Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
frühen Morgenstunde gab es ein paar Passanten, die stehenblieben. Und es gab noch den Mann, der am Steuer des anderen Wagens gesessen hatte.
    »Nee, mein Herr«, sagte dieser Mann und packte ihn vorne am Mantelkragen, »Sie versprechen mir jetzt das Blaue vom Himmel und nachher drücken Sie sich. Für dumm dürfen Sie mich nicht verkaufen. Lieber soll die Polizei alles genau feststellen.«
    Zum Glück hatte er leise gesprochen. Und Jürgen roch seine Schnapsfahne. Er schlug deshalb einen vertraulichen Ton an:
    »Hören Sie mal, wir haben beide getrunken. So wie es aussieht, verlieren wir beide den Führerschein. Ich komme voll und ganz für den Schaden auf, wozu sollen wir uns jetzt gegenseitig Schwierigkeiten machen?«
    »Na ja«, meinte der Mann nach einiger Überlegung, »wenn Sie mir einen Revers unterschreiben und Ihre Frau auch ihren Namen druntersetzt, dann meinetwegen …«
    »Ich bin nicht seine Frau«, sagte Janine.
    »Sie müssen trotzdem unterschreiben.«
    »Ja, natürlich.«
    Ich bin nicht seine Frau. An diesen Satz mußte Jürgen denken, als sie die beiden Autos auseinanderkeilten und an den Straßenrand schoben. Kaum zu glauben, wie gut er hier davonkam. Der Kleinwagen des anderen sah weit übler aus als Gabys Sportwagen. Der Mann hätte tot oder schwer verletzt sein können.
    Statt dessen tat er ihm den Gefallen und ließ die Polizei aus dem Spiel. Karl Jelinek hieß er und kritzelte jetzt ein paar Sätze auf einen Lieferschein, den er aus seiner alten Lederjacke gezogen hatte.
    Herr Jürgen Siebert trägt an dem Unfall Ecke Wittelsbacher /Auenstraße die Alleinschuld. Er übernimmt für den daraus entstandenen Schaden die volle Haftung …
    Jürgen unterschrieb, Janine setzte ihren Namen darunter.
    Jelinek riß den Durchschlag aus seinem Lieferscheinblock. »Hier«, sagte er, »damit Sie wissen, was Sie unterschrieben haben. Name und Adresse von mir stehen drauf.«
    Jürgen steckte den Wisch achtlos in seine Manteltasche. Ich muß zahlen, dachte er. Aber ansonsten ist der Fall erledigt. Wenn ich den Wagen gleich heute früh in die Werkstätte fahre, braucht Gaby überhaupt nichts von diesem Unfall zu erfahren …
    »Es wird besser sein«, sagte Janine, »ich nehme jetzt ein Taxi zum Hotel.«
    Er schüttelte den Kopf, nahm sie sanft beim Arm.
    »Bist du mir böse?«
    »Nein. Ich mache mir Vorwürfe. Ohne mich hättest du nicht getrunken, und der Unfall wäre nicht passiert.«
    Jürgen hob ihr Gesicht zu sich empor. Und er gab seiner Stimme einen feierlichen Ton: »Weißt du, daß ich dich kennengelernt habe, das ist mir viel mehr wert.«
    Wenn auch ihre Lippen stumm blieben, ihr Blick verriet sie. Engelchen, dachte er, du liebst mich. Zum zweitenmal liebst du mich. Und niemand weiß besser als ich, daß Liebe bei dir was Heiliges, Ausschließliches, Unentrinnbares ist …
    Das Telefon riß Jürgen am nächsten Morgen in seinem Hotelzimmer aus dem Schlaf. Auf seiner Armbanduhr war es neun Uhr durch.
    »Herr Siebert, Sie werden aus Paris verlangt.«
    »Ja, bitte.«
    »Guten Morgen, Liebling«, tönte Gabys fröhliche Stimme aus dem Hörer, »wie war die Nacht ohne mich?«
    »Entsetzlich«, stöhnte er.
    »Was hast du geträumt?«
    »Das kann ich am Telefon nicht sagen«, lachte er.
    »So schlimm?«
    »Ja.«
    »Du hättest eben mit nach Paris kommen sollen«, bemerkte Gaby, »mein Bad hier ist schwarz gekachelt, das Schlafzimmer hat rosarote Tapeten, mit einem Himmelbett so à la Ludwig der Vierzehnte … und so was verschläfst du in München …«
    »Irgendwann muß jeder mal arbeiten«, brummte er.
    »Gestern war Ball bei Madame Calvignac«, schwärmte sie, »ganz exklusiv, weißt du. Ich habe ein kardinalrotes Abendkleid getragen, schulterfrei, mit einem Dekolleté, daß sich ein paar Leutchen gar nicht mehr hinzuschauen trauten …«
    »Mußt du mich in Verzweiflung stürzen?« unterbrach er sie.
    »Ach, Jürgen«, meinte sie lachend. »Ich möchte dich mal rasend eifersüchtig erleben, statt daß ich mir den Kopf zerbreche, was du treiben könntest …«
    »Ich treibe gar nichts«, stellte er fest, »außer daß ich dich schrecklich liebe.«
    »Und ich erst«, antwortete sie. »Du bist schuld, daß mir die schönsten Männer gleichgültig sind. Du, ich habe übrigens bei Cardin ein süßes Hochzeitskleid bestellt, ein bißchen frech, ein bißchen romantisch, es wird dir gefallen …«
    »Bestimmt.«
    »Jürgen, glaubst du, daß wir in drei Wochen unsere Heiratspapiere

Weitere Kostenlose Bücher