Immer werd ich Dich begehren
Hoffnung, sie könnte ihre Tochter finden.
Trent hatte Kate vor elf Jahren nicht gestehen können, dass er nur deshalb aufhörte zu hoffen, weil er es nicht schaffte, sich jeden Tag mit der Frage zu quälen, ob ihre Tochter wohlauf war oder missbraucht wurde. Er hatte sich für den leichtesten Weg entschieden, indem er sich einredete, ihr kleines Mädchen sei tot.
Was, wenn Kate recht hatte? Was, wenn das FBI Mary Kate aufspürte? Wollte er seine Tochter nicht sehen? Wollte er nicht aus erster Hand erfahren, ob es ihr gut ging, ob sie glücklich war und geliebt wurde?
Trents Handy klingelte. Er verlangsamte die Fahrt, nahm das Telefon aus der Halterung und meldete sich. „Trenton Winston.“
„Sie ist im Magnolia House“, sagte seine Tante Mary Belle. „Aber ich schlage vor, du suchst sie heute Abend noch auf. Ich tippe nämlich darauf, dass sie morgen früh verschwunden sein wird.“
Bevor er etwas erwidern konnte, legte seine Tante auf. Woher wusste sie überhaupt, dass Kate in Prospect war? Hatte Guthrie ihr erzählt, dass Kate in Winston Hall gewesen war? Oder hatte sie Kate bei ihrer Ankunft oder beim Wegfahren gesehen? Tante Mary Belle weiß alles, sagte er sich. Sie weiß, dass Mary Kate möglicherweise noch am Leben ist. Wenn sie es wusste, bedeutete das, dass sie mit Kate gesprochen hatte. Du lieber Himmel! Wie war die Begegnung dieser beiden Frauen verlaufen?
Trent begriff, was er tun wollte und tun musste. Er konnte es leugnen, so viel er wollte, die Wahrheit war nun einmal, dass er herausfinden musste, ob seine Tochter noch lebte. Er war jetzt älter und vielleicht ein wenig weiser, aufjeden Fall aber härter als vor elf Jahren. Was immer auch passiert sein mochte, er würde damit fertig werden, und vielleicht würde er diesmal seiner Frau – nein, Exfrau – helfen können. Das war er ihr schuldig, weil er sie damals im Stich gelassen hatte.
Zwanzig Minuten später parkte Trent auf dem hinteren Parkplatz des Magnolia House und ging zum Hintereingang. Der kalte Abendwind blies ihm ins Gesicht, und er schlug den Kragen seiner Wildlederjacke hoch. Er öffnete die Tür und ging den kurzen Flur entlang in die Lobby. Er kannte den Angestellten nicht namentlich, aber das Gesicht kam ihm bekannt vor.
„Guten Abend“, sagte Trent.
„Guten Abend, Richter Winston“, begrüßte ihn der Mann.
„Ich glaube, bei Ihnen wohnt eine Miss Kate Malone.“
„Ja, das stimmt. Sie hat Zimmer hundertvier.“
Trent musterte nun den Mann, auf dessen Namensschild „B. Walding“ stand. „Ich dachte, es sei nicht erlaubt, Auskunft über die Zimmernummern zu geben.“
„Normalerweise nicht“, bestätigte Mr. Walding. „Aber da Miss Malone Ihre Exfrau ist und weil Sie … na ja, wie Miss Mary Belle schon sagte …“
„Meine Tante war also hier, um Miss Malone zu besuchen?“
„Ja, Sir. Sie ist vor ungefähr dreißig Minuten gegangen und erwähnte auf dem Weg hinaus, dass Sie wahrscheinlich vorbeikommen würden, um Ihre Frau … Ihre Exfrau zu besuchen.“
Trent lächelte schwach und schaute sich um, welcher Gang wohl der richtige wäre.
„Zu Ihrer Rechten“, erklärte der Angestellte.
„Danke.“
Nervös und unsicher, wie Kate auf sein Erscheinen reagieren würde, ging er dann den Flur entlang. Vor Zimmer hundertvier zögerte er. Wenn er geklopft hatte, gab es keinZurück mehr.
Er klopfte mehrmals. Keine Antwort. Er klopfte erneut, diesmal fester.
Dann hörte er Schritte hinter der Tür, und im nächsten Moment stand Kate in einem pinkfarbenen Pyjama vor ihm, die Haare zerwühlt, das Gesicht ungeschminkt. Trent hatte noch nie eine Frau so sexy gefunden.
„Ich will dich bei deiner Suche nach Mary Kate begleiten“, erklärte er.
Sie sah ihn ungläubig an. „Du willst … soll das heißen, dass du jetzt doch an die Chance glaubst, dass unsere Tochter noch lebt?“
„Ich weiß nicht, was ich glaube“, gestand er. Er wusste nur, dass er Kate beistehen wollte. Aber das konnte er ihr nicht sagen, weil sie sonst mehr hineininterpretieren würde, als ihm lieb war. „Wir werden doch wohl zivilisiert miteinander umgehen können, oder? Wir können das als Mary Kates Eltern gemeinsam durchstehen. Es gibt keine Veranlassung, dass wir uns weiteren Schmerz zufügen.“
„Da stimme ich dir zu.“ Als sei ihr plötzlich bewusst geworden, dass sie ihn anstarrte, räusperte sie sich und wandte den Blick ab. „Wir treffen uns morgen früh um acht. Wenn wir deinen Wagen nehmen können, kann ich meinen
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