Immer wieder du: Roman (German Edition)
vorhat, weiter zu trinken, aber nachdem ich gestern Abend wieder allein war, will ich diese Einladung nicht ausschlagen. Es könnte meine letzte sein.
»Macht es dir etwas aus, wenn ich bleibe?«, frage ich Ben.
»Natürlich nicht«, erwidert er und tritt einen Schritt zurück. »Bis Montag dann?«
»Ich hoffe«, erwidere ich.
»Tschüss, Ben.« Josh winkt ihm etwas zu fröhlich nach.
»Bis dann.«
Mir wird ein bisschen schwer ums Herz, als ich Ben nachschaue. Ich habe ein schlechtes Gewissen, meinen einzigen Freund für ein besseres Angebot abserviert zu haben. Aber es wird ihm schon nichts ausmachen. Und als Josh mir ein sexy Grinsen schenkt und mich an den Tisch bittet, werden alle Gedanken an Ben aus meinem Kopf vertrieben.
Kapitel 4
Ein Kumpel von Josh steht auf und macht sich auf die Suche nach einem Stuhl. Josh zeigt auf den jetzt freien Platz neben sich. Ich zwänge mich an den anderen vorbei und stelle fest, dass ich nervös bin.
»Drinnen ist vielleicht noch einer«, sagt der Typ, der noch immer nach einem Stuhl sucht.
»Kannst du Lily einen Drink besorgen, wenn du schon mal dabei bist?«, ruft Josh ihm nach. Dann, an mich gewandt: »Was möchtest du trinken?«
»Oh, ähm, kann ich bitte ein Cider haben?« Ich frage mich, wie scharf sie hier gegen den Verkauf von Alkohol an Minderjährige vorgehen. »Danke!«, füge ich hinzu.
»Kein Problem«, lautet die gutmütige Antwort.
»Leute, das ist Lily«, sagt Josh zu den anderen am Tisch. »Meine neue – was bist du? Stiefschwester? Halbschwester?«
Eins der Mädchen kichert.
»Mitbewohnerin«, sage ich.
»Na gut.«
»Lou, Alex, Tiff, Brian.« Er zeigt der Reihe nach auf seine Freunde. »Und der Typ, der dir was zu trinken holt, heißt Shane«, ergänzt er.
»Ist dir nicht zu warm in der Jeans?«, fragt mich das erste Mädchen, Lou.
»Nein«, erwidere ich geradeheraus. Sie hat langes, glattes blondes Haar und trägt eine lindgrüne Weste, die das dunkle Braun ihrer schlanken Arme hervorhebt. Ich vermute, dass sie einen sehr kurzen Rock anhat, aber der Tisch versperrt mir die Sicht.
»Seit wann bist du in Australien?«, fragt das andere Mädchen, Tiff.
»Seit Samstag.«
»Dauert der Flug nicht fast vierundzwanzig Stunden?«
»Genau.«
»Das würde ich nicht aushalten«, schaltet Lou sich ein. »Fliegen soll die Haut ja ziemlich stark austrocknen.« Bei dieser Bemerkung huscht ihr Blick über mein Gesicht. Ich weiß sofort, dass ich sie nicht leiden kann.
Shane kommt mit meinem Getränk und einem Stuhl zurück. Ich bedanke mich bei ihm und spähe in das Glas. Es ist voller Eis.
»Stimmt was nicht?«, fragt Josh.
Unwillkürlich muss ich grinsen. »Bei euch gibt es Cider mit Eis?«
»Ja-ha«, sagt Lou und zieht ein Gesicht. »Wie trinkt ihr Tommies das denn?«
»Wir trinken es ohne Eis.«
»Stimmt, bei euch dreht sich alles um warmes Bier, nicht?«, mischt einer der Jungs sich lachend ein. Ich spüre, wie meine Wangen rot werden.
»Du kriegst Ärger, wenn du über die Tommies herziehst, Kumpel«, sagt Josh.
»Äh, fehlt dir dein Zuhause?«, fragt Tiff im Tonfall eines kleinen Mädchens.
Shane verzieht das Gesicht. »Warum?«
»Das frag ich auch dauernd.« Josh versetzt ihm einen Klaps auf den Arm.
Ob ich Ben wohl noch einholen kann?
»Verdammte Scheiße!«, kreischt Lou und springt auf.
»Shit, tut mir leid«, sagt einer der Jungs und streift Flüssigkeit von ihrem (yep: sehr kurzen) Rock.
»Nimm die Finger weg, Alex!«, quietscht sie und schlägt nach seiner Hand. »Und hör auf, dein verdammtes Bier zu verschütten!«
Ich atme einmal kurz durch, erleichtert, dass ich nicht mehr im Mittelpunkt stehe.
Der Cider schmeckt, wie sich herausstellt, auf Eis wirklich ganz gut. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass ich zu Hause in England so etwas trinken würde. Aber es ist ein heißer Spätnachmittag, und wenn ich ehrlich bin, habe ich die ganze Woche in meiner Jeans geschwitzt. Ich habe nur noch nicht gewagt, meine bleichen Beine zu zeigen. Ich weiß nicht, wann ich das tun werde, oder ob überhaupt. Ob ich die nächsten beiden Jahre wohl in Hosen überstehe?
Moment, muss ich am Ende Khakishorts tragen, wenn ich im Naturschutzpark arbeite?
Neiiin!
»Ich weiß, was du zum Geburtstag geschenkt bekommst.« Joshs Singsang reißt mich aus meinen Gedanken.
Ich schaue ihn an. »Hä?« Er tut so, als verschließe er seine Lippen. »Komm schon, wer hat über meinen Geburtstag gesprochen?«, hake ich nach. Er schüttelt
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