Immer wieder du: Roman (German Edition)
vergessen habe, meinem Dad das zu erzählen – meinem DAD! Ich habe abgewartet, weil ich es ihm persönlich mitteilen wollte, aber dann ist so viel passiert, dass ich es vergessen habe. Wie komme ich nur aus der Nummer raus, ohne dass Richard mich umbringt?
Ich werfe Richard einen Blick zu und setze ein fröhliches Lächeln auf. »Ich habe es ihnen noch nicht gesagt«, raune ich ihm zu.
Wie vor den Kopf geschlagen schaut er mich an. »Nicht?«
»Ich wollte, dass wir es ihnen zusammen mitteilen.«
»Oh.« Seine Erleichterung ist mit Händen zu greifen.
»Dann mal los!«, dränge ich ihn und lächele noch etwas breiter.
Richard scheint kurz in Panik zu geraten und schaut dann meinen erwartungsvollen Vater an. »Ähm, wahrscheinlich hätte ich zuerst mit Ihnen reden sollen, Mr Neverley, es tut mir wirklich leid, aber ich habe Lily gefragt, ob sie mich heiraten will.«
Ein Aufschrei von Lorraine.
»Und sie hat Ja gesagt.«
»Aaah, herzlichen Glückwunsch!« Mein Vater steht auf und kommt um den Tisch herum, um Richard die Hand zu schütteln, während Lorraine aufspringt, mich küsst und in die Arme schließt.
»Ich fasse es nicht, dass du es das ganze Wochenende über für dich behalten hast!«
»Ich auch nicht«, rufe ich und bin mir durchaus der Ironie bewusst, dass es die reine Wahrheit ist.
Kay, Olivia und Isabel bleiben Gott sei Dank sitzen, wie Kinder es normalerweise tun, wenn Erwachsene vor Aufregung herumspringen.
Ich setze mich wieder und versuche zu lächeln.
»Wann ist denn der große Tag?«, fragt Lorraine entzückt.
»Wahrscheinlich im übernächsten Jahr«, erwidere ich.
»Das ist gut«, sagt Dad. »Dann haben wir noch genug Zeit, um dafür zu sparen.«
»Klasse. Wir überlegen sowieso, im Sommer zu heiraten, dann könnt ihr herkommen, wenn es schön warm ist«, sagt Richard zu ihm.
»Das wäre super«, meldet Kay sich zu Wort.
»Und, wird dein Dad dich zum Traualtar führen?«, will Lorraine wissen.
»Natürlich«, antworte ich.
Dad strahlt, Lorraine streicht über seinen Rücken, Richard drückt mir unter dem Tisch die Hand – und ich komme mir vor wie der größte Heuchler aller Zeiten.
Kapitel 24
So muss sich Ben damals gefühlt haben: nicht mehr zurückzukönnen, sobald die Hochzeitsvorbereitungen in Gang gesetzt waren. Die letzte Woche war die Hölle. Lorraine bestand darauf, mit mir ein Hochzeitskleid kaufen zu gehen. Sie will unbedingt mit Dad einen Traum in Weiß bezahlen, und ihr größter Wunsch ist, mich komplett auszustatten, bevor sie am Wochenende wieder nach England zurückkehrt.
Ich ziehe alles in die Länge, sage, die Hochzeit sei noch so weit weg, dass ich mich noch nicht entscheiden will, aber sie schleppt mich hartnäckig auf endlose Einkaufstouren. In dieser Woche ist sie zweimal mit mir zum Mittagessen gewesen, um noch mehr Brautläden aufzusuchen. Das macht mich fertig.
Natürlich findet meine Arbeitskollegin Nicola das wunderbar. Und wenn Lorraine von der Bildfläche verschwunden ist, werden mir mit Nicola noch weitere Torturen bevorstehen, das weiß ich jetzt schon.
Seit dem Angelausflug habe ich Ben nicht mehr gesehen. Vor ein paar Tagen habe ich ihm eine SMS geschrieben, dass meine Familie mich total auf Trab hält. Auf der Arbeit ist der Wunsch, bei ihm zu sein, überwältigend. Aber wenn ich zu Hause bei Richard bin, gelingt es mir irgendwie, Ben zu verdrängen.
Meistens jedenfalls.
Gestern habe ich meine Fotos entwickeln lassen. Ich konnte mir gar nicht in Ruhe die Aufnahmen der letzten beiden Wochen ansehen, weil ich zu aufgeregt war, das Bild von Ben auf dem Boot zu betrachten. Mir blieb das Herz stehen, als ich es schließlich in der Hand hielt. Er sieht so hinreißend aus. Er lächelt nur andeutungsweise, weil ich ihm keine Zeit gelassen hatte, sich auf das Foto vorzubereiten, aber seine blauen Augen bilden einen starken Kontrast zum grauen Meer hinter ihm. Es ist ein perfektes Foto.
Im halbwachen Zustand hab ich heute Morgen geträumt, dass wir zusammen in der Kabine seines Bootes waren … Da drehte Richard sich mit einer Morgenlatte zu mir herum, und ich konnte nicht anders. Wirklich nicht.
Nachdem ich meinen Wahnsinns-Orgasmus genossen hatte, schmunzelte Richard. »Hast du gerade deinen Eisprung, oder was?«, fragte er.
»Muss wohl sein«, erwiderte ich, stand auf und ging mit hochrotem Kopf ins Bad. Ich setzte mich auf die Toilette und stützte das Kinn in die Hände. Ich hatte mir die ganze Zeit vorgestellt, er wäre Ben. Ich
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