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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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teile mir mein Geld eben gut ein,
na und? Ist das eine strafbare Handlung?« Unschuldig wie William Kennedy Smith
selbst.
    Dann, um sie aus der Fassung zu
bringen, mache ich einen Überraschungsangriff. »Wie konntest du eine Affäre mit
Ray Davies eingehen?«
    In ihren Augen blitzt Zorn auf. »Warum
verschwindest du nicht einfach von hier, Lauren?«
    »Er war mit deiner Mutter verheiratet.«
    »Und halb so alt«, zischt sie.
    »Nicht ganz.«
    Ihr Augenausdruck wechselt von Zorn zu
Kummer. »Ich dachte, er liebt mich«, sagt sie schlicht.
    Ich empfinde flüchtig Mitgefühl, als
ich mir vorstelle, wie sie sich damals wohl durch die Aufmerksamkeit des
älteren Mannes geschmeichelt gefühlt haben mußte. Vielleicht brauchte sie
Liebe. Liebe, die ihre Mutter ihr nicht gab. Ich hatte immer gedacht, Meg sei
gut zu ihren Kindern, doch möglicherweise war das nur eines meiner vielen
Phantasiegebilde. Vielleicht zog ich es vor, Meg in einer Rolle zu sehen, die
meine eigene Erfindung war: als perfekte Mutter.
    »Es war bestimmt nicht deine Schuld,
Blythe.«
    »Es ging überhaupt nicht um Schuld. Ich
wollte ihn und zeigte es offen. Gott weiß, daß meine Mutter ihn nicht
liebte. Manchmal frage ich mich, ob sie überhaupt jemanden geliebt hat.«
    »Sie liebte dich und Sasha«, sage ich
überzeugt.
    Blythe lächelt gequält, und ich
erinnere mich, daß sie diesen Ausdruck schon als Fünfjährige ab und an zeigte.
Eigentlich war er für ein Kind viel zu unnatürlich und überhaupt nicht
niedlich.
    »Glaubst du nicht, daß Meg dich geliebt
hat?«
    »Nein. Na ja, das ist nicht fair. Ich
nehme an, sie hat uns so geliebt, wie sie überhaupt einen Menschen zu lieben
imstande war.«
    Was meint, sie damit? Ich hatte immer gedacht, Meg liebte mich.
    Als könne sie meine Gedanken lesen,
sagt Blythe: »Dich auch. Sie liebte dich so, wie sie es vermochte. Jetzt
verstehe ich, daß sie eben ihre Grenzen hatte, als Kind hingegen, na ja, da
begreift man solche Feinheiten nicht. Da besteht man einfach nur aus einer
Masse von Bedürfnissen, und sie werden gestillt oder nicht.«
    »Und du willst damit sagen, daß Meg
deine Bedürfnisse nicht stillte?«
    »Ja, Lauren, das will ich damit sagen.«
    Mir ist plötzlich kalt, ich habe Angst.
Ich fürchte mich davor, meine nächste Frage zu stellen, zwinge mich jedoch
dazu. »Sie, sie hat dich doch nicht mißhandelt, oder?«
    »Nein.«
    Gewissensbisse überkommen mich, weil
ich gefragt habe. »Und was hat sie dann getan?«
    »Sie hat nichts getan, das ist es
ja gerade. Sie war nicht da, auch wenn sie anwesend war, falls du verstehst,
was ich meine.«
    Ich verstehe es. Bilder von Meg und den
Kindern fliegen vor meinem geistigen Auge vorbei wie Karten, die gemischt
werden. Ich sehe, wie sie sie füttert, badet, anzieht, mit ihnen spielt. Wieso
sehe ich dann nicht auch, wie sie sie küßt und drückt? Das ist doch verrückt.
Natürlich war sie auch zärtlich zu ihnen. Oder nicht?
    »Sie zeigte immer größeres Interesse an
uns, wenn andere Leute da waren. Doch wenn nur wir drei zusammen waren, dann
war sie kalt, Lauren. Anders kann ich es nicht ausdrücken.«
    »Sie mußte Geld verdienen, um euch zu
ernähren. In jenen Jahren hat sie sich kaputt gearbeitet.«
    »Ich weiß«, sagt Blythe schlicht. In
ihren Augen war Megs Arbeit keine Entschuldigung für das, was sie als
mangelndes Interesse wahrnahm.
    »Gab es nichts, was du an ihr geliebt
hast?« frage ich düster.
    Blythe lacht freudlos auf. »Du
begreifst auch nichts. Ich liebte alles an ihr. Sasha auch. Wir
schafften es nur nicht, sie richtig auf uns aufmerksam zu machen.«
    »Also hast du ihre Aufmerksamkeit
bekommen, indem du mit ihrem Mann schliefst.«
    »Ja.«
    »Und Sasha bekam ihre Aufmerksamkeit,
indem er süchtig wurde.«
    »Ja.«
    »Negative Aufmerksamkeit.«
    »Besser als gar nichts«, sagt Blythe
traurig, drückt ihre Zigarette aus.
    »Meg hatte zu der Zeit, als sie starb,
eine Affäre.«
    »Wie überaus ungewöhnlich für sie.«
    »Wer war er?«
    »Du wirst es mir vermutlich nicht
glauben, aber ich weiß es nicht. Sie hielt ihn... unter Verschluß.«
    »Unter Verschluß?«
    »Nun ja, zumindest vor mir. Vielleicht
hatte sie Angst, die Geschichte könnte sich wiederholen.« Sie lacht. »Nein, das
macht keinen Sinn. Andere habe ich kennengelernt. Es sei denn, er war ein
junger Mann, so wie Ray.«
    »Du gabst eine Party, und Meg kam mit
einem Begleiter.«
    »Nein, das stimmt nicht. Ich erinnere
mich ganz genau, daß sie allein kam.«
    »Dann

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