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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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saß und auf sein schlafendes Gesicht starrte. Wieder einmal dehnte sich die Zeit ins Unendliche. Sie fühlte sich, als würde sie bluten – aber es war kein Blut, das aus ihr heraustropfte, es war nichts, was so leicht wieder ersetzt werden konnte. Stattdessen verlor sie ihre Träume. Das zarte Pflänzchen ihrer Phantasie, das sie gesetzt und so liebevoll gepflegt hatte.
    Sie kletterte von Johnnys Schoß, legte ihn bequem aufs Sofa, zog ihm die Schuhe aus und deckte ihn mit einer Decke zu.
    Als sie hinter verschlossener Tür in ihrem Bett lag, konnte sie lange nicht einschlafen. Sie versuchte, nicht an das soeben Geschehene zu denken, aber das war unmöglich, denn sie spürte immer noch seine Lippen auf ihrem Mund, seine Zunge an ihrer, hörte ihn flüstern –  Tully.
    Als sie endlich einschlief, war es bereits weit nach Mitternacht, und der nächste Morgen kam viel zu rasch. Um sechs schlug sie auf den Knopf ihres Weckers, putzte sich die Zähne, kämmte sich, zog sich einen Bademantel an und eilte ins Wohnzimmer.
    Johnny war bereits wach und trank am Küchentisch einen Kaffee. Als sie eintrat, stellte er seinen Becher ab und stand auf. »Hey«, sagte er und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    »Hey.«
    Sie starrten einander an. Kate zog den Gürtel ihres Bademantels fester.
    Johnny blickte hinüber zu Tullys Tür.
    »Sie ist nicht hier. Sie hat bei Chad übernachtet.«
    »Also warst du es, die mich aufs Sofa gepackt und zugedeckt hat?«
    »So ist es.«
    »Ich war gestern Nacht ziemlich voll. Tut mir leid. Ich hätte nicht kommen sollen.«
    Darauf wusste sie nichts zu antworten.
    »Mularkey«, sagte er schließlich. »Ich weiß, ich war nicht ganz bei mir …«
    »Allerdings.«
    »Hab ich … ist irgendwas passiert? Ich meine, ich fände es schrecklich –«
    »Zwischen uns? Aber nicht doch!«, erwiderte sie, bevor er ausführen konnte, was genau er schrecklich fände. »Keine Sorge. Es ist nichts passiert.«
    Sein Lächeln zeugte von solcher Erleichterung, dass sie am liebsten geweint hätte. »Okay, na, dann sehen wir uns gleich bei der Arbeit, oder? Und danke, dass du dich um mich gekümmert hast.«
    »Kein Problem.« Sie verschränkte die Arme. »Wozu sind Freunde denn da.«

Kapitel 14
     
    E nde 1985 hatte Tully ihren großen Durchbruch. Als sie eine Live-Sendung vom Beacon Hill bekam, war sie überrascht, wie nervös sie war, doch als es vorbei war, fühlte sie sich unbesiegbar.
    Sie war gut gewesen. Vielleicht sogar hervorragend.
    Jetzt saß sie im Ü-Wagen, der speziell für die Live-Sendung zur Verfügung gestellt worden war, und hüpfte vor lauter Begeisterung auf ihrem Sitz. Wenn sie die Augen schloss, sah sie alles noch mal genau vor sich: wie sie sich vor die Menge geschoben und ihre Fragen gestellt hatte, ihre makellose Zusammenfassung am Schluss, direkt vor der hell erleuchteten Bank und den Streifenwagen, deren Einsatzleuchten die Dunkelheit durchschnitten. Danach hatte es eine Ewigkeit gedauert, die Ausrüstung einzupacken und alles zur Abfahrt bereitzumachen, aber das war ihr egal. Je länger der Abend dauerte, desto besser. Sie hatte noch nicht mal die Kopfhörer, die Batterietasche, das kabellose Mikrophon und das Walkie- Talkie abgelegt. Für sie waren das Ehrenabzeichen.
    »Halt mal da drüben am Laden«, sagte Johnny aus dem rückwärtigen Teil des Wagens. »Ich hab Durst. Mutt, wenn wir schon mal hier sind, kannst du rausspringen und ein paar Aufnahmen von der Umgebung machen. Und du, Tully, du bist dran, Getränke zu holen.«
    Mutt fuhr auf den Parkplatz. »Cool.«
    Als sie geparkt hatten, sammelte Tully das Geld ein, stieg aus und ging auf den hell erleuchteten kleinen Laden zu.
    »Aber bring mir bloß keine neumodische Diätcola«, hörte sie Johnny über Kopfhörer.
    Sie zog ihr Walkie-Talkie vom Gürtel, schaltete es ein und antwortete: »Das sagst du jedes Mal. So dämlich bin ich auch nicht.«
    Im Laden sah sie sich nach den Kühlern um, ging dann den Gang mit Drogeriebedarf hinunter.
    »Hey, sieh an, sieh an«, sprach sie ins Walkie-Talkie, »hier gibt es Voltax. Soll ich dir was mitbringen, Johnny?«
    »Sehr witzig«, antwortete er über Kopfhörer.
    Lachend wollte sie am Griff des Kühlers ziehen, als sie einen Schatten bemerkte, der sich im Glas spiegelte. Sie drehte sich um und erblickte einen Mann mit grauer Skimütze, der mit einer Waffe auf den Kassierer zielte.
    »O mein Gott.«
    »Meinst du mich?«, witzelte Johnny. »Wurde auch langsam Zeit –«
    Sie drehte

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