Immer für dich da (German Edition)
Frau?«
»Tja, ich bin mit meinen drei Monaten Erfahrung zwar noch keine Expertin, aber bis jetzt ist es großartig.« Sie setzte sich wieder, legte die Füße auf den Sofatisch und fuhr mit der Hand über ihr kaum merklich gerundetes Bäuchlein. »Du wirst mich für verrückt halten, aber ich liebe unseren Alltag, ich liebe es, wenn wir frühstücken und dabei jeder für sich etwas liest; ich liebe es, dass er der Erste ist, den ich morgens, und der Letzte, den ich abends sehe.« Sie lächelte Tully an. »Allerdings würde ich mir lieber mit dir das Bad teilen. Er räumt ständig mein Zeug weg und vergisst dann, wo er es hingetan hat. Und was ist mit dir, Tully? Wie lebt es sich allein in unserer Wohnung?«
»Einsam.« Tully zuckte lächelnd mit den Schultern, als machte es ihr nichts aus. »Aber ich gewöhn mich langsam wieder dran.«
»Du weißt ja, dass du jederzeit anrufen kannst.«
»Das tue ich auch«, sagte Tully lachend und schenkte sich eine zweite Margarita ein. »Habt ihr beiden schon darüber nachgedacht, was ihr nach der Geburt meines Patenkindes tun werdet? Bekommst du ein paar Wochen frei?«
Dies war ein Thema, das Kate eigentlich hatte vermeiden wollen. Vom Moment ihrer Eheschließung an hatte sie genau gewusst, was sie wollte, doch sie hatte nicht den Mut gehabt, es Tully zu sagen. Jetzt holte sie tief Luft. »Ich kündige.«
»Was? Warum? Du bekommst die besten Etats, und du und Johnny verdient gutes Geld. Wir haben 1987 , Herrgott noch mal! Da musst du nicht kündigen, wenn du ein Kind bekommst. Du kannst ein Kindermädchen einstellen.«
»Ich möchte nicht, dass mein Kind von jemand anderem aufgezogen wird. Zumindest nicht bis zum Kindergarten.«
Tully sprang auf. »Bis zum Kindergarten? Wie lange dauert das, acht Jahre?«
Kate musste lächeln. »Nein. Drei.«
»Aber –«
»Kein Aber. Ich möchte eine gute Mutter sein. Grade du solltest doch wissen, wie wichtig das für ein Kind ist.«
Tully setzte sich wieder. Sie beide wussten, dass sie darauf nicht mehr viel sagen konnte. Tully litt immer noch darunter, dass ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte. »Aber heutzutage können Frauen beides. Wir sind nicht mehr in den Fünfzigern.«
»Meine Mom war bei jedem Ausflug dabei. Sie hat bei allen Schulunternehmungen geholfen, bis ich sie anflehte, das zu lassen. Sie hat mich bis zur Junior High mit dem Wagen gebracht, und ich weiß noch, wie es war, auf der Heimfahrt mit ihr zu plaudern. Ich möchte, dass auch mein Kind all das hat. Arbeiten kann ich auch noch danach.«
»Und du glaubst, das wird dir reichen – Fahrgemeinschaften, Ausflüge und Schulaktivitäten?«
»Wenn nicht, dann suche ich mir etwas. Komm schon, ich bin ja schließlich keine Astronautin.« Sie lächelte. »So, und jetzt erzähl mir von deiner Arbeit. Da ich stellvertretend durch dich lebe, bist du verpflichtet, gute Storys zu machen.«
Also erzählte Tully sofort eine aberwitzige Geschichte über ihren neuesten Auftrag.
Kate lehnte sich zurück, schloss die Augen und hörte zu.
»Kate? Kate?«
Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie einen Moment brauchte, um zu begreifen, dass Tully mit ihr sprach. Sie lachte. »Tut mir leid. Was hast du gesagt?«
»Du bist eingeschlafen. Ich erzählte dir gerade von diesem neuen Typen, und als ich zu dir sah, warst du einfach weg.«
»Das kann nicht sein«, widersprach Kate, doch sie fühlte sich wirklich ziemlich schläfrig und auch leicht benommen. »Ich glaube, ich brauche jetzt einen Tee.«
Als sie aufstand, schwankte sie so sehr, dass sie sich an der Couchlehne festhalten musste. »Wow, was ist das –« Mitten im Satz schaute sie zu Tully und runzelte die Stirn. »Tully?«
Tully sprang so abrupt auf, dass sie das Glas umstieß. Sie legte den Arm um Kate und stützte sie. »Ich bin hier.«
Irgendwas stimmte nicht; plötzlich überkam sie ein so heftiger Schwindel, dass sie taumelte.
»Halt durch, Süße«, sagte Tully und führte sie zur Tür. »Wir brauchen ein Telefon.«
Ein Telefon? Kate schüttelte verwirrt den Kopf; ihr wurde schwarz vor Augen. »Ich weiß nicht, was los ist«, murmelte sie. »Ist das eine Überraschungsparty für mich? Hab ich Geburtstag?«
Dann blickte sie zurück zur Couch.
Dort hatte sich ein dunkler Blutfleck ausgebreitet. »O nein«, flüsterte sie und fasste sich an den Bauch. Sie wollte noch mehr sagen, wollte Gott um Hilfe anflehen, doch als sie noch nach Worten suchte, kippte der Boden unter ihr und sie verlor das
Weitere Kostenlose Bücher