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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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Tisch reserviert, war immer allein gekommen.
    Sie traten auf den Hof. Rechts standen vier große verzinkte Mülltonnen, gegenüber war der Hintereingang zu einem mehrstöckigen Wohnhaus. Pachulke forderte Verstärkung an, und sie durchsuchten das ganze Gelände. Dorfner sah in die Mülltonnen, was Zabriskie als Übereifer eines Anfängers abtat. Er war überglücklich, dass er dabei sein durfte, das merkte man ihm an.
    Sie ging zurück nach innen und befragte die Stammgäste, das heißt, alle, die zum ersten Mal da waren an dem Abend, befragte sie nicht. Die Japaner ließ sie auch weg, wenn sie kein Deutsch sprachen. Carsten Meier hatte direkt am Beginn des Laufbands gesessen mit Blick auf die große Fensterfassade. Irgendwann hatte er einen Schein auf seinen Platz gelegt und war gegangen. Wohin, war nicht klar. Zwei Drittel der Befragten sagten: auf den Hof. Das andere Drittel sagte: nach vorn auf die Straße.
    Pachulke fragte bei den Beschattern in der Czeminskistraße nach. Carsten Meier hatte sich nicht sehen lassen.
    »Vielleicht hat er ja noch eine zweite Wohnung und ist längst zu Hause«, sagte Zabriskie.
    Schließlich brachen sie ab. Zabriskie fuhr nach Hause. Noch hatte sie eine Wohnung. Pachulke und Dorfner fuhren zurück zur Baracke.
    Diesmal durfte Dorfner vorn sitzen.
    »Mein Name ist Olivia Gutierrez. Ich möchte gerne aussagen, wie sich meine letzte Begegnung mit Melanie Schwarz am 23. Juni 2001 zugetragen hat.«
    Die Worte kamen aus dem Mund von Frau Ezquivel, der Dolmetscherin des Konsulats in Guadalajara. Frau Ezquivel trug ein dunkelblaues Kleid mit weißen Knöpfen und eine Brille mit einem schmalen weißen Rahmen. Neben ihr saß die Zeugin, mit kurzen Haaren und einem sonnenverbrannten Gesicht. Sie trug einen roten Overall. Sie war viel draußen unterwegs, das sah man ihr an. Außerdem befanden sich im Zimmer ein Vertreter des Konsulats und ein mexikanischer Polizist. Eigentlich wollte die mexikanische Polizei Olivia Gutierrez selbst vernehmen, aber als sie hörten, dass die Sache zwölf Jahre zurücklag und sehr kompliziert war, gaben sie nach.
    »Ich bin damit einverstanden, dass diese Kommunikation über Skype aufgezeichnet wird«, sagte die Dolmetscherin. Das hatte Löffelholz noch hingekriegt. Stiesel hätte am liebsten gesungen, weil das mit der Technik so gut klappte, aber das hätte die vier Menschen in Mexiko wohl irritiert.
    »Frau Gutierrez«, fragte Stiesel, »was war der Grund Ihres Aufenthalts in Deutschland?«
    Die Dolmetscherin beugte sich leicht vor und sagte etwas auf Spanisch.
    »Ich habe Wasseringenieur studiert an der Technischen Universität.«
    »Und wie haben Sie Melanie Schwarz kennengelernt?«
    »Wir wohnten beide in einem Wohnheim in Moabit.«
    »Und Sie waren befreundet?«, fragte Stiesel.
    »Sí«, sagte die Zeugin.
    »Wir haben viel miteinander unternommen, wenn wir Zeit hatten«, sagte Frau Ezquivel.
    »Warum haben Sie Deutschland verlassen?«
    Die Miene von Olivia Gutierrez verfinsterte sich: »Auslenerbechörde, Scheiße!« Dann sprach sie eine Weile auf Spanisch.
    Die Dolmetscherin sagte: »Ich habe Haare geschnitten, weil ich wenig Geld hatte. Am Mittwoch vor Melanies Tod hatte ich eine Kundin, die wollte Strähnchen. Sehr aufwendig. Ich habe alles besorgt, die Substanzen. Dann wollte sie den Preis drücken. Ich habe nein gesagt, weil ich sonst Geld verlieren würde. Da hat sie mich angezeigt. Am Samstag kam die Polizei und hat mir gesagt: Du gehst nach Hause. Und ich war weg.«
    Olivia Gutierrez stieß einen Fluch aus.
    »Mögen ihre Schwänze von Warzen übersät sein und im Feuer der Verdammnis schmoren«, übersetzte die Dolmetscherin.
    Der Botschaftsvertreter und der Polizist sahen sich an.
    »Haben Sie den Freitagabend vor Ihrer Abreise mit Melanie Schwarz verbracht?«
    »Nein«, sagte die Dolmetscherin. »Mein Professor wollte etwas von mir, ich musste absagen.«
    »Wo wollten Sie denn hin?«
    »Zum Sommerfest an der Kunsthochschule«, übersetzte die Dolmetscherin.
    »HdK«, sagte Olivia Gutierrez.
    Stiesel nickte. »Ist Melanie alleine auf das Fest?«
    »Nein, mit einer Kollegin«, sagte die Dolmetscherin. »Einer langweiligen Kollegin, die immer nur an die Arbeit dachte. Melanie wollte sie aufmuntern.«
    »Haben Sie Melanie am Samstag noch einmal gesehen?«
    »Ja, früh um neun Uhr. Wir trafen uns in der Dusche.«
    »Hat sie etwas gesagt?«
    »Sie hatte die Nacht im Freien verbracht? Am Teufelssee.«
    Teufelssee
sprach Olivia Gutierrez auf Deutsch

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