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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kerl nimmt nur Blondinen«, redete der Mann weiter, »und immer die gleiche Methode, er haut ihnen eins über den Schädel, dann vergewaltigt er sie und danach kippt er sie ins Wasser. So einen möchte ich mal zwischen meine Fäuste kriegen.«
    »Wie viele hat er denn schon umgebracht?«
    »Das weiß man gar nicht so genau. Zwei oder drei, vielleicht auch noch mehr. Es muß ja nicht jede Leiche gefunden werden.«
    Mord ist immer ein Thema, das die Gemüter erregt. Haller war froh, als sie am Ziel waren.
    Die Atlasstraße war eine kleine, ruhige Seitenstraße. Einfamilienhäuser mit gepflegten Gärten und Garagen, die den Wohlstand ihrer Besitzer andeuteten, reihten sich aneinander. Nummer 16 machte einen merkwürdig unbewohnten Eindruck. Die Rolläden vor den Fenstern waren geschlossen.
    Der Eindruck täuschte nicht. Auf mehrfaches Läuten öffnete niemand. Zum Glück sah er schräg gegenüber eine Frau, die damit beschäftigt war, Zweige aus ihrer Hecke zu schneiden.
    Es war keine Kunst, mit ihr ins Gespräch zu kommen.
    »Wissen Sie«, schwindelte er, »ich habe Herrn Siebert etliche Jahre nicht mehr gesehen. Aber wir sind Schulfreunde, und da ich jetzt zufällig in Berlin bin …«
    »Sie werden wenig Glück haben«, meinte die Nachbarin, »seit seine Frau tot ist, sieht man ihn selten. Er muß viel verreist sein.«
    »Was«, tat Haller erstaunt, »seine Frau ist gestorben? Ja, um Gottes willen, die war doch noch sehr jung, oder?«
    Die Frau beugte sich etwas über den Gartenzaun.
    »Siebenundzwanzig Jahre, war immer nett, freundlich, hat viel gelacht, wir in der Straße haben gedacht, das sei die glücklichste Ehe der Welt.«
    »Na, und?«
    Die Nachbarin zuckte die Achseln. »Ich weiß es auch nicht, jedenfalls hat Frau Siebert im vergangenen Jahr, so kurz vor Weihnachten, Selbstmord begangen.«
    »Schrecklich«, versicherte Haller. Dabei kam es ihm aber nur darauf an, das Gespräch nicht abreißen zu lassen.
    »Wo arbeitet denn Herr Siebert jetzt?«
    »Er hat ein Werbebüro in der Stadt. Dreistern-Werbung heißt das. Die Adresse weiß ich nicht, steht aber sicher im Telefonbuch.«
    Von einem Postamt in der Nähe rief er die Nummer an.
    »Ich möchte Herrn Siebert sprechen, bitte.«
    »Tut mir leid«, antwortete eine weibliche Stimme, »Herr Siebert ist in München.«
    Ohne genau zu wissen, warum, beschlich ihn bei dem Wort München eine leichte Unruhe. Wie hatte Karsch gesagt: »Wir haben auch unser Berufsgeheimnis, Herr Doktor. Ich kann Ihnen nur einen Tip geben … was Sie daraus machen, ist Ihre Sache.«
    »Möchten Sie vielleicht Herrn Hannemann sprechen?« fragte die Stimme.
    »Nein. Ich möchte wissen, wann Herr Siebert wieder zurück ist.«
    »Das ist unbestimmt.«
    Stephan Haller hängte ein. Seine Unruhe verstärkte sich. Er beschloß, trotz der Auskunft in das Büro der Dreistern-Werbung zu fahren. Er rechnete sich aus, daß er gerade zum Geschäftsschluß dort sein konnte.
    Die Rechnung ging nicht ganz auf. Das Taxi kam in der Innenstadt nur im Schrittempo vorwärts. Als er endlich das Bürohaus erreicht hatte, schüttelte der Portier den Kopf. »Nee, mein Herr, die Leute von der Dreistern-Werbung sind schon weg.«
    »Schade.«
    Er wollte sich schon umdrehen und weggehen, da hatte er plötzlich eine Idee. Er entnahm seiner Brieftasche ein Bild von Janine und gab es dem Portier in die Hand.
    »Erinnern Sie sich vielleicht an diese Dame? Sie soll hier mal gearbeitet haben.«
    Der Mann setzte erst noch umständlich seine Brille auf. Dann aber starrte er Haller verblüfft und auch etwas mißtrauisch an. »Die hat nie hier gearbeitet. Aber sie ist oft dagewesen. Das ist nämlich die verstorbene Frau Siebert.«
    Dr. Haller wich entsetzt zurück.
    »Unsinn«, stammelte er.
    »Ich bin ganz sicher«, antwortete der Portier.
    Gaby liebte Überraschungen. Zum Beispiel mit der Frühmaschine überraschend aus Paris zurückzukehren. Nicht am Freitag, sondern schon am Donnerstag.
    Lächelnd stiefelte sie in die Hotelhalle des Bayerischen Hofs. Hier war sie weiß Gott nicht unbekannt.
    »Guten Morgen, Fräulein Westphal«, begrüßte sie der Empfangschef, »kann ich etwas tun für Sie?«
    »Danke«, lachte sie. »Ich finde mich schon allein zurecht.«
    Sie sprühte vor guter Laune. Sie hätte die Welt umarmen mögen. Paris war zauberhaft gewesen. Noch zauberhafter, daß sie jetzt gleich in Jürgens Arme fliegen würde. Während sie mit dem Lift hochfuhr, dachte sie: Möglich, daß er noch schläft. Ich werde auf

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