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Immer wieder Dezember: Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich (German Edition)

Immer wieder Dezember: Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich (German Edition)

Titel: Immer wieder Dezember: Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schädlich
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übernachtet.«
    Der Vater: »Wir haben in der Rotkäppchenstraße übernachtet?«
    Die Mutter: »Wir haben uns aber von der Bogenstraße auf den Weg gemacht.«
    Der Vater: »Weit musste man ja nicht, bis zur Ecke, dann war das Haus in der Bogenstraße verschwunden.«
    Die Mutter: »Sag mal, hast du noch Erinnerungen an das Abschiedsfest in der Bogenstraße?«
    Der Vater: »Was heißt Abschiedsfest?«
    Die Mutter: »Wir haben ein Fest gemacht.«
    Der Vater: »Glaube ich nicht. Wo soll das gewesen sein?«
    Die Mutter: »Na, in der Bogenstraße.«
    Der Vater: »Das soll in der Bogenstraße gewesen sein? Ich erinnere mich an den Besuch verschiedener Leute in der Rotkäppchenstraße, als die Kisten schon gepackt waren. Ist Anna eigentlich noch in den Kindergarten gegangen?«
    Die Mutter: »Zu Hause war sie jedenfalls nicht.«
    Der Vater: »Wir hatten ein Gespräch mit der Leiterin und haben gesagt, wir möchten Ihnen mitteilen, Anna kommt nicht mehr, wir siedeln in die Bundesrepublik um. Die Leiterin sagte: Schade um das arme Kind.«
    Die Mutter: »Wir waren jedenfalls am Abend vor der Ausreise in der Bogenstraße.«
    Der Vater: »Wir sind von der Bogenstraße wohl noch mal zurückgefahren.«
    Die Mutter: »Wir sind zurückgefahren, denn wir haben in der Rotkäppchenstraße übernachtet.«
    Der Vater: »Ja, aber ich weiß nicht, wie.«
    Die Mutter: »Auf den weißen Liegen mit den blauen Matratzen. Meine Mutter war auch da. Und deine.«
    Der Vater: »Wo? In der Bogenstraße?«
    Die Mutter: »Nein, in der Rotkäppchenstraße.«
    Der Vater: »Meine Mutter nicht. Die kam am nächsten Tag, aus Bad Saarow. Die war vollkommen fertig.«
    Die Mutter: »Die hat Blumen gebracht.«
    Der Vater: »Blumen? Abgereist sind wir endgültig aus Köpenick.«
    Die Mutter: »Wo war eigentlich unsere Katze?«
    Woher soll ich das wissen. Ich war mit der Schwester in der Bogenstraße bei dem Bruder, vielleicht sogar mit Katze, und spielte normal sein. Bouletten wird es zum Abendessen gegeben haben. Und Schmalzstullen. Die gab es dort oft. Manchmal auch gebratenen Knoblauch auf Graubrot. Wir sahen im Fernsehen die Muppet Show. Einstimmung auf das, was uns erwartete? Wer war noch alles da? Worum drehten sich die Gespräche? Wann sind wir ins Bett gegangen? Konnte irgend jemand schlafen? Wie verlief der nächste Morgen? Haben Mutter und Vater doch nicht auf den weißen Liegen mit den blauen Matratzen geschlafen?
    Vielleicht war es so, wie es in dem Beobachtungsbericht steht, den ich in den Akten gefunden habe. Ich lese:

    »Beobachtungsbericht zum Objekt 117 Berlin, Rotkäppchenstr. 5, für die Zeit vom 10.12.1977, 7.00 Uhr bis 12.30 Uhr.
    6.53 Uhr  Beginn der Beobachtung; Meldung an 59 2812, Gen. Waldow
    6.53 Uhr  Die Mutter der Krista Maria Schädlich, Edith Hübner, war im Objekt anwesend; weitere Personen nicht feststellbar
    7.27 Uhr  Hans Joachim Schädlich und Krista Maria Schädlich treffen mit PKW IS 98-55 ein. PKW wird vor dem Haus Nr. 1–3 abgestellt.
    7.44 Uhr bis
    8.10 Uhr  Ankunft der Transportarbeiter des VEB Deutrans (2 PKW, 1 Barkas, 1 Lastzug ohne und ein Lastzug mit Anhänger). Anschließend Beginn der Verladearbeiten.
    7.55 Uhr  Drei Genossen der Zollorgane eingetroffen und um 8.00 Uhr Objekt betreten.
    10.00 Uhr  Beendigung der Abfertigung und Abfahrtt Deutrans und der Genossen der Zollorgane.
    11.20 Uhr  ca. 65jährige weibliche Person, mittelgroß, weißhaarig, korpulent, betritt das Objekt.
    11.23 Uhr  ca. 38jährige männliche Person kommt in Begleitung eines ca. 10jährigen Mädchens und eines ca. 67jährigen Paares bis zur Rotkäppchenstr. 7. Während die anderen Personen vorerst vor dem Haus Nr. 7 stehen blieben, betrat sie ca. 2 Minuten das Haus Nr. 5 und begab sich dann ins Haus Nr. 7. Beim Betreten des Hauses Nr. 5 gab sie den drei vor dem Haus Nr. 7 Wartenden einen verdeckten Wink, das Haus Nr. 7 zu betreten. Die vier genannten Personen konnten bei bisherigen Personen nicht festgestellt werden. Die jüngere männliche Person ging gegen 10.00 zweimal am Haus Nr. 5 vorüber.
    11.00 Uhr  Das Objekt Hans Joachim Schädlich beendete das Beladen seines PKW. Festgestellt wurden 4 Koffer, 3 Reisetaschen, 2 orange-farbene Reiseplaids, 1 Wintermantel – Rauhleder mit Pelzbesatz.
    11.45 Uhr  H. J. Schädlich, eine schwarze Katze und die alte, weißhaarige Dame verlassen mit Blumenstrauß das Haus Nr. 5. Von der im Parterre wohnenden Familie verabschieden sie sich herzlich und mit

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