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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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ausnahmsweise in den Bus gestiegen. Und Verena Adomeit ist drei Stationen früher eingestiegen, weil ihr Auto in der Werkstatt war.«
    »Und vorher haben sie quasi Tür an Tür gearbeitet, ohne dass sie einander jemals begegnet sind«, sagte Zabriskie.
    »Wir müssen alle Adressen hier mit der Buslinie 104 abgleichen. Meier war kein regelmäßiger Busfahrer. Er hatte vermutlich wenig Lust zu laufen. Die Wohnung ist also eher nah an der Bushaltestelle als weiter weg.«
    Sie griffen sich jeder einen Ordner, aber schnell stellte sich heraus, dass die Adresse auf dem Rückenschild nur die erste Adresse von mehreren war, zu denen Unterlagen im jeweiligen Ordner abgeheftet waren. Zu einer Adresse, einem Haus in Schöneberg aus den fünfziger Jahren, gab es zwei Ordner. Meier hatte Jahre gebraucht, um alle Mieter dort rauszubekommen. Heute befanden sich an dieser Stelle die Bayerischen Höfe.
    Als sie allmählich die Lust verließ, klingelte Pachulkes Handy. Es war Löffelholz. »Hallo Pachulke, ich hatte gerade ein Signal von dem Handy. Es kam aus dem Bereich Julius-Leber-Brücke.«
    Pachulke wollte schon auf dem Absatz kehrtmachen und die Kanzlei Richtung Schöneberg verlassen, als ihn Bördensen zurückhielt. Er durchsuchte gerade den Ordner mit Liegenschaften in Straßen mit dem Buchstaben C: Coubertinplatz, wo es um die Errichtung eines Merchandising-Kiosks im Schatten des denkmalgeschützten Olympiastadions gegangen war. Crellestraße, wo ein Wohnprojekt für Drogenabhängige verjagt worden war. Und Czeminskistraße auf der Schöneberger Insel. Dorthin hatte sich Meier einen Kühlschrank liefern lassen.
    »Czeminskistraße 3«, sagte Bördensen. »Direkt an der Julius-Leber-Brücke.«
    »Bus 104«, sagte Pachulke nur.
    Czeminskistraße 3 war ein schicker Neubau mit einem Eingangsbereich aus Glas. Carsten Meiers Wohnung lag in der zweiten Etage. Dort stand ein großer Kühlschrank in der Küche. Er enthielt rohen Fisch, einen ganzen Steinbutt, mehrere Aale und Makrelen. Anhand der selbstklebenden Bons auf den Verpackungen konnten sie feststellen, dass er in den letzten drei Tagen gekauft worden war. Zuletzt der rohe Aal, am heutigen Vormittag um 11.17 Uhr in einem Fischgeschäft in Charlottenburg. In dem Kühlschrank waren außerdem filetierter Fisch, Flugfisch- und Lachsrogen sowie geschnittener Rettich und Gurken.
    Außerdem fanden sie in der Küche einen Satz scharfer Fischmesser, mehrere Tuben Wasabi, einen großen Container eingelegten Ingwer, einen Wandschrank voll mit Styropordosen und Papiersonnenschirmchen. Es roch nach frischen Fischabfällen. Als Pachulke den Deckel des Mülleimers hob, blickte ihm ein Fischkopf entgegen.
    »Hier ist auch noch einer«, rief Bördensen aus dem Schlafzimmer.
    »Was ist da noch?«, fragte Pachulke. Er ging zu einem Schreibtisch und studierte die Notizen auf einer Schreibunterlage. »Er schreibt Haikus«, sagte er zu Zabriskie. »Er schreibt Haikus über Sushi.«
    Zabriskie schlich durch die Wohnung wie in Trance und wurde von Minute zu Minute grüner im Gesicht.
    Bördensen trat aus dem Schlafzimmer. »Das sieht gar nicht gut aus.« Er wühlte ein Taschentuch aus der Hosentasche und hielt es sich unter die Nase.
    »In der Speisekammer ist auch noch einer«, stieß Zabriskie hervor.
    Insgesamt fanden sie vier Kühlschränke in der Wohnung. Die anderen drei Kühlschränke enthielten alle selbstzubereitete Sushi-Menüs in Plastikschälchen, die sich in unterschiedlichen Phasen des Verfalls befanden. Zu jedem Sushi-Menü gab es einen Sonnenschirm mit Initialen oder einem zusammengerollten Haiku.
    »Ich wusste gar nicht, dass Fisch im Kühlschrank schlecht werden kann«, sagte Bördensen, als er aus dem Bad kam. Er trug Latexhandschuhe. »Hier stehen ein paar Dosen Frischluftspray und Schminkzeug.« Er hielt eine Dose und einen Pinsel in die Höhe.
    Pachulke besah sich den Farbton. »Das ist der Lidschatten für Adomeit.«
    Auf dem Schreibtisch fand Pachulke ein kleines Notizbuch. Er blätterte es oberflächlich durch und fand darin Name und Anschrift von Hilde Mattuschek und etwa zwanzig weitere Namen. Alles Frauen. Neben jedem Namen war eine Liste von Daten notiert. Pachulke verglich die Daten bei Mattuschek mit ihren Angaben aus der Zeugenaussage, und sie stimmten überein. Er fand auch den Namen Amelie Keller, dessen Initialen AK mit denen auf dem Schirm übereinstimmten, den Hilde Mattuschek fälschlicherweise erhalten hatte. Die Frau wohnte drei Straßen weiter.
    Pachulke

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