespanns entgegensetzen konnte. Das hätte Tully vielleicht akzeptiert. Aber Kates unbestimmtes Ich weiß nicht genau würde dem Hurrikan Tully kaum standhalten.
    Im Wohnheim angekommen, begab sie sich direkt in den Aufenthaltsraum, wo jeder freie Platz bereits von ihren Mitbewohnerinnen besetzt war.
    Sie zwängte sich zwischen Charlotte und Mary Kay auf den Teppich. »Hat es schon angefangen?«
    Ungefähr dreißig Mädchen zischten sie um Ruhe heischend an, während die Anfangsmusik von General Hospital ertönte. Auf dem Bildschirm erschien Lauras Gesicht. Sie sah wundervoll aus mit ihrem prächtigen weißen Schleier und den strahlenden Augen. Ein kollektiver Seufzer erklang im Raum.
    Dann erschien Luke in seinem grauen Cut und lächelte seine Zukünftige an.
    Genau in diesem Augenblick sprang die Tür zum Aufenthaltsraum auf. »Kate!«, rief Tully und platzte herein.
    »Schsch«, machten alle.
    Tully ging hinter Kate in die Hocke. »Wir müssen reden.«
    »Schsch. Luke und Laura heiraten gleich. Du kannst mir alles über dein Praktikum – das du sowieso hast, Glückwunsch – erzählen, wenn das hier vorbei ist. Aber jetzt sei leise.«
    »Aber –«
    »Schsch!«
    »Was findet ihr nur alle an diesem Milchbubi mit der schlechten Dauerwelle? Außerdem ist er ein Vergewaltiger. Ich finde –«
    »SCHSCH!«
    Tully seufzte theatralisch und verschränkte die Arme.
    Kaum dass die Abspannmusik ertönte, sprang sie auf. »Komm jetzt, Katie. Ich muss dir was erzählen.« Sie zog Kate aus dem überfüllten Aufenthaltsraum, durch die Gänge und eine Treppe hinunter bis zum Raucherzimmer. Nirgendwo konnte man besser bis tief in die Nacht tratschen und Geheimnisse austauschen.
    Kate gefiel es hier unten gar nicht. Mit dreizehn hatte sie Rauchen für cool und rebellisch gehalten, aber jetzt fand sie es nur noch dumm und eklig. »Also, erzähl mir alles. Du hast das Praktikum, stimmt’s?«
    Tully grinste. »Jawohl. Montags, mittwochs und freitags. Ab und zu am Wochenende. Wir haben den Fuß in der Tür, Katie. Ich klemme mich dahinter, und wenn wir unseren Abschluss haben, bringe ich sie dazu, dich auch noch einzustellen. Dann sind wir ein Team, so wie wir es uns immer erträumt haben.«
    Kate holte tief Luft. Sag es ihr. Jetzt. »Um mich musst du dir keine Gedanken machen. Das ist dein Tag, dein Fuß in der Tür.«
    »Ach was. Du willst doch immer noch im Team mit mir arbeiten, oder?« Tully verstummte und starrte Kate an, die all ihren Mut zusammennahm. Sie öffnete schon den Mund, doch da lachte

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