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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zehenspitzen hineinschleichen und ihn mit einem Kuß aufwecken.
    In ihrer Begeisterung bemerkte sie gar nicht, daß der Zimmerschlüssel von außen steckte und die Schuhe nicht mehr davorstanden. Erst als sie die Tür hinter sich zuzog und sich in seinem Appartement umsah, mußte sie feststellen, daß ihr Geliebter gar nicht da war.
    Gaby tröstete sich damit, daß er jeden Moment zurückkommen würde. Sie warf ihren Mantel über einen Stuhl, drehte am Radio, bis Musik kam, vergewisserte sich vor dem Badezimmerspiegel, daß ihr Make-up in Ordnung war, schnupperte an seinem Rasierwasser, lief zur Tür, wenn sie Schritte hörte, und war enttäuscht, wenn die Schritte vorbeigingen.
    Aus Langeweile blätterte sie in den Papieren, die auf seinem Schreibtisch lagen, herum. Und dabei fand sie den Zettel, den ein gewisser Karl Jelinek geschrieben hatte, und der schlagartig ihre Stimmung änderte.
    Gaby war kein Mädchen, das in solchen Augenblicken in Tränen ausbrach. Wenn sie blaß wurde, so nur aus Wut. Wenn sie zitterte, so nur deshalb, weil sie Jürgen nicht vor sich hatte, weil sie ihm nicht das Gesicht zerkratzen konnte.
    Haß und Liebe, nie hatte sie geahnt, daß beides so nahe beieinander lag.
    Du hast einen Fehler gemacht, Jürgen, sprach sie in Gedanken mit ihm. Diesen Wisch hättest du nicht liegenlassen dürfen. Jetzt weiß ich Bescheid. Du hast nicht geschlafen und von mir geträumt. Du hast ein Mädchen in meinem Wagen gehabt, im Morgengrauen mit ihr einen Unfall gebaut, es hat dich nicht mal gestört, daß es mein Auto war, ich kann mir denken, was du mit ihr getrieben hast, du bist nicht fürs Händchenhalten, du nicht …
    Gaby war wie von Sinnen. Ihr Blut kochte. Sie bekam häßliche rote Flecken am Hals. In ihrer Phantasie sah sie alles vor sich …
    Schwarz auf weiß stand der Name auf dem Papier: Janine-Marie Laurent, z.Z. Hotel Sanssouci, Beethovenstraße. Mit irgendeinem kleinen Mädchen hat er mich also betrogen, dachte sie. Ich habe Hochzeitskleider ausgesucht, und er hat sich irgendein billiges Mädchen aufgelesen.
    Gaby stand am Fenster, lauernd, mit zusammengepreßten Lippen, als es plötzlich an der Tür klopfte.
    »Herein.« Ihre Stimme war heiser.
    Das Mädchen im Türrahmen war rothaarig, langbeinig, vollbusig. Und nicht mal einen Augenblick lang verlegen.
    »Ich suche Herrn Siebert.«
    Gaby starrte sie an. »Kommen Sie ruhig herein, Sie sind Fräulein Laurent, nicht wahr?«
    »Nee, das bin ich nicht«, antwortete die Rothaarige, »ich bin Evi Glöckner, eine Berliner Freundin von Jürgen. Wo ist er denn?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Gaby giftig.
    »Und wer sind Sie – wenn ich fragen darf?«
    »Seine Verlobte.«
    »Verzeihung.« Evi nahm die Türklinke in die Hand. Und weil sie so eine offene Art hatte, setzte sie noch hinzu: »Jürgen und ich, wir hatten mal was in Berlin miteinander. Das ist längst vorbei. Ich arbeite jetzt als Mannequin, und Jürgen wollte mich zu Westphal vermitteln – nur deshalb bin ich hier.«
    Raus, hätte Gaby am liebsten geschrien. Aber sie drehte sich nur um. Für alle wirst du büßen, schwor sie sich, für die Rothaarigen und die Blonden, für die Vergangenen und die Zukünftigen, du hast keine Ahnung, Jürgen, zu was ich fähig bin …
    Als sie zum zweitenmal an diesem Morgen durch die Hotelhalle schritt, achtete sie auf keinen Gruß mehr. Bleich waren ihre Lippen. Wilde Entschlossenheit sprühte aus ihren Augen.
    »Bestellen Sie mir ein Taxi«, herrschte sie einen Livrierten an.
    Ohne noch genau zu wissen, was sie wollte, stieg sie in das Taxi ein und sagte: »Hotel Sanssouci, Beethovenstraße.«
    Erst während der Fahrt entschied sie sich. Ich werde dieses Fräulein Laurent verlangen, ich werde ihr Geld bieten, damit sie redet. Ich werde nicht locker lassen, bis ich ihr Geständnis habe. Was sie will, kann sie von mir haben, aber reden muß sie …
    Aber dazu kam es gar nicht. Als sie in die Beethovenstraße einbogen, sah Gaby an der Ecke ihren eigenen roten Sportwagen stehen. Und Jürgen lehnte lässig daneben, eine Zigarette zwischen den Lippen.
    »Halten Sie hier rechts an«, forderte Gaby den Chauffeur auf, »wir warten hier, und wenn sich der Sportwagen da vorn in Bewegung setzt, dann verfolgen wir ihn.«
    »Ach, wissen Sie, Fräulein«, grinste der Fahrer, »auf Verfolgungsjagd bin ich nicht gerade spezialisiert.«
    Gaby schob ihm über die Schulter einen Fünfzigmarkschein zu. »Wird es damit gehen?«
    »Ich denke ja.«
    Sie hatten keine fünf

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