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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Morgen wartet meine Mum vor meiner Zimmertür und fordert eine Modenschau von mir.
    »Komm schon, Lily, so schlimm kann es nicht sein.«
    »Schlimmer«, brülle ich.
    Der Türknauf dreht sich. Ich springe zur Tür, halte sie zu.
    »Mach dich nicht lächerlich«, mahnt Mum.
    »Komm schon raus!«, ruft Michael.
    »Ich sehe scheiße aus«, rufe ich zurück. Ich erhasche einen Blick auf mich im Spiegel des Kleiderschranks und möchte am liebsten heulen. Meine Mum dreht erneut am Türknauf. Ich reagiere zu langsam, und sie kommt hereingestürzt.
    »Hau ab!«, kreische ich und beuge mich vor, um meine Beine zu verstecken.
    »Was stellst du dich so an?«, sagt Mum verärgert. »Du siehst doch prima aus.«
    »Nein!«
    »In ein paar Tagen wirst du schön braun sein«, sagt sie.
    »Nicht, wenn ich weiterhin Faktor 30 benutzen muss, als ob es kein Morgen mehr gibt. Ich bin es so leid, jeden Tag Sonnencreme aufzutragen«, jammere ich.
    »Tja, du wirst aber auch nicht braun, wenn du die ganze Zeit Jeans anhast«, sagt sie. Ich werfe einen vorsichtigen Blick auf mein Spiegelbild, und sie spürt meine Widerborstigkeit schwinden. »Überleg doch mal, was du von dem zusätzlichen Taschengeld kaufen kannst«, fügt sie hinzu.
    Ich bekomme nicht viel für den Job, aber ich würde auch umsonst arbeiten, daher ist es nur ein zusätzliches Plus. Wie es momentan aussieht, arbeite ich an fünf Tagen in der Woche, bis ich Ende Januar mit der Schule anfange, was ohnehin nur noch sechs Wochen sind. Ich kann noch nicht glauben, was für ein Glück ich habe.
    »Komm schon, Schätzchen! Wir fahren jetzt lieber zur Arbeit«, sagt Michael.
    Ich überwinde mich, folge ihm aus meinem Zimmer und erblicke kurz darauf einen verschlafenen Josh im Flur. Er sieht meine Shorts und fängt an zu kichern.
    »Verpiss dich!«, rufe ich.
    »Nicht in diesem Ton«, sagt Mum verärgert.
    Michael versucht mich auf dem Weg zur Arbeit aufzumuntern. »Morgen hast du also Geburtstag. Um wie viel Uhr ist die theoretische Prüfung?« Seit Sonntag habe ich fanatisch das Driver’s Handbook studiert – die australische Version der Verkehrsregeln. Hier läuft es so, dass man zuerst einen theoretischen Test machen muss, bevor man sich ans Steuer setzen darf, dann muss ich so lange mit Anfängerplakette fahren, bis ich meine praktische Fahrprüfung ablegen kann. Bestehe ich die, bekomme ich – vorerst – für ein Jahr die Plakette P. Gott sei Dank unterscheiden sich die Verkehrsregeln hier nicht so sehr von denen in England.
    »Um elf«, beantworte ich Michaels Frage. »Meinst du, jemand hat was dagegen, wenn ich den Tag freinehme?«
    »Natürlich nicht. Schon gar nicht bei all der Arbeit, die du bisher geleistet hast. Du bist ein echter Glücksfall für uns!«
    Ben nimmt meine Shorts nicht einmal zur Kenntnis, und dafür bin ich dankbar. Für ihn ist das ganz normal.
    »Gleich kommt der Tierarzt zur wöchentlichen Untersuchung, und ich möchte, dass er sich einen der Koalas ansieht.«
    »Was hat er denn?«
    »Er verliert seit einigen Tagen an Gewicht. Könntest du die Berichtsblätter aus dem Büro holen?«
    »Klar.« Als ich zurückkomme, ist der Tierarzt schon da. Ben, der auch dabei ist, stellt mich vor. »Lily, das ist Dave. Dave ist ein alter Freund von mir, den ich seit dem Studium kenne.«
    »Hi.« Ich gebe ihm die Hand. Dave ist größer und schlaksiger als Ben, hat dunkleres Haar und ein schiefes Grinsen.
    »Ben hat mir erzählt, du willst Tierärztin werden?« Er spricht leise, als wolle er den Koala nicht erschrecken, aber die Frage trifft mich trotzdem unvorbereitet.
    »Sie hat behauptet, ihre Zensuren seien nicht gut genug«, schaltet Ben sich ein und fügt hinzu: »Lily geht noch zur Schule. Sie ist erst fünfzehn.«
    »Morgen sechzehn«, rufe ich ihm ins Gedächtnis.
    »Du hast noch genug Zeit, um sie zu verbessern«, sagt Dave. Verlegen trete ich von einem Fuß auf den anderen.
    »Morgen Geburtstag?«, wechselt Ben das Thema, während Dave den Koala auf eine Bank hebt und mit der Untersuchung beginnt. Mir fällt auf, dass die Ohren des Tieres nach hinten weisen, ein Zeichen für seinen schlechten Gesundheitszustand, wie Ben mir an meinem zweiten Tag erklärt hat.
    »Yep.«
    »Weißt du, was du geschenkt bekommst?«
    Ich werfe ihm einen verschlagenen Blick zu. »Weißt du denn, was ich bekomme?«
    »Nein.« Rasch schaut er zur Seite.
    »Und ob du es weißt«, flüstere ich deutlich vernehmbar. »Wissen denn alle außer mir, dass ich ein Auto

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