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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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aufgeben. Diesmal will ich nicht weglaufen.
    Wundert es jemanden, dass mich am nächsten Morgen mein Mut verlässt, als Michael und ich zur Arbeit aufbrechen? Ich versuche, mir eine Möglichkeit einfallen zu lassen, wie ich Ben tagsüber aus dem Weg gehen kann, aber er ist schon im Aufenthaltsraum, als wir eintreffen.
    »Wie war dein freier Tag?«, fragt Michael und überlässt es mir, mich in Ruhe um den Tee zu kümmern. Ich bin dankbar, dass ich etwas zu tun habe.
    »Ja, ganz nett, danke«, erwidert Ben.
    »Möchtest du einen?«, bringe ich es fertig, Ben zu fragen. Ich werde mich von dir nicht unterkriegen lassen! Und dann muss ich beinahe über meine eigene Dramatik kichern.
    »Ähm, klar«, erwidert Ben, offenbar verblüfft, mich nicht am Rande eines hysterischen Nervenzusammenbruchs zu sehen.
    Geschieht dir recht, Freundchen, sage ich mir. Ich werde mich nicht von dir unterkriegen lassen! Ich kämpfe noch immer gegen meinen Lachanfall, als ich ihm seinen Tee reiche.
    »Danke.«
    »Prost!«, sage ich munter und stoße mit ihm und Michael an. Die beiden tauschen einen Blick aus, als hielten sie mich für verrückt.
    »Ich geh mal kurz raus«, teile ich ihnen mit und bin schon weg.
    Ich hole tief Atem und stoße ihn laut aus, schlendere über den Weg, der vom Aufenthaltsraum fortführt, den Becher mit heißem Tee in der Hand. Ich bleibe vor einigen Vogelkäfigen stehen und starre durch das Gitter auf einen Langschwanztriel. Seine großen forschenden Augen sehen mich unverwandt an. Diese Vögel haben beinahe etwas Kindliches.
    Als ich Schritte näher kommen höre, drehe ich den Kopf zur Wegbiegung, und meine Hände fangen an zu zittern, als ich Ben um die Kurve kommen sehe. Rasch zwinge ich mich, einen Schluck Tee zu trinken, damit ich etwas zu tun habe.
    »Hi«, sagt er.
    »Hallo.«
    »Wie geht’s?« Man muss ihm zugutehalten, dass er sich bemüht, fröhlich zu klingen.
    »Gut.«
    »Kommst du heute mit, um bei den Koalas zu helfen?«
    »Hm, weiß nicht genau.«
    »Gut.« Er reibt sich die Stirn. »Ich könnte Hilfe gebrauchen. Zwei Koalas sind im Moment auf Heinz-Diät. Das heißt, sie haben Untergewicht. Wir füttern sie mit Kürbis und Zuckermais-Babynahrung – aus der Dose – damit sie nicht weiter abnehmen.«
    »Ah, ja.«
    »Lily, ich …«
    »Ja«, unterbreche ich ihn. »Du kannst auf mich zählen.«
    Er lächelt erleichtert. »Cool. Gut. Dann bis gleich, ja?«
    »Sobald ich meinen Tee getrunken habe.« Schlürf.
    »Cool«, wiederholt er.
    Und dann ist er weg. Ich seufze.
    Im Laufe des Tages lässt die Befangenheit zwischen uns allmählich nach. Die Demütigung hatte vorübergehend meine Gefühle für ihn gedämpft, aber sowie meine Verlegenheit verblasst, kehrt der Schmerz wieder in mein Herz zurück. Ich kann nicht fassen, dass Ben ans andere Ende der Welt gehen will, um zu heiraten. Ich muss mir größte Mühe geben, um nicht darüber nachzudenken.
    »Was machst du Silvester?«, fragt er, als wir um fünf Uhr zum Aufenthaltsraum zurückgehen.
    »Ich weiß noch nicht. Josh und seine Kumpels gehen in einen Club in Adelaide, aber ich will nicht riskieren, wieder nach dem Ausweis gefragt zu werden. In der Stadt sind sie etwas strenger damit.«
    »Hm, stimmt.«
    Wie alt seine Freundin wohl ist?
    »Und was ist mit dir?«, frage ich.
    »Ich weiß es auch noch nicht, und das ist irgendwie beschissen, immerhin ist es das Millennium. Meine Kumpel haben alle schon seit einem Jahr etwas geplant, aber ich weiß nicht … ich gehe nicht gern in Clubs.«
    »Aha?«
    »Ja. Die sind so verqualmt und überfüllt. Mit Idioten«, sagt er, und ich muss lachen. »Tut mir leid, ich meine damit nicht Josh«, fügt er hinzu.
    »Tust du wohl.«
    Ben grinst. Dann erzählt er: »Wahrscheinlich steige ich einfach nur auf den Mount Lofty und sehe mir von oben das Feuerwerk an.«
    »Ganz allein?«, frage ich ungläubig.
    »Warum nicht?«
    »An Silvester? Um das Jahr 2000 zu begrüßen? Das kannst du doch nicht machen!«, rufe ich.
    »Warum nicht?«
    »Loser.«
    »Vielleicht nehme ich Olivia mit.«
    »Das ist ja noch trauriger.«
    »Egal.« Er zuckt mit den Schultern.
    Auf diese Weise überstehen wir die nächsten beiden Tage, und ehe ich mich versehe, ist Freitagabend und Silvester. Widerwillig habe ich den Gedanken an Clubs aufgegeben, und deshalb muss ich darauf verzichten, das neue Jahrtausend mit Leuten zu begrüßen, die ungefähr in meinem Alter sind. Die einzige Alternative, die mir bleibt, stammt von Michael. Er hat ein

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