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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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hier.
    Wenn ich nun nicht in den Zoo gegangen wäre? Unglaublich, dass ich weiter in dieser Stadt gelebt hätte, ohne von seiner Existenz zu wissen. Wohin hätte mein Leben mich geführt? Wenigstens bin ich noch nicht verheiratet. Wenn ich es schon schlimm finde, verlobt zu sein, so wäre eine Ehe doch noch viel schlimmer gewesen.
    »Was denkst du?«, fragt Ben. Ich betrachte noch immer die Kamera in meinen Händen. Einem Impuls folgend führe ich den Sucher ans Auge und mache einen Schnappschuss von ihm.
    »Du hättest mich vorwarnen können!«, scherzt er, gespielt aufgebracht.
    »Was hättest du dann gemacht – dich nach unten verzogen, um deine Frisur zu richten?«, spotte ich. Ich lehne mich zurück und lasse die Kamera auf dem Schoß liegen. »Du weißt, dass ich noch nie ein Bild von dir gemacht habe. Als du weggegangen bist, habe ich das sehr bedauert«, erzähle ich wahrheitsgetreu. »Hast du noch das Foto von mir?«
    Er nickt. »Ja.«
    »Hast du es mit nach England genommen?«
    Er wirft mir einen spöttischen Blick zu. »Nein.«
    »Das wäre auch ein bisschen mies von dir gewesen«, gestehe ich.
    »Es ist in Omas Haus auf dem Speicher, zusammen mit anderen Sachen«, erklärt er. »Bis heute.«
    Irgendwie bin ich enttäuscht, dass er mein Foto nicht wieder hervorgeholt hat. Das scheint er mir vom Gesicht abzulesen, denn er sagt leise: »Ich musste versuchen, dich zu vergessen, Lily.«
    »Auch als du zurückgekommen bist?«
    »Auch dann, ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich sicher war, dass du dich verändert und weiterentwickelt hast.«
    »Und wenn nicht?«
    Statt zu antworten, schaut er mich mit ernster Miene an. Mit seinen Bartstoppeln sieht er noch attraktiver aus als sonst. In Gedanken liege ich im Bett in der Kabine, und der Wunsch, dort mit Ben zu schlafen, ist plötzlich überwältigend.
    Richard, Richard, Richard ! Scheiße nochmal, wie oft muss ich mich an ihn erinnern?
    Oh, aber wenn wir Sex hätten, wäre vielleicht Ruhe und ich könnte mir Ben ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen.
    Das ist ein Haufen Scheiße, und das weißt du auch.
    Spielverderber.
    Ich reiße mich zusammen und sage: »Hab ich da ein paar Chips im Korb entdeckt?«
    Ben reißt seinen Blick von mir los. »Yep. Welche möchtest du: Salz und Essig, Hühnchen oder pur?«
    »Salz und Essig, bitte. Wer würde denn jemals Chips pur nehmen?«
    »Stimmt. Hätte ich wissen müssen, dass du die langweilig findest.«
    »Wieso, weil ich eine Zicke bin?«
    Er lacht. »Nein, weil du alles andere als langweilig bist.«
    Hör auf, so etwas zu mir zu sagen. Dann muss ich wieder an das Bett denken.
    »Willst du mir jetzt einen Fisch fangen, oder was?«, frage ich mit ziemlich belegter Stimme.
    »Du kannst selbst einen fangen«, erwidert er lächelnd.
    Zwanzig Minuten später merke ich, wie es an meiner Schnur ruckt. Wir benutzen Handschnüre, keine Angelruten. Ich halte die Schnur in der Hand und spüre tatsächlich, dass ein Fisch anbeißt.
    »Hol sie ein«, drängt Ben aufgeregt.
    Ich ziehe einen ungefähr dreißig Zentimeter langen Fisch aus dem Wasser, der sich windet und zuckt.
    »Du hast einen Weißfisch gefangen!«, ruft Ben und löst den zappelnden Fisch von der Schnur.
    Ich lache, während er ihn in die Kühlbox wirft. »Das war einfach. Was hatte es denn nun mit dem Frühaufstehen um vier Uhr auf sich?«
    »Hä?« Ben bestückt meinen Haken mit einem neuen Wurm.
    »Damals in Adelaide hast du gesagt, ich müsste früh aufstehen. Jetzt fangen wir mitten am Tag Fisch, oder? Wozu soll man aufstehen, noch bevor es hell ist, wenn man auch tagsüber angeln kann?«
    »Säßen wir hier in einem heißen australischen Sommer draußen in der Mittagssonne, dann wüsstest du es.«
    »Verstehe.«
    Wir fangen noch zwei weitere Weißfische, dann brechen wir wieder nach Middle Harbour auf. Er verspricht aber, bald einen Fisch für mich zu grillen. »Vielleicht hast du Lust, mit deiner Familie irgendwann diese Woche zum Abendessen vorbeizukommen?«, schlägt er vor. »Die hier sind nicht genug, aber ich könnte noch mal rausfahren und mehr angeln.«
    »Oh.« Ich bin so nervös, dass mir keine Antwort darauf einfällt. »Ich glaube nicht, dass das geht.«
    »Aha, klar.« Ben schaut zur Seite.
    »Die haben noch so einiges vor, weißt du. Es wäre viel zu aufwendig, das zu organisieren.« Ich versuche, Ben mit Argumenten zu überzeugen, aber er nimmt wahrscheinlich an, dass es mir zu peinlich ist, meinem Dad einen älteren Mann vorzustellen. Ich fühle mich

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