Immer wieder du: Roman (German Edition)
weiß ich. Entschuldigung.«
Er zieht mich an sich, und wir umarmen uns innig.
»Hast du noch Hunger?«, frage ich über seine Schulter hinweg.
Er wirft einen Blick in die Küche. »Ist der Reis matschig?«
»Wahrscheinlich.«
»Soll ich neuen aufsetzen?«
Ich lächele durch die Tränen in meinen Augen. »Ja, das machen wir.«
Meine Kamera steht auf der Anrichte, wo ich sie liegen gelassen habe. Jetzt habe ich weder den Wunsch noch die Lust, mit ihr zu spielen.
Kapitel 25
Ich sitze auf einer gelben Schaukel in einem Park voll violetter und rosafarbener Wildblumen. Eine schwarzweiße Elster krächzt im Hintergrund, und ich spüre, dass es früh am Morgen ist. Ich bin auf einem Spielplatz, den ich aus den Bergen bei Adelaide kenne, aber er ist anders. Nicht ganz derselbe. Ich höre, wie mein Mann durch das Gras hinter mir kommt, lächele und drehe das Gesicht in die Sonne. Und dann steht er vor mir, ich schlage die Augen auf und sehe Richard, einen kleinen Jungen an der Hand. Meinen Sohn. Und der sieht aus wie Ben. Schlagartig werde ich wach.
Mein Vater und seine vier Mädels fliegen am Samstagnachmittag zurück nach England. Richard und ich verabschieden uns am Flughafen von ihnen, bevor wir vor dem Abendessen auf ein Glas zu Nathan und Lucy gehen. Ich bin froh über die Ablenkung, weil ich immer traurig bin, wenn sie nach Hause fliegen.
»Es ist so schade, dass ihr auch fortgeht«, beklage ich mich bei Lucy. Wir sitzen auf der hübsch gestalteten Terrasse hinten im Garten. Die Männer sind drinnen und unterhalten sich über die Arbeit.
»Ach«, sagt Lucy. »Ehe du dich versiehst, sind wir wieder zurück.«
»Wird die Renovierung wirklich nur sechs Monate dauern?«
»Hoffentlich«, erwidert sie. »Wir müssen schnell loslegen. Ich kann es kaum erwarten. Auf jeden Fall werde ich euch alle vermissen«, fügt sie hinzu. »Aber es wird guttun, mal etwas mehr Zeit mit meiner Mum zu verbringen.«
Ich trinke einen Schluck Rosé und greife in die Schale mit den Macadamia-Nüssen. »Hast du noch viele Freunde drüben in England?« Ich habe mit Lucy eigentlich noch nicht oft über ihr Leben am anderen Ende der Welt gesprochen. Ich weiß nicht, warum. Vermutlich, weil ich es hinter mir gelassen habe.
»Ein paar«, sagt sie. »Die meisten sind in London, aber ich hoffe, sie werden ein paarmal nach Somerset kommen, wo wir bei meiner Mum wohnen, damit Nathan und ich sie auch zu sehen bekommen.«
»Vermisst du sie?«
»Natürlich. Aber man kann schließlich nicht alles haben! Ich habe mich für Nathan entschieden, und alles andere folgt daraus. Wir haben das Glück, dass wir jetzt längere Zeit dort verbringen können.«
Vage erinnere ich mich daran, dass Lucy einen Freund hatte, als sie Nathan kennenlernte. Das macht mich neugierig. »Hörst du noch etwas von deinem Exfreund?«
»James? Nein, nicht mehr. Er hat mich eine Zeitlang bedrängt, als wir schon Schluss gemacht hatten, aber er hörte schließlich auf, nachdem ich herausgefunden hatte, was er mir für Lügen aufgetischt hatte.«
»Was heißt das?«
»Andere Frauen, Drogen … und noch vieles mehr, aber das war am schlimmsten. Das und die Tatsache, dass so viele Menschen die Wahrheit über ihn wussten, während ich jahrelang keine Ahnung hatte. Ich kam mir so dämlich vor. Und das Schlimmste war, ich habe nicht alles auf einmal herausgefunden. Stückchenweise habe ich es von seinen und meinen Arbeitskollegen erfahren, da eine Freundin von mir mit einem seiner Kollegen zusammen war, und es war entsetzlich – furchtbar! –, weil ich ihn nicht ein für alle Mal in den Wind schießen konnte, denn alles kam erst nach und nach ans Licht. Ich fühlte mich wie der letzte Dreck. Ich weiß, niemand überbringt gern schlechte Nachrichten, aber es wäre mir lieber gewesen, wenn sich nur einer von ihnen mit mir hingesetzt und mir alles auf einmal erzählt hätte.« Bei der Erinnerung funkeln ihre grünbraunen Augen.
»Das ist übel«, murmele ich und weiß doch, dass kein Kommentar dem Ausmaß des Verrats durch ihren Exfreund gerecht wird.
»Letzten Endes hat sich alles zum Besten gewendet.«
»Ja. Du und Nathan, ihr seid das perfekte Paar«, stimme ich ihr lächelnd zu.
Sie muss lachen. »Wenn mir das jemand vor zwei Jahren gesagt hätte! Theoretisch sah es ganz anders aus!«
Ich sehe sie fragend an.
»James und ich waren ein Paar wie aus dem Bilderbuch, während Nathan zwei Jahre jünger ist als ich, und als ich ihn kennenlernte, war er nur ein wilder
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